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Versalzte Weser
Umweltschützer protestieren gegen K+S

Wegen des Salz- und Kaliabbaus im hessisch-thüringischen Grenzgebiet gehören die Werra und die Weser zu den am stärksten mit Salz belasteten Flüssen Europas. Die Trinkwasserbrunnen in der Region sind gefährdet. Lösungen für die vielen Probleme sind aber nicht in Sicht.

Ludger Fittkau im Gespräch mit Jule Reimer | 15.05.2018
    Das Wintershall-Stammwerk Werra der K+S-Gruppe bei Heringen vor der gigantischen Kali-Halde.
    Das Wintershall-Stammwerk Werra der K+S-Gruppe bei Heringen vor der gigantischen Kali-Halde (AFP / Thomas Lohnes)
    Bei der Hauptversammlung des K+S-Konzerns in Kassel gab es heute Protest von Umweltschützern und Bürgerinitiativen. Sie kritisieren, dass K+S Salzabfälle in Flüssen entsorgt und Salzhalden aufstocken will. Das Unternehmen habe erhebliche Umweltschäden zu verantworten.
    Jule Reimer: In den letzten Monaten hat es Gespräche zwischen der K+S-Konzernspitze und Umweltschützern sowie betroffenen Gemeinden gegeben, um so auch Klagen gegen K+S zu verhindern. Der Konzern versprach, das Grundwasser weniger mit Salz zu belasten als bisher. Warum dennoch heute der Protest?
    Ludger Fittkau: Aus Sicht der Umweltschützer gibt es noch viele Probleme, die noch nicht gelöst sind. Es wird immer noch Abfallsalz in großem Maße in die Werra eingeleitet, die Wasserrichtlinie der EU wird nicht eingehalten. Dann gibt es riesige Abraumhalden, die sogenannten Kalimandscharos, benannt nach dem Kilimandscharo, weiße Berge bis zu 200 Metern Höhe. Und dann gibt es bis 2021 noch die Einleitungen in den tiefen Untergrund.
    Reimer: Die Genehmigung der Verpressung von Salzlaugen in den tiefen Untergrund läuft 2021 aus. K+S will deshalb eine Pipeline aus dem Abbaugebiet bis zur Weser bauen, um dann die Salzlaugen in die Weser einzuleiten. Dagegen wehren sich die Weser-Länder Niedersachsen und Bremen. Was passiert ab 2021, wenn bis dahin keine Lösung da ist?
    Fittkau: Das ist eine offene Frage. Eine technische Lösung hat der Konzern jetzt vorgestellt und auch eine Pilotanlage errichtet. In Hattdorf an der Grenze Hessen/Thüringen gibt es eine Kainitkristallisations- und Flotationsanlage. Das ist so eine Art Salzlaugenaufbereitung, das ist sehr aufwendig. Da werden die Salze aus dem Wasser herausgezogen.
    Reimer: Auch von bis zu 200 Meter hohen, offen Salzhalden gelangt zum Beispiel durch den Regen immer wieder Salz in den Untergrund. Wie will man dagegen vorgehen?
    Fittkau: Das ist auch offen. Man will die Halden abdecken, das ist aber auch nicht so einfach. Das betrifft auch ein Werk in Sachsen-Anhalt. Dort soll die Halde sogar noch einmal erweitert werden, 1.800 Arbeitsplätze zu retten. Man muss die Halden eigentlich abdecken, aber das ist noch eine offene technische Frage.