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Verkehrsprojekt in Monheim
Erste autonome Busse starten im Herbst

Monheim in Nordrhein-Westfalen ist die erste Stadt Europas, die autonom fahrende Elektrobusse im Linienverkehr einsetzt. Die Busse, die schon ab Herbst Fahrgäste durch die Gegend transportieren sollen, wurden nun vorgestellt. Mit ein paar Startschwierigkeiten.

Von Moritz Küpper | 28.03.2019
Ein autonom fahrender Bus von "easy mile" fährt über den Monheimer Busbahnhof.
Ganz allein dürfen die autonomen Busse nicht fahren (picture alliance / dpa / Oliver Berg)
Zwei der sogenannten Operatoren, also der Begleiter, stehen in dem kleinen Bus, gucken auf ein Display.
"Sicherheit. So." - "Sobald das nicht mehr blinkt, kann man reindrücken." - "Wir animieren jetzt das Fahrzeug."
Sie drehen an einem Schlüssel, drücken einen Knopf.
"Ready - und los."
Erwartungsvolles Schweigen unter den Test-Fahrgästen – doch es passiert nichts. Die Mikrofone der Pressevertreter, bei der Präsentation des autonom fahrenden Busses, zeichnen Stille auf. Das kleine Gefährt, etwa drei Meter lang, in dem zwölf Personen Platz finden, helle Holzbänke, Kameras und Sensoren innen wie außen, bleibt einfach stehen.
"Na, es ist immer ein bisschen tricky. Mission starten. So, jetzt müsste es eigentlich losgehen."
Autonome Busse sollen Altstadt an Bus-Netz anbinden
Stattdessen geht die Tür auf. Der Vorführeffekt, doch ehrlicherweise passt es ganz gut. Denn: Vom autonomen Fahren wird ja schon lange gesprochen – ohne das etwas passiert. Doch hier, auf dem Parkplatz der BSM, Monheims Bahnen, wird dies nun Wirklichkeit. Als erste Kommune europaweit, sollen in der kleinen Stadt am Rhein, noch in diesem Jahr die ersten autonomen Busse fahren. Fünf Stück a 300.000 Euro hat die Stadt bestellt, insgesamt kostet das Pilotprojekt, mit dessen Hilfe die Altstadt an das klassische Bus-Netz angebunden werden soll, 2,1 Millionen Euro. Dafür werden Poller versenkbar gemacht, die Strecke präpariert.
"So, jetzt Tür zu."
Das Prozedere beginnt von vorne.
"Ich weiß jetzt, warum wir nicht gefahren sind. Weil hier eine Haltstelle ist und wir 30 Sekunden Stand haben. Und da stehen die Leute leider im Weg und deswegen kommen wir nicht voran."
Doch jetzt geht es los. Langsam ruckelt das Gefährt voran – und ein Radio-Kollege beginnt seine Reportage:
"Gemächlich, mit sagen wir mal 10, 15 Stundenkilometer drehen wir hier eine kleine Runde im Betriebshof der Monheimer Bahnen."
Der Innenraum eines autonom fahrenden Busses von "easy mile" in Monheim
Blick in einen autonom fahrenden Buss (picture alliance / dpa / Oliver Berg)
Die Menschen draußen gehen zur Seite, doch die Sensoren der Maschine sind sensibel:
"Man merkt, dass er bremst. Sobald da Leute stehen, bremst er. Er erkennt einen Gegenstand, was nicht dahingehört, dann bleibt er stehen."
Ganz allein darf kein Fahrzeug fahren
Dann wären – im Praxisbetrieb – die Operatoren gefragt. Die Gesetzeslage in Deutschland ist ohnehin so, dass diese Begleitpersonen weiter vorgeschrieben sind. Ganz allein, darf kein Fahrzeug fahren. Auf der Teststrecke geht es jetzt an einen Bahnübergang.
"So, wie die den hier eingestellt haben auf den Schienen, immer schön langsam. Jetzt wird er dann gleich schneller."
"Wir beschleunigen auf 9 km/h, auf der Geraden sind wir dann bei 11 km/h, wenn wir dann den Wendekreis anfahren bei 6 km/h, das gleiche dann wieder zurück."
Das kleine Display im Bus zeigt Geschwindigkeit – und die Akku-Leistung: Bei 88 Prozent liegt diese gerade noch, was eine Reichweite von 790 Kilometern ergibt. Aber:
"Bei dem Tempo will das aber keiner…"
Gelächter im Bus. Draußen an der Strecke steht Michael Hamann, Betriebsleiter bei Monheims Bahnen. Seit etwa zehn Jahren arbeitet der 58-Jährige nun hier. Autonomes Fahren hat er sich damals nicht vorstellen können:
"Nein, auf keinen Fall."
Nun schaut er stolz auf den Bus, den ein französisches Start-Up gebaut hat. Etwa zwei Kilometer wird die künftige Strecke lang sein.
"Wir haben eine Linie, die vom Busbahnhof in die Altstadt führt, wir müssen zum einen durch den Schelmenturm durch, der relativ eng ist."
Erste Test-Fahrgäste im Frühsommer
Der Zugang zur Altstadt. Der Bus ist genau dafür proportioniert. Eine Vielzahl von Sensoren ist an der Ringlinie angebracht, steuern den Wagen. Mögliche Hindernisse und Orientierungspunkte muss die Maschine demnächst lernen. Beim Testbetrieb wird das Fahrzeug nun langsamer.
"Genau, jetzt kommt der Bus zum Stehen."
Ab dem Frühsommer können wohl auch erste Testgäste mitfahren können. Und ab Ende des Jahres soll der Linienbetrieb laufen. Von sieben bis 24 Uhr, im Zehn-Minuten-Takt, werden die Gefährte durch Monheim rollen. Sieben Tage die Woche. Im kleinen Bus wiegen die Gäste nach der 3-minütigen Testfahrt die Köpfe hin und her:
"Das hat jetzt noch die Qualität eines Spielzeugs." - "Ja, das sehe ich auch." - "Das kommt ja alles erst noch."
Manchmal schneller als man denkt, wie eben in Monheim.