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VCD Auto-Umweltliste
Diesel-Motor nicht empfehlenswert

Wer beim Autokauf auf positive Umweltwerte achten möchte, kann einen Blick auf die Auto-Umweltliste vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) werfen: Der Verein testet Neuwagen auf Schadstoffwerte und Sparsamkeit. Diesmal kam nur ein Diesel-Auto auf akzeptable Stickoxidwerte - eine Empfehlung sprang dabei trotzdem nicht raus.

Von Daniela Siebert | 07.09.2017
    Drei Kleinwagen aus dem Volkswagen-Konzern stehen am 14.08.2013 in Berlin.
    Das Ranking des VCD soll eine Entscheidungshilfe beim Autokauf sein - und gleichzeitig als Druckmittel gegenüber Industrie und Politik dienen. (dpa)
    Es sind hauptsächlich zwei Kriterien, die Pkw erfüllen mussten, um in die Umweltliste des VCD aufgenommen zu werden: Schadstoffwerte, die auch in Zukunft die Einfahrt in Innenstädte erlauben, und Sparsamkeit. Im Energieverbrauch wohlgemerkt, nicht im Anschaffungs- oder gar Unterhalts-Preis.
    Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland:
    "Wir haben natürlich nur solche Fahrzeuge aufgenommen, die auch einigermaßen energieeffizient sind, die nicht zu viel Treibhausgas CO2 ausblasen, da gibt es eine Grenze bei 150g CO2 - nicht im Labor, sondern im Realbetrieb!"
    Kein Dieselfahrzeug auf der Empfehlungsliste
    Am Ende haben es 34 Fahrzeuge auf die Liste geschafft. Darunter sechs Benzin-Elektro-Hybride, fünf Erdgasfahrzeuge, 13 Benziner und zehn Elektroautos. Die besten Fahrzeuge aus Sicht des VCD:
    "Das sind einmal Benzin-Elektro-Hybride, batterie-elektrische Autos, kleine Benziner, die keinen Partikelfilter brauchen, weil sie nicht Direkteinspritzer sind, und es sind Erdgasfahrzeuge."
    Diesel-Fahrzeuge finden sich in der Umweltliste überhaupt keine. "Wer reitet schon ein totes Pferd?", schreibt der VCD in seinem Begleittext dazu. Das einzig wirklich gute Auto mit nachgewiesen niedrigem Stickoxid-Ausstoß unter den Dieseln sei der Mercedes E220d, der verbrauche aber zu viel Sprit und sei auch wegen des Risikos von Fahrverboten nicht zu empfehlen, so der VCD.
    Was ist mit konventionellen Benzinern?
    Eine ambivalente Botschaft hat der Verkehrsclub an potenzielle Autokäufer in Sachen Benziner. Ja - wenn es leichte sparsame Stadtautos sind ohne Direkteinspritzung, wie zum Beispiel der Citroen C1 VTi 68 Stop & Start. Nein - wenn es ein Benziner mit Direkteinspritzung ist, denn die würden derzeit noch ohne Partikelfilter verkauft, obwohl sie gesundheitsschädliche ultrafeine Partikel ausstoßen.
    "Seit vielen Jahren verspricht die Autoindustrie eine Technik einzubauen, einen billigen Filter einzubauen, der reicht, aber sie haben es nicht getan. Wir vermuten inzwischen - seit das Kartell aufgedeckt wurde -, dass sich dort die Autohersteller tatsächlich abgesprochen haben."
    Kritik an der deutschen Automobilindustrie
    Transparenz, Umwelt- und Verbraucherfreundlichkeit scheint bei der Automobilindustrie noch immer nicht groß geschrieben zu werden. Denn der VCD hatte für die Erstellung der Umweltliste auch Daten aus Straßenmessungen und dem - im Vergleich zum bisherigen - realitätsnäheren Prüfstandverfahren WLTP abgefragt. Doch die Hersteller mauerten weitgehend. Gerd Lottsiepen vermutet:
    "Weil die Werte halt deutlich über den alten Werten liegen, und da will keiner vorpreschen. Am besten und am positivsten ist dort der PSA-Konzern, also Peugeot, Citroën und DS, die tatsächlich die Werte von Straßenmessungen herausgegeben haben, und die sind halt deutlich über den Laborwerten, die bisher kommuniziert wurden."
    Außen vor ließ der Verkehrsclub Deutschland auch Wasserstoff-Autos von Hyundai und Toyota. Begründung: Wasserstoff rechne sich ökologisch nicht und es gebe fast keine Tankmöglichkeiten.
    Alles in allem ist die Umweltliste für Verbraucher, die über einen Fahrzeugkauf nachdenken, eine sehr gute Orientierung: Was der Markt derzeit hergibt und warum es sich lohnen kann, noch etwas zu warten, bis sich in den Köpfen der Hersteller und im Laden neue Standards durchgesetzt haben. Feinpartikelfilter für Benziner beispielsweise werden ab 1. September 2018 Pflicht.