Freitag, 10. Mai 2024

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Gewerkschaft
Verdi-Chef verteidigt bundesweiten Warnstreik

Verdi-Chef Werneke hat den für Montag geplanten bundesweiten Warnstreik verteidigt. Ein Arbeitskampf, der keine Wirkung erziele, sei zahnlos, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende dem Sender "Phoenix". Werneke räumte zugleich ein, dass der gemeinsame Ausstand mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft zu einer Belastung für viele Menschen werde.

30.03.2023
    Das Foto zeigt Streikende am Flughafen Köln/Bonn. Sie tragen Warnwesten und stehen neben einem Schild mit der Aufschrift "Streik".
    Für Montag haben die Gewerkschaften Verdi und EVG einen bundesweiten Streik angekündigt. (dpa-news/ Oliver Berg)
    Der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, Burkert, äußerte sich im Deutschlandfunk ähnlich. Man wisse, dass man mit dem Streik sehr viele Reisende treffe, man habe aber keine andere Wahl. Burkert warf den Arbeitgebern und dabei besonders der Deutschen Bahn vor, bisher kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt zu haben. Im Bereich der Mobilität müsse dringend etwas für die Arbeitnehmer getan werden, es reiche finanziell hinten und vorne nicht.

    Kritik an Streikvorhaben

    Angesichts des Streiks mehren sich kritische und mahnende Stimmen. Der Bundesverband Güterverkehr befürchtet ein "Versorgungschaos", Arbeitgeberverbände werfen den Gewerkschaften überzogenes Handeln vor.
    Ein Blick nach Frankreich zeige, wohin es führe, wenn man sich auf die schiefe Ebene begebe, sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Kampeter, der Deutschen Presse-Agentur. Die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, Welge, rief die Gewerkschaften zu konstruktiven Zeichen für die nächste Tarifrunde für den öffentlichen Dienst der Kommunen und des Bundes auf. Diese beginnt am Montag und gilt neben den Tarifgesprächen bei der Bahn als entscheidender Hintergrund für die Warnstreiks.

    Versorgungsengpässe befürchtet

    Der Präsident des Bundesverbands Güterverkehr und Logistik, Engelhardt, warnte vor Versorgungsengpässen. Er forderte, das Fahrverbot für LKW an diesem Sonntag aufzuheben. Ansonsten drohe ein Versorgungschaos und ein wirtschaftlicher Millionenschaden, sagte Engelhardt der "Bild"-Zeitung.
    Die Folgen der Warnstreiks im Luftverkehr könnten Passagiere nach Einschätzung der Luftverkehrswirtschaft noch bei Reisen in den Osterurlaub zu spüren bekommen. Die andauernde Kette sogenannter Warnstreiks an immer neuen Stellen der Flughäfen treffe den gesamten Betrieb - auch da, wo gar keine Tarifverhandlungen geführt würden, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Lammers. Leidtragende seien die Reisenden, aber auch die Luftverkehrsunternehmen, die sich nach den Corona-Beschränkungen wieder für einen reibungslosen Flugbetrieb engagierten.

    Deutsche Bahn stellt Fernverkehr ein

    Wegen des großangelegten Warnstreiks der Gewerkschaften Verdi und EVG stellt die Deutsche Bahn am Montag den gesamten Fernverkehr ein. Auch im Regionalverkehr werde kaum ein Zug fahren, teilte der Konzern mit. Bereits am Sonntag sei mit ersten Beeinträchtigungen zu rechnen. Betroffen ist auch der Personennahverkehr. Flugreisende erwarten ebenfalls massive Einschränkungen. Bundesverkehrsminister Wissing appellierte an die Gewerkschaften, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein und die Auswirkungen auf die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten.

    Gewerkschaften erhöhen Druck auf Arbeitgeber

    Mit den Aktionen erhöht ver.di den Druck für die am Montag beginnende dritte Verhandlungsrunde mit Bund und Kommunen. Gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb fordert die Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr Lohn. Die Arbeitgeber hatten in der zweiten Verhandlungsrunde Ende Februar ein Angebot vorgelegt. Es umfasst unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2.500 Euro.
    Ende Februar begannen zudem die Verhandlungen der EVG mit der Bahn und rund 50 weiteren Eisenbahn-Unternehmen. Die Gewerkschaft hatte in der vergangenen Woche ein erstes Angebot der Bahn abgelehnt. Sie fordert mindestens 650 Euro mehr Lohn. Bei den höheren Entgelten strebt sie eine Steigerung um zwölf Prozent an bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Die Bahn hatte unter anderem angeboten, die Löhne der rund 180.000 betroffenen Beschäftigten in zwei Schritten um insgesamt fünf Prozent anzuheben sowie mehrere Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2.500 Euro in Aussicht gestellt.
    Diese Nachricht wurde am 24.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.