Meurer: Seit fast einem halben Jahrhundert übertragen ARD und später ZDF die Fußballweltmeisterschaften. Die WM von Bern im Jahre 1954 verhalf dem Fernsehen hierzulande überhaupt mit zum Durchbruch. Nichts interessiert die Deutschen eben mehr als die Fußballweltmeisterschaft. Diese gute alte Tradition kann nun wahrscheinlich fortgesetzt werden. ARD und ZDF haben sich mit den Unterhändlern Leo Kirchs geeinigt. Dem Gebührenzahler allerdings wird diese Einigung viel Geld kosten. Wie viel genau, darüber wird noch spekuliert. Es sind wohl zwischen 700 und 800 Millionen Mark für die Tourniere 2002 und 2006. Es steht allerdings noch die Zustimmung der ARD-Intendanten aus. Am Telefon in München begrüße ich nun den Leiter der bayerischen Staatskanzlei, Erwin Huber. Guten Morgen Herr Huber!
Huber: Guten Morgen.
Meurer: Wackelt der Kompromiss noch?
Huber: Die Entscheidung liegt jetzt ausschließlich bei der ARD. Es ist offenbar ein unterschriftsfähiger Vertrag vorhanden. Ich würde es sehr begrüßen. Ich sehe das im übrigen als große Chance von ARD und ZDF, denn die Einschaltquoten sind ja beim Fußball außerordentlich hoch. Außerdem können dann die öffentlich-rechtlichen neben ihrer Informationskompetenz auch die Sportkompetenz im Sinne einer Grundversorgung so richtig zur Geltung bringen.
Meurer: Wie lange werden sich die ARD-Intendanten Zeit lassen?
Huber: Ich nehme an, dass es sicherlich noch einige kleine Punkte gibt, aber es waren ja wochenlange Vorverhandlungen. So gesehen glaube ich nicht, dass sich die ARD diese Chance entgehen lassen wird. Man muss natürlich sehen: solche Rechte werden heute international hoch gehandelt. Auch die Veranstalter, in dem Fall die FIFA, gibt solche Rechte ja nicht kostenlos ab. Das war in den 50er und 60er Jahren vielleicht anders, aber die Welt hat sich geändert. Solche Übertragungsrechte sind heute eben Wirtschaftsgüter, die ihren Preis haben.
Meurer: Ist nur die Frage, ob ARD und ZDF diese Preistreiberei mitmachen sollen?
Huber: Ich glaube, dass dies eine besondere Chance ist, denn bei einer Olympiade oder bei solchen großen Sportveranstaltungen sind ja gerade auch die Zuschauer sehr interessiert. Ich meine auch aus der Sicht des Zuschauers heraus ist es ein Vorteil, denn ARD und ZDF haben natürlich sehr viele Sendungen, wenn man die dritten Programme hinzunimmt. Sie können ein breites Angebot machen. In den dritten Programmen gibt es keine Werbung. Somit wäre es aus der Sicht des Zuschauers sehr zu begrüßen, wenn dies zu Stande kommt. Aus der politischen Sicht freut es mich, denn gerade auch der Einsatz der Ministerpräsidenten Stoiber und Clement unmittelbar in den Gesprächen mit den Verhandlungspartnern hat letztlich mit dazu geführt, dass die Verhandlungen wieder aufgenommen worden sind und jetzt doch wohl ein Ergebnis greifbar nah ist.
Meurer: Wer hat eigentlich gewonnen, Leo Kirch oder ARD und ZDF?
Huber: Wie es bei guten Verträgen ist können alle zufrieden sein, glaube ich. Am meisten meine ich hat aber der Zuschauer gewonnen, weil er sowohl bei der Weltmeisterschaft 2002 wie wahrscheinlich auch bei der Weltmeisterschaft 2006 ein breites, gutes Angebot bekommt. Der Fußball gehört bei uns ja eigentlich zur Grundversorgung, und deshalb meine ich ist das ganz gut. Als im übrigen die Verhandlungen in der letzten Woche gescheitert schienen und manche Wünsche da waren, dann könnten ja ARD und ZDF Gebührengelder an die Zuschauer zurückgeben, hat man gesagt, nein, das geht natürlich nicht, denn wir müssen ein alternatives Programm machen und das kostet auch etwas. Das heißt also, das Jammern über hohe Kosten ist aus diesem Grund eher eine Sache der Verhandlungstaktik als der realen Belastung.
Meurer: Sie haben, Herr Huber, eben selbst gesagt, wahrscheinlich 2006. Inwiefern hat Leo Kirch nachgelegt bei der Garantie, dass ARD und ZDF 2006 bei der Weltmeisterschaft in Deutschland auch übertragen dürfen?
Huber: Ich kenne zwar Teile dieses Vertragsentwurfes und meine, dass er ausgewogen ist und dass er für alle Beteiligten ein vernünftiges und gutes Ergebnis ist, aber ich bin natürlich nicht befugt, über Einzelheiten dieser Vertragsregelungen zu reden. Ich meine jedoch, wenn beide Seiten sagen, sie setzen die Unterschrift darunter, dann ist das schon in Ordnung. Es eröffnet für die ARD und das ZDF jedenfalls eine sehr, sehr gute Chance, die Übertragungsrechte auch für 2006 zu bekommen. Ich meine das gehört schon dazu, dass man die Weltmeisterschaft aus dem eigenen Land dann übertragen kann. Ich glaube, dass es auch Regelungen gibt, die insgesamt die Zusammenarbeit der Vertragspartner verbessern. Somit kann ganz Fußballdeutschland, aber können insgesamt auch die Zuschauer sich in besonderer Weise darüber freuen. Deshalb meine ich schon, es sollte die ARD jetzt nicht mehr lange zögern und nicht mehr lange zaudern. Heute sind solche Dinge ja Teil von Wirtschaftsunternehmen. Erfolgreiche Manager packen zu, wenn sie eine Chance sehen, und eine solche sehe ich jetzt in diesem Entwurf.
Meurer: 750 Millionen Mark etwa. Wie können ARD und ZDF das finanzieren und bezahlen?
Huber: Ich kann diese Zahl nicht bestätigen. Da müssen Sie die Vertragspartner fragen. Das sieht man ja auch beim Bundesligafußball, das sieht man auch bei anderen Bereichen. Das sind natürlich heute internationale Bedingungen, nicht nur im nationalen Bereich. Die Fußballweltmeisterschaft ist ja nun wirklich etwas, was ein ganz herausragendes sportliches Ereignis ist.
Meurer: Es geht ja nicht um die exakte Hausnummer, Herr Huber. Es geht um mehrere hundert Millionen Mark. Darauf können wir uns glaube ich einigen. Die Frage ist einfach, wie können ARD und ZDF das bezahlen? Zum Beispiel indem es für die Gebührenzahler eine Art "Notopfer WM" geben wird?
Huber: Nein, nein! Da haben wir ja gerade zum 1. 1. 2001 die Gebühren erhöht. Diese Gebührenerhöhung gilt für vier Jahre. Aus dem kann mit Sicherheit heraus die WM 2002 finanziert werden. Deshalb sehe ich nun keinen Anlass, für diese Periode, in der Gebühren festgelegt sind, eine Veränderung herbeizuführen. Da ändert sich mit Sicherheit nichts. Für den nächsten Staatsvertrag muss man natürlich die genauen Zahlen fürs gesamte Programm wissen. Das wird ja in den Gebührenregelungen nicht für einzelne Sendungen, nicht für einzelne Jahre, sondern bei den Gesamtkosten für einen Mehrjahreszeitraum gemacht. Das wird von der KEF sehr gründlich und gewissenhaft geprüft. Ich sehe also keinen Anlass für die Länder, für die Länder, die ja nun über die Staatsverträge verhandeln, mehr oder weniger schon einen Blankoscheck für die nächste Gebührenerhöhung auszustellen, sondern da werden wir genau auf jede Mark und auf jeden Pfennig achten. Wir Länder fühlen uns dort ja auch als Anwalt der Gebührenzahler, das heißt der Zuschauer.
Meurer: Würden Sie ausnahmsweise ARD und ZDF für die Weltmeisterschaft gestatten, in diesem Zeitraum auch nach 20 Uhr Werbung zu machen?
Huber: Auch das steht nicht zur Debatte. Ich glaube, dass es gerade der besondere Scharm ist, wenn ARD und ZDF die Übertragung machen, dass nach 20 Uhr eben keine Werbung stattfindet. Wenn ich mich jetzt als Fußball-Fan oute und feststelle, dass manchmal die Werbezeit länger als der Fußball ist, dann freut mich das sehr. Wenn es bei diesen Spielen nach 20 Uhr keine Werbung gibt, dann ist dies gerade der besondere Scharm von ARD und ZDF. Dafür zahlen die Menschen ja auch Gebühren und es haben viele Untersuchungen gezeigt, dass gerade werbefrei besonders attraktiv ist. Ich meine auf diesen Vorteil können ARD und ZDF nicht verzichten. Um es klar zu sagen: wir werden keinerlei Regelungen zustimmen, die die Werbezeiten ausdehnen.
Meurer: Der Kompromiss nützt auch dem Medienkonzern Leo Kirch. Kirch hat ja der FIFA für die beiden Weltmeisterschaften 3,4 Milliarden Mark zugesagt. Das muss refinanziert werden. Was sagen Sie zu der Vorhaltung, Herr Huber, dass die bayerische Staatsregierung so etwas wie der Schutzpatron von Leo Kirch ist und ein Interesse hatte, ihm zu helfen?
Huber: Ach ja, das sind so politische Formeln. Dass wir insgesamt - das gilt nicht nur für die Unternehmensgruppe Kirch, sondern auch für andere Wirtschaftsunternehmen - Wirtschaftsunternehmen in Bayern vernünftige, gute Rahmenbedingungen bieten wollen, das ist doch logisch, denn damit werden auch Arbeitsplätze geschaffen. Man kann ja nicht sagen, der Staat hat eine gewisse Verantwortung für die Gesamtsituation der Wirtschaft, für die Rahmenbedingungen, für die Schaffung von Arbeitsplätzen, für die Sicherung von Arbeitsplätzen, aber er steht in Feindschaft den Wirtschaftsunternehmen gegenüber. Es geht uns dabei jedoch nicht um einzelne betriebswirtschaftliche Überlegungen, sondern dass wir insgesamt für Medien-, Informations- und Kommunikationstechnologie in Bayern gute Bedingungen schaffen wollen. Das hat ja auch dazu geführt, dass Bayern das führende Wirtschaftsland in Deutschland ist. Zu dieser Gesamtverantwortung bekenne ich mich und darauf bin ich auch stolz, weil wir erfolgreich sind. Das heißt aber nicht, dass man ein Schutzpatron ist. Diese Unternehmen, auch die Unternehmensgruppe Kirch, brauchen keinen Schutzpatron. Man braucht verlässliche Rahmenbedingungen. Die wollen wir allerdings in Bayern bieten.
Meurer: Die bayerische Landesbank hat gerade vor wenigen Tagen Kirch geholfen: über eine Milliarde Mark zur Finanzierung der Rechte und von mehr Anteilen an der Formel eins. War das ein Zugeständnis, um Kirch zu Kompromissen bei der Fußballweltmeisterschaft zu bewegen?
Huber: Nein, da gibt es keinen Zusammenhang. Die bayerische Landesbank ist eine Geschäftsbank, die nach banküblichen Kriterien Kredite ausreicht. Da gibt es auch keine politische Einflussnahme und da gibt es auch keinen übertragungsrechtlichen Zusammenhang.
Meurer: Aber es sitzen auch Mitglieder der Staatsregierung im Aufsichtsrat der Landesbank?
Huber: Es sitzen Mitglieder der Staatsregierung im Verwaltungsrat. Solche Kreditgeschäfte sind allerdings nicht Gegenstand der Tagesordnung im Verwaltungsrat.
Meurer: Der Chef der Staatskanzlei in München, Erwin Huber, CSU, heute Morgen im Deutschlandfunk zu den Fußballweltmeisterschaften, die wahrscheinlich bei ARD und ZDF gezeigt werden. - Herr Huber, ich bedanke mich für das Gespräch und auf Wiederhören nach München!
Link: Interview als RealAudio
Huber: Guten Morgen.
Meurer: Wackelt der Kompromiss noch?
Huber: Die Entscheidung liegt jetzt ausschließlich bei der ARD. Es ist offenbar ein unterschriftsfähiger Vertrag vorhanden. Ich würde es sehr begrüßen. Ich sehe das im übrigen als große Chance von ARD und ZDF, denn die Einschaltquoten sind ja beim Fußball außerordentlich hoch. Außerdem können dann die öffentlich-rechtlichen neben ihrer Informationskompetenz auch die Sportkompetenz im Sinne einer Grundversorgung so richtig zur Geltung bringen.
Meurer: Wie lange werden sich die ARD-Intendanten Zeit lassen?
Huber: Ich nehme an, dass es sicherlich noch einige kleine Punkte gibt, aber es waren ja wochenlange Vorverhandlungen. So gesehen glaube ich nicht, dass sich die ARD diese Chance entgehen lassen wird. Man muss natürlich sehen: solche Rechte werden heute international hoch gehandelt. Auch die Veranstalter, in dem Fall die FIFA, gibt solche Rechte ja nicht kostenlos ab. Das war in den 50er und 60er Jahren vielleicht anders, aber die Welt hat sich geändert. Solche Übertragungsrechte sind heute eben Wirtschaftsgüter, die ihren Preis haben.
Meurer: Ist nur die Frage, ob ARD und ZDF diese Preistreiberei mitmachen sollen?
Huber: Ich glaube, dass dies eine besondere Chance ist, denn bei einer Olympiade oder bei solchen großen Sportveranstaltungen sind ja gerade auch die Zuschauer sehr interessiert. Ich meine auch aus der Sicht des Zuschauers heraus ist es ein Vorteil, denn ARD und ZDF haben natürlich sehr viele Sendungen, wenn man die dritten Programme hinzunimmt. Sie können ein breites Angebot machen. In den dritten Programmen gibt es keine Werbung. Somit wäre es aus der Sicht des Zuschauers sehr zu begrüßen, wenn dies zu Stande kommt. Aus der politischen Sicht freut es mich, denn gerade auch der Einsatz der Ministerpräsidenten Stoiber und Clement unmittelbar in den Gesprächen mit den Verhandlungspartnern hat letztlich mit dazu geführt, dass die Verhandlungen wieder aufgenommen worden sind und jetzt doch wohl ein Ergebnis greifbar nah ist.
Meurer: Wer hat eigentlich gewonnen, Leo Kirch oder ARD und ZDF?
Huber: Wie es bei guten Verträgen ist können alle zufrieden sein, glaube ich. Am meisten meine ich hat aber der Zuschauer gewonnen, weil er sowohl bei der Weltmeisterschaft 2002 wie wahrscheinlich auch bei der Weltmeisterschaft 2006 ein breites, gutes Angebot bekommt. Der Fußball gehört bei uns ja eigentlich zur Grundversorgung, und deshalb meine ich ist das ganz gut. Als im übrigen die Verhandlungen in der letzten Woche gescheitert schienen und manche Wünsche da waren, dann könnten ja ARD und ZDF Gebührengelder an die Zuschauer zurückgeben, hat man gesagt, nein, das geht natürlich nicht, denn wir müssen ein alternatives Programm machen und das kostet auch etwas. Das heißt also, das Jammern über hohe Kosten ist aus diesem Grund eher eine Sache der Verhandlungstaktik als der realen Belastung.
Meurer: Sie haben, Herr Huber, eben selbst gesagt, wahrscheinlich 2006. Inwiefern hat Leo Kirch nachgelegt bei der Garantie, dass ARD und ZDF 2006 bei der Weltmeisterschaft in Deutschland auch übertragen dürfen?
Huber: Ich kenne zwar Teile dieses Vertragsentwurfes und meine, dass er ausgewogen ist und dass er für alle Beteiligten ein vernünftiges und gutes Ergebnis ist, aber ich bin natürlich nicht befugt, über Einzelheiten dieser Vertragsregelungen zu reden. Ich meine jedoch, wenn beide Seiten sagen, sie setzen die Unterschrift darunter, dann ist das schon in Ordnung. Es eröffnet für die ARD und das ZDF jedenfalls eine sehr, sehr gute Chance, die Übertragungsrechte auch für 2006 zu bekommen. Ich meine das gehört schon dazu, dass man die Weltmeisterschaft aus dem eigenen Land dann übertragen kann. Ich glaube, dass es auch Regelungen gibt, die insgesamt die Zusammenarbeit der Vertragspartner verbessern. Somit kann ganz Fußballdeutschland, aber können insgesamt auch die Zuschauer sich in besonderer Weise darüber freuen. Deshalb meine ich schon, es sollte die ARD jetzt nicht mehr lange zögern und nicht mehr lange zaudern. Heute sind solche Dinge ja Teil von Wirtschaftsunternehmen. Erfolgreiche Manager packen zu, wenn sie eine Chance sehen, und eine solche sehe ich jetzt in diesem Entwurf.
Meurer: 750 Millionen Mark etwa. Wie können ARD und ZDF das finanzieren und bezahlen?
Huber: Ich kann diese Zahl nicht bestätigen. Da müssen Sie die Vertragspartner fragen. Das sieht man ja auch beim Bundesligafußball, das sieht man auch bei anderen Bereichen. Das sind natürlich heute internationale Bedingungen, nicht nur im nationalen Bereich. Die Fußballweltmeisterschaft ist ja nun wirklich etwas, was ein ganz herausragendes sportliches Ereignis ist.
Meurer: Es geht ja nicht um die exakte Hausnummer, Herr Huber. Es geht um mehrere hundert Millionen Mark. Darauf können wir uns glaube ich einigen. Die Frage ist einfach, wie können ARD und ZDF das bezahlen? Zum Beispiel indem es für die Gebührenzahler eine Art "Notopfer WM" geben wird?
Huber: Nein, nein! Da haben wir ja gerade zum 1. 1. 2001 die Gebühren erhöht. Diese Gebührenerhöhung gilt für vier Jahre. Aus dem kann mit Sicherheit heraus die WM 2002 finanziert werden. Deshalb sehe ich nun keinen Anlass, für diese Periode, in der Gebühren festgelegt sind, eine Veränderung herbeizuführen. Da ändert sich mit Sicherheit nichts. Für den nächsten Staatsvertrag muss man natürlich die genauen Zahlen fürs gesamte Programm wissen. Das wird ja in den Gebührenregelungen nicht für einzelne Sendungen, nicht für einzelne Jahre, sondern bei den Gesamtkosten für einen Mehrjahreszeitraum gemacht. Das wird von der KEF sehr gründlich und gewissenhaft geprüft. Ich sehe also keinen Anlass für die Länder, für die Länder, die ja nun über die Staatsverträge verhandeln, mehr oder weniger schon einen Blankoscheck für die nächste Gebührenerhöhung auszustellen, sondern da werden wir genau auf jede Mark und auf jeden Pfennig achten. Wir Länder fühlen uns dort ja auch als Anwalt der Gebührenzahler, das heißt der Zuschauer.
Meurer: Würden Sie ausnahmsweise ARD und ZDF für die Weltmeisterschaft gestatten, in diesem Zeitraum auch nach 20 Uhr Werbung zu machen?
Huber: Auch das steht nicht zur Debatte. Ich glaube, dass es gerade der besondere Scharm ist, wenn ARD und ZDF die Übertragung machen, dass nach 20 Uhr eben keine Werbung stattfindet. Wenn ich mich jetzt als Fußball-Fan oute und feststelle, dass manchmal die Werbezeit länger als der Fußball ist, dann freut mich das sehr. Wenn es bei diesen Spielen nach 20 Uhr keine Werbung gibt, dann ist dies gerade der besondere Scharm von ARD und ZDF. Dafür zahlen die Menschen ja auch Gebühren und es haben viele Untersuchungen gezeigt, dass gerade werbefrei besonders attraktiv ist. Ich meine auf diesen Vorteil können ARD und ZDF nicht verzichten. Um es klar zu sagen: wir werden keinerlei Regelungen zustimmen, die die Werbezeiten ausdehnen.
Meurer: Der Kompromiss nützt auch dem Medienkonzern Leo Kirch. Kirch hat ja der FIFA für die beiden Weltmeisterschaften 3,4 Milliarden Mark zugesagt. Das muss refinanziert werden. Was sagen Sie zu der Vorhaltung, Herr Huber, dass die bayerische Staatsregierung so etwas wie der Schutzpatron von Leo Kirch ist und ein Interesse hatte, ihm zu helfen?
Huber: Ach ja, das sind so politische Formeln. Dass wir insgesamt - das gilt nicht nur für die Unternehmensgruppe Kirch, sondern auch für andere Wirtschaftsunternehmen - Wirtschaftsunternehmen in Bayern vernünftige, gute Rahmenbedingungen bieten wollen, das ist doch logisch, denn damit werden auch Arbeitsplätze geschaffen. Man kann ja nicht sagen, der Staat hat eine gewisse Verantwortung für die Gesamtsituation der Wirtschaft, für die Rahmenbedingungen, für die Schaffung von Arbeitsplätzen, für die Sicherung von Arbeitsplätzen, aber er steht in Feindschaft den Wirtschaftsunternehmen gegenüber. Es geht uns dabei jedoch nicht um einzelne betriebswirtschaftliche Überlegungen, sondern dass wir insgesamt für Medien-, Informations- und Kommunikationstechnologie in Bayern gute Bedingungen schaffen wollen. Das hat ja auch dazu geführt, dass Bayern das führende Wirtschaftsland in Deutschland ist. Zu dieser Gesamtverantwortung bekenne ich mich und darauf bin ich auch stolz, weil wir erfolgreich sind. Das heißt aber nicht, dass man ein Schutzpatron ist. Diese Unternehmen, auch die Unternehmensgruppe Kirch, brauchen keinen Schutzpatron. Man braucht verlässliche Rahmenbedingungen. Die wollen wir allerdings in Bayern bieten.
Meurer: Die bayerische Landesbank hat gerade vor wenigen Tagen Kirch geholfen: über eine Milliarde Mark zur Finanzierung der Rechte und von mehr Anteilen an der Formel eins. War das ein Zugeständnis, um Kirch zu Kompromissen bei der Fußballweltmeisterschaft zu bewegen?
Huber: Nein, da gibt es keinen Zusammenhang. Die bayerische Landesbank ist eine Geschäftsbank, die nach banküblichen Kriterien Kredite ausreicht. Da gibt es auch keine politische Einflussnahme und da gibt es auch keinen übertragungsrechtlichen Zusammenhang.
Meurer: Aber es sitzen auch Mitglieder der Staatsregierung im Aufsichtsrat der Landesbank?
Huber: Es sitzen Mitglieder der Staatsregierung im Verwaltungsrat. Solche Kreditgeschäfte sind allerdings nicht Gegenstand der Tagesordnung im Verwaltungsrat.
Meurer: Der Chef der Staatskanzlei in München, Erwin Huber, CSU, heute Morgen im Deutschlandfunk zu den Fußballweltmeisterschaften, die wahrscheinlich bei ARD und ZDF gezeigt werden. - Herr Huber, ich bedanke mich für das Gespräch und auf Wiederhören nach München!
Link: Interview als RealAudio