Büttner: Guten Morgen.
Engels: Wir wissen nicht, was die Deutsche Bank nun eigentlich plant. Rechnen Sie denn noch mit einem Angebot?
Büttner: Ich weiß natürlich auch nicht, was die Deutsche Bank plant, aber ich finde, es ist inzwischen unerträglich und ich denke mir mal, dass die Gerüchte jetzt unbedingt abgestellt werden müssen und die Deutsche Bank sich klar positionieren sollte, ob sie nun kaufen sollte oder nicht und allen Spekulationen eine Absage erteilen sollte, denn da hängt ja auch die Zukunft von zigtausenden von Arbeitsplätzen dran. Und es gibt schon einen großen Vertrauensschaden, wenn die Konsortialführerin selber die Mehrheit bei der Postbank anstrebt, denn sie hat, wie Ihr Kollege das sagte, in die Bücher geguckt, Insiderwissen erworben. Ich denke mir einmal, die Spekulationen müssten jetzt beendet werden und man muss wieder zur Ruhe zurückkehren und der Börsengang sollte planmäßig fortgesetzt werden.
Engels: Sie haben sich schon gestern gegen den Verkauf der Postbank an die Deutsche Bank ausgesprochen. Ein Argument haben Sie genannt, nämlich die Beschädigung des Vertrauens, was den Konsortialführer Deutsche Bank angeht. Haben Sie weitere Kritik, warum es die Deutsche Bank nun ausgerechnet nicht sein sollte?
Büttner: Zunächst einmal geht es auch hier um eine strategische Entscheidung, denn da hängen 32.000 Arbeitsplätze dran, das sind rund 13.000 in den Filialen und der Rest, noch mal rund 10.000, 11.000 Arbeitsplätze bei der Postbank. Da geht es auch um die Frage des Filialnetzes der Post, denn die Post kann ein Filialnetz nur betreiben, wenn sie lukrativ Zusatzgeschäfte betreibt. Denn von 55 Cent Briefmarkenverkauf können sie kein Filialnetz mit 13.000 Filialen aufrechterhalten, es müssen also Zusatzgeschäfte her, wie Verkauf von Schreibwaren-, Telekommunikations- und natürlich Bankdienstleistungsprodukten. Das läuft relativ, sehr, sehr gut und sehr rentabel und das besorgt auch die Einnahmen, um überhaupt dieses Filialnetz aufrecht zu erhalten. Also, nicht nur die Arbeitsplätze hängen da dran sondern, da will ich auch noch einmal ausdrücklich betonen, da hängt auch das Filialnetz dran, eine flächendeckende Postversorgung für den Bürger, denn irgendjemand muss, wie gesagt, dieses Filialnetz bezahlen. Ich will auch darauf hinweisen, wir haben als Arbeitnehmervertreter damals einem Börsengang der Postbank nur unter der Voraussetzung zugestimmt, dass die Post die Mehrheit bei der Postbank erhält und für einen Verkauf der Postbank stehen wir als Arbeitnehmervertreter eben aus diesen von mir genannten strategischen Gründen nicht zur Verfügung. Und damals, als die Postbank verkauft worden ist gab es übrigens, da will ich auch dran erinnern, noch einen Vertrag mit der Bundesregierung, aus Gründen eben halt, um dieses Filialnetz zu erhalten, dass die Postbank bis 2008 auch nicht verkauft werden darf. Also, hier hängen Arbeitsplätze dran und ich halte es für unmöglich, dass hier aus Gründen, weil man vielleicht möglicherweise Börsenkurse auch hochjubeln will, gleichzeitig die Arbeitsplätze vernichtet worden sind. Ich kann da nur der Politik und auch allen Handelnden empfehlen, zum Tagesgeschäft zurückzukehren und sich lieber auf den Abbau der Massenarbeitslosigkeit zu konzentrieren, statt eine Unternehmenspolitik zu befördern, die auf Arbeitsplatzabbau zielt.
Engels: Könnten Sie sich denn überhaupt durchsetzen mit Ihrem Anliegen, dass die Postbank nicht an einen einzelnen Interessenten verkauft wird?
Büttner: Wir sind sowohl im Aufsichtsrat der Postbank, als auch im Aufsichtsrat der Deutschen Post, die ja den Verkauf beschließen müsste, dort haben wir die paritätische Mitbestimmung und da werden wir unsere Stimmen zur Geltung bringen und dann wird man ja sehen, wie das ausgeht. Also, wir stehen als Arbeitnehmerblock für einen Verkauf der Postbank nicht zur Verfügung, das haben wir von Anfang an gesagt, das ist auch Geschäftsgrundlage, warum wir überhaupt einem Börsengang der Postbank zugestimmt haben, dass die Post die Mehrheit an der Postbank behalten muss.
Engels: Andererseits, Sie haben mit dem Bestand der Postfilialen, über die ja auch viele Geschäfte der Postbank abgewickelt werden, argumentiert, es ist ja ein fester Bestand von Postfilialen gesetzlich garantiert. Was soll denn da den Angestellten groß passieren?
Büttner: Aber welcher strategische Investor wird denn auf Dauer alle 12.000 Postfilialen behalten wollen und tatsächlich darüber auch Bankgeschäfte anbieten? Im Übrigen muss das ganze Netz ja auch finanziert werden und eine Finanzierungsgrundlage dieses Netzes ist eben auch, dass da weitere Produkte verkauft werden in diesem Netz, um zu Einnahmen zu kommen. Denn wenn es kein Geld gibt, dann wird auch das Netz abgebaut, das ist doch ganz klar.
Engels: Sie argumentieren mit den Risken für die Postbankmitarbeiter. Sehen sie denn nicht auch Chancen? Es könnte ja auch sein, dass jetzt beim ganz normal durchgezogenen Aktienbörsengang der Postbank auch ein Großaktionär sich einkauft?
Büttner: Also, ich meine, dass ein strategischer Investor vielleicht Anteile kauft, das will ich nicht ausschließen, das sind auch alles Spekulationen. Wir gehen davon aus, so waren auch die Planungen und da unterstützen wir auch den Vorstand der Post AG ausdrücklich, dass das breit gestreut wird und dass das Publikum die Aktie kaufen kann. Im Übrigen will ich darauf hinweisen, die Postbank ist eine der besten Banken Deutschlands, ein gutes Management, tolle Mitarbeiter bei der Postbank und Filialen. Sie sind hoch motiviert, blicken auch optimistisch in die Zukunft und ich weiß nicht, wo der Optimismus herkommen soll, wenn eine andere Bank sich da jetzt reinmischen sollte?
Engels: Auch Bundeskanzler Schröder, wir haben es eben im Beitrag noch einmal gehört, hält ja Bankenfusionen innerhalb Deutschlands grundsätzlich für eine gute Idee, das auch, um den hiesigen Industriestandort zu stärken. Liegt Herr Schröder falsch?
Büttner: Das will ich nicht unbedingt sagen, aber, ich meine, die Postbank wäre da wahrscheinlich nicht der geeignete Partner dafür, denn, wie gesagt, die Postbank hat ja die Besonderheit, dass sie auch noch ein Filialnetz vorhält, in dem praktisch Postdienstleistung für den Bürger angeboten wird. Diesen Zusammenhang muss man da sehen.
Engels: Rechnen Sie jetzt damit, dass der Börsengang der Postbank ganz regulär vonstatten geht?
Büttner: Wir wollen als Arbeitnehmervertreter, dass alles seinen Gang geht, das heißt also, der Börsengang bei dieser wirklich guten Bank und bei den motivierten Mitarbeitern, die das jetzt auch vorbereiten und durchsetzen und durchführen, dass dieser Börsengang jetzt planmäßig verläuft. Für eine Mehrheitsbeteiligung oder einen Verkauf der Postbank sehen wir keinen Spielraum und keine Notwendigkeit.
Engels: Rolf Büttner, Bundesvorstandsmitglied der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Post. Ich bedanke mich für das Gespräch, Herr Büttner.
Büttner: Vielen Dank.
Engels: Wir wissen nicht, was die Deutsche Bank nun eigentlich plant. Rechnen Sie denn noch mit einem Angebot?
Büttner: Ich weiß natürlich auch nicht, was die Deutsche Bank plant, aber ich finde, es ist inzwischen unerträglich und ich denke mir mal, dass die Gerüchte jetzt unbedingt abgestellt werden müssen und die Deutsche Bank sich klar positionieren sollte, ob sie nun kaufen sollte oder nicht und allen Spekulationen eine Absage erteilen sollte, denn da hängt ja auch die Zukunft von zigtausenden von Arbeitsplätzen dran. Und es gibt schon einen großen Vertrauensschaden, wenn die Konsortialführerin selber die Mehrheit bei der Postbank anstrebt, denn sie hat, wie Ihr Kollege das sagte, in die Bücher geguckt, Insiderwissen erworben. Ich denke mir einmal, die Spekulationen müssten jetzt beendet werden und man muss wieder zur Ruhe zurückkehren und der Börsengang sollte planmäßig fortgesetzt werden.
Engels: Sie haben sich schon gestern gegen den Verkauf der Postbank an die Deutsche Bank ausgesprochen. Ein Argument haben Sie genannt, nämlich die Beschädigung des Vertrauens, was den Konsortialführer Deutsche Bank angeht. Haben Sie weitere Kritik, warum es die Deutsche Bank nun ausgerechnet nicht sein sollte?
Büttner: Zunächst einmal geht es auch hier um eine strategische Entscheidung, denn da hängen 32.000 Arbeitsplätze dran, das sind rund 13.000 in den Filialen und der Rest, noch mal rund 10.000, 11.000 Arbeitsplätze bei der Postbank. Da geht es auch um die Frage des Filialnetzes der Post, denn die Post kann ein Filialnetz nur betreiben, wenn sie lukrativ Zusatzgeschäfte betreibt. Denn von 55 Cent Briefmarkenverkauf können sie kein Filialnetz mit 13.000 Filialen aufrechterhalten, es müssen also Zusatzgeschäfte her, wie Verkauf von Schreibwaren-, Telekommunikations- und natürlich Bankdienstleistungsprodukten. Das läuft relativ, sehr, sehr gut und sehr rentabel und das besorgt auch die Einnahmen, um überhaupt dieses Filialnetz aufrecht zu erhalten. Also, nicht nur die Arbeitsplätze hängen da dran sondern, da will ich auch noch einmal ausdrücklich betonen, da hängt auch das Filialnetz dran, eine flächendeckende Postversorgung für den Bürger, denn irgendjemand muss, wie gesagt, dieses Filialnetz bezahlen. Ich will auch darauf hinweisen, wir haben als Arbeitnehmervertreter damals einem Börsengang der Postbank nur unter der Voraussetzung zugestimmt, dass die Post die Mehrheit bei der Postbank erhält und für einen Verkauf der Postbank stehen wir als Arbeitnehmervertreter eben aus diesen von mir genannten strategischen Gründen nicht zur Verfügung. Und damals, als die Postbank verkauft worden ist gab es übrigens, da will ich auch dran erinnern, noch einen Vertrag mit der Bundesregierung, aus Gründen eben halt, um dieses Filialnetz zu erhalten, dass die Postbank bis 2008 auch nicht verkauft werden darf. Also, hier hängen Arbeitsplätze dran und ich halte es für unmöglich, dass hier aus Gründen, weil man vielleicht möglicherweise Börsenkurse auch hochjubeln will, gleichzeitig die Arbeitsplätze vernichtet worden sind. Ich kann da nur der Politik und auch allen Handelnden empfehlen, zum Tagesgeschäft zurückzukehren und sich lieber auf den Abbau der Massenarbeitslosigkeit zu konzentrieren, statt eine Unternehmenspolitik zu befördern, die auf Arbeitsplatzabbau zielt.
Engels: Könnten Sie sich denn überhaupt durchsetzen mit Ihrem Anliegen, dass die Postbank nicht an einen einzelnen Interessenten verkauft wird?
Büttner: Wir sind sowohl im Aufsichtsrat der Postbank, als auch im Aufsichtsrat der Deutschen Post, die ja den Verkauf beschließen müsste, dort haben wir die paritätische Mitbestimmung und da werden wir unsere Stimmen zur Geltung bringen und dann wird man ja sehen, wie das ausgeht. Also, wir stehen als Arbeitnehmerblock für einen Verkauf der Postbank nicht zur Verfügung, das haben wir von Anfang an gesagt, das ist auch Geschäftsgrundlage, warum wir überhaupt einem Börsengang der Postbank zugestimmt haben, dass die Post die Mehrheit an der Postbank behalten muss.
Engels: Andererseits, Sie haben mit dem Bestand der Postfilialen, über die ja auch viele Geschäfte der Postbank abgewickelt werden, argumentiert, es ist ja ein fester Bestand von Postfilialen gesetzlich garantiert. Was soll denn da den Angestellten groß passieren?
Büttner: Aber welcher strategische Investor wird denn auf Dauer alle 12.000 Postfilialen behalten wollen und tatsächlich darüber auch Bankgeschäfte anbieten? Im Übrigen muss das ganze Netz ja auch finanziert werden und eine Finanzierungsgrundlage dieses Netzes ist eben auch, dass da weitere Produkte verkauft werden in diesem Netz, um zu Einnahmen zu kommen. Denn wenn es kein Geld gibt, dann wird auch das Netz abgebaut, das ist doch ganz klar.
Engels: Sie argumentieren mit den Risken für die Postbankmitarbeiter. Sehen sie denn nicht auch Chancen? Es könnte ja auch sein, dass jetzt beim ganz normal durchgezogenen Aktienbörsengang der Postbank auch ein Großaktionär sich einkauft?
Büttner: Also, ich meine, dass ein strategischer Investor vielleicht Anteile kauft, das will ich nicht ausschließen, das sind auch alles Spekulationen. Wir gehen davon aus, so waren auch die Planungen und da unterstützen wir auch den Vorstand der Post AG ausdrücklich, dass das breit gestreut wird und dass das Publikum die Aktie kaufen kann. Im Übrigen will ich darauf hinweisen, die Postbank ist eine der besten Banken Deutschlands, ein gutes Management, tolle Mitarbeiter bei der Postbank und Filialen. Sie sind hoch motiviert, blicken auch optimistisch in die Zukunft und ich weiß nicht, wo der Optimismus herkommen soll, wenn eine andere Bank sich da jetzt reinmischen sollte?
Engels: Auch Bundeskanzler Schröder, wir haben es eben im Beitrag noch einmal gehört, hält ja Bankenfusionen innerhalb Deutschlands grundsätzlich für eine gute Idee, das auch, um den hiesigen Industriestandort zu stärken. Liegt Herr Schröder falsch?
Büttner: Das will ich nicht unbedingt sagen, aber, ich meine, die Postbank wäre da wahrscheinlich nicht der geeignete Partner dafür, denn, wie gesagt, die Postbank hat ja die Besonderheit, dass sie auch noch ein Filialnetz vorhält, in dem praktisch Postdienstleistung für den Bürger angeboten wird. Diesen Zusammenhang muss man da sehen.
Engels: Rechnen Sie jetzt damit, dass der Börsengang der Postbank ganz regulär vonstatten geht?
Büttner: Wir wollen als Arbeitnehmervertreter, dass alles seinen Gang geht, das heißt also, der Börsengang bei dieser wirklich guten Bank und bei den motivierten Mitarbeitern, die das jetzt auch vorbereiten und durchsetzen und durchführen, dass dieser Börsengang jetzt planmäßig verläuft. Für eine Mehrheitsbeteiligung oder einen Verkauf der Postbank sehen wir keinen Spielraum und keine Notwendigkeit.
Engels: Rolf Büttner, Bundesvorstandsmitglied der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Post. Ich bedanke mich für das Gespräch, Herr Büttner.
Büttner: Vielen Dank.