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Verspätet und enttäuschend

Der Haushaltsstreit in den USA sorgte mehr als zwei Wochen lang für viele leere Büros in den staatlichen Behörden. Der Bericht zum amerikanischen Arbeitsmarkt kam deshalb mit Verspätung. Jetzt ist er da – und zeichnet ein düsteres Bild.

Von Marcus Pindur | 22.10.2013
    Der Werkzeugkasten der Wirtschaftswissenschaftler enthält viele Instrumente – eine ganze Reihe davon wird ihnen von öffentlichen Institutionen und Regierungsbehörden zur Verfügung gestellt: Daten und Fakten in Form von Statistiken über wirtschaftlich relevante Sachverhalte, von der Orangenernte bis zur Arbeitslosenstatistik. Sowohl die Wirtschaft selbst als auch die Analytiker sind auf diese Daten angewiesen – sie sind der Rahmen zur Interpretation der ökonomischen Realität.

    Insofern war es keine Kleinigkeit, dass der Arbeitsmarktbericht der amerikanischen Regierung für den Monat September heute erst mit zwei Wochen Verspätung erschienen ist. Auch der nächste Bericht wird sich um eine Woche verzögern – wegen des sogenannten Government Shutdown.

    Die heutigen Zahlen waren weder eine große Enttäuschung noch ein Grund zum Jubel. 148.000 zusätzliche Arbeitsplätze wurden im September geschaffen, das liegt unter dem Durchschnitt der letzten Monate. Die Arbeitslosenquote sank leicht auf 7,2 Prozent. Arbeitsminister Tom Perez verweist darauf, dass die amerikanische Wirtschaft in den vergangenen 43 Monaten kontinuierlich Jobs geschaffen habe.

    "Das sind 2,3 Millionen Arbeitsplätze mehr allein im vergangenen Jahr, 7,6 Millionen in den letzten dreieinhalb Jahren, alles im privaten Sektor. Wir bewegen uns in die richtige Richtung, nur nicht schnell genug. Die automatischen Haushaltskürzungen zu Anfang des Jahres und die Unsicherheit, die der Shutdown produziert hat, halten die Wirtschaft zurück. So schafft man keine neuen Arbeitsplätze."

    Die für die USA ungewöhnlich hohe Arbeitslosenquote bleibt eines der größten wirtschaftlichen und politischen Probleme des Landes.

    Die meisten Arbeitsplatzzugewinne gab es im Bausektor und im Einzelhandel, was darauf hindeutet, dass die Konjunktur von zuletzt zwei Prozent insgesamt einigermaßen stabil bleiben wird. Doch dies sind alles Zahlen vor dem Shutdown. Ökonomen rechnen für das letzte Quartal des Jahres wegen des Regierungsstillstands mit ungefähr einem halben Prozent weniger Wachstum.

    Wegen der politischen Unwägbarkeiten und der weiterhin relativ hohen Arbeitslosigkeit wird damit gerechnet, dass die Federal Reserve Bank auch über den Jahreswechsel hinaus ihre Politik des billigen Geldes fortsetzen und monatlich 85 Milliarden Dollar in die amerikanische Wirtschaft pumpen wird.