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''Verlängerung der Wochenarbeitszeit sinnvoll''

Heuer: Wir wollen dieses Thema, die Feiertagsdiskussion jetzt vertiefen im Gespräch mit Dr. Eckhardt. Wohlers, er ist Konjunkturchef beim Hamburgischen Weltwirtschaftsarchiv. Guten Tag, Herr Wohlers.

    Wohlers: Guten Tag, Frau Heuer.

    Heuer: Mehr arbeiten, weniger ruhen, das bedeutet unterm Strich mehr Produktivität und damit mehr Wachstum und Wohlstand. Das klingt logisch. Geht diese einfache Rechnung wirklich auf?

    Wohlers: Man muss sicherlich etwas differenzieren. Das, was Herr Clement vorgeschlagen hat, ist sicherlich kein geeignetes Mittel, um kurzfristig die Konjunktur anzukurbeln, aber man würde das auch nicht gleich in Bausch und Bogen verdammen, denn einerseits, man muss es im Kontext sehen, wir haben relativ lange Urlaub, relativ kurze Wochenarbeitszeit und relativ viele Feiertage. Wenn man das alles zusammennimmt, haben wir doch relativ hohe Kosten pro Arbeitsstunde und der Vorschlag zielt ja eigentlich dahin, zu versuchen, die Kosten pro Arbeitsstunde zu senken. Einerseits um wettbewerbsfähiger zu werden gegenüber anderen Ländern, aber auch um Unternehmen einen Anreiz zu bieten, mehr einzustellen.

    Heuer: Verstehe ich richtig, dass Sie also dafür wären, Feiertage zu streichen. Welche denn?

    Wohlers: Ich mache das Ganze nicht an Feiertagen fest. Ich könnte mir durchaus andere Lösungen vorstellen, wie gesagt, eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit, was jetzt nicht sofort in voller Höhe geschehen muss, man könnte das staffeln über die Zeit. Aber man muss auch einen anderen Aspekt mit in Blick nehmen, das ist die demographische Entwicklung, die ja doch zunehmend Probleme bereitet und wir werden nicht umhin können, zwar nicht jetzt sofort, aber auf längere Sicht, länger zu arbeiten und unser Alterssystem mitzusichern. Auch unter diesem Aspekt ist die Verlängerung der Arbeitszeit etwas, was man durchaus diskutieren sollte. Es muss ja nicht unbedingt sein, dass man bis 67 arbeitet, man kann ja auch in seinem Erwerbsleben etwas mehr arbeiten.

    Heuer: Lassen Sie uns trotzdem noch mal bei der Diskussion bleiben, jetzt die Wochenarbeitszeit zu verlängern, beziehungsweise auch noch mal über die Feiertage sprechen. Es gibt ja nächstes Jahr einen Modellfall, wenn man so möchte, da liegen sehr viele wichtige Feiertage an Wochenenden und eine Studie Ihres Instituts hat ergeben, dass das im nächsten Jahr 0,5 Prozent mehr Wachstum zufolge hat. Das klingt doch prima. Wenn man das verstetigen könnte, was wäre dann dagegen zu sagen?

    Wohlers: Das ist ein wenig ein statistischer Effekt, das ist im Rahmen unserer Konjunkturprognose zu sehen. Man muss eben sehen, dass die Zahl der Arbeitstage schwankt, wir haben nicht jedes Jahr die gleiche Zahl von Arbeitstagen, manchmal liegen Feiertage auf einem Sonntag, mal nicht. Wir versuchen, eine Konjunkturprognose zu machen, hinter die Kulissen zu sehen und Prognosen zu machen, ohne diese Schwankungen zu berücksichtigen, die werden obendraufgesetzt. Im nächsten Jahr haben wir wirklich eine außergewöhnliche Häufung von Arbeitstagen und deshalb ist der Zuschlag durchaus beachtlich.

    Bloß muss man sehen: es gibt durchaus einen ökonomischen Hintergrund. Wenn Sie sich vorstellen, im Bau haben Sie lange Fristen, bis ein Haus fertig wird, wenn Sie mehr arbeiten, kann es früher fertig werden, dementsprechend produktionswirksam werden. Ähnlich ist es dort, wo Sie Lieferfristen haben, wenn Sie einen PKW bestellen, der hat vier, sechs Wochen Lieferfrist, wenn mehr gearbeitet wird, kann er früher ausgeliefert werden und wird dann produktionswirksam in dem Jahr. Bloß muss man sehen, dass das auf das Jahr 2004 beschränkt ist, 2005 haben wir wieder eine andere Zahl von Arbeitstagen und dort schlägt das nicht zu Buche. Es ist quasi ein Vorziel.

    Heuer: Dann wäre es aus Ihrer Sicht also sinnvoller, die Wochenarbeitszeit zu verlängern. Würden Sie denn dann dem Vorschlag zum Beispiel der CSU folgen, einfach zwei bis drei Stunden mehr in der Woche zu arbeiten?

    Wohlers: Ich halte es für sinnvoller, durchaus die Wochenarbeitszeit etwas zu verlängern. Es muss nicht sofort sein, aber zur Lösung demographischer Probleme wäre das auch eine Lösung und unter diesem Aspekt würde ich es für sinnvoll halten. Das kann in Stufen geschehen, zumindest eines ist aber richtig: wir sollten nicht anfangen, die Arbeitszeiten noch weiter zu verkürzen, wie es in Ostdeutschland im Augenblick geschieht. Der Streik ist in meinen Augen überflüssig, er führt genau in die falsche Richtung.

    Heuer: Das ist ein klares Statement von Eckhardt Wohlers, dem Konjunkturchef beim Hamburgischen Weltwirtschaftsarchiv, ich danke Ihnen für das Gespräch, Herr Wohlers.

    Wohlers: Bitte, Frau Heuer.