Das Dorf Sculani im Westen der Republik Moldau. Nur ein Kilometer ist es von hier bis zum Fluss Pruth und dem Grenzübergang nach Rumänien. Ilja Dorovtei lehnt sich an den Gartenzaun und schaut dem Bus hinterher, der Richtung Grenze nach Rumänien fährt. Gerade hat Dorovtei Feuerholz gesägt. Sein Hemdkragen ist aufgeknöpft, das kurze Haar verschwitzt.
"Wir hier an der Grenze leben besser als die Menschen im Rest Moldaus, weil wir drüben in Rumänien unsere landwirtschaftlichen Erzeugnisse verkaufen. Es heißt zwar, dass wir auch weiter ohne Visa nach Rumänien, vielleicht sogar in die Schengen-Staaten fahren können. Aber das sind nur Gerüchte. Niemand erklärt uns etwas, weder im Radio noch im Fernsehen."
Im Dorf Sculani herrscht Verunsicherung. Wenn Rumänien zum Jahresbeginn 2007 der Europäischen Union beitritt, dann werden an der Grenze zur Republik Moldau europäische Standards gelten mit strengen Zoll- und Grenzkontrollen. Und die Moldauer werden vermutlich Visa für Rumänien benötigen. Sicher ist das noch nicht, zurzeit laufen die Verhandlungen zwischen der EU und der Republik Moldau. Im Gespräch ist eine 30-Kilometer-Zone vom Grenzfluss Pruth ins Landesinnere. Die Bewohner dieser Grenzregion sollen ohne Visum nach Rumänien reisen dürfen, für den Rest des Landes wäre das nicht möglich. Viele Moldauer, die vom Grenzhandel leben, fürchten um ihr Geschäft.
Zum Beispiel Dima: Er sitzt mit seinem Sohn auf dem Markt der moldauischen Grenzstadt Ungheni unter einer Zeltplane. Hinter ihm baumelt Kinderkleidung auf Bügeln, Schlafanzüge, Hosen. Die Ware kauft er in Rumänien.
"Wir haben Angst vor dem Termin. Wenn tatsächlich eine Visumpflicht für uns eingeführt würde, dann wäre das schlimm. Denn unser Markt stützt sich vor allem auf Rumänien. Auch so schon wird das Leben für uns immer schwieriger. Unsere Regierung hat Gesetze eingeführt, an die man sich einfach nicht halten kann. Schon jetzt hat sie die Einfuhrzölle erhöht. Wenn wir diese Zölle zahlen, wird unsere Ware so teuer, dass niemand sie kaufen kann. Wir können die Waren nicht legal einführen."
Die moldauische Führung hingegen verspricht sich positive Effekte durch den EU-Beitritt Rumäniens. Im Büro des Bürgermeisters von Ungheni kratzt die Putzfrau die Klebstreifen von den Fenstern, mit denen sie im Winter die Scheiben isoliert hat. Der Bürgermeister Vitalie Vrabie trägt eine schwarze Lederjacke und eine grüne Jeans. Die Haare hat er nach hinten geföhnt. Vitalie Vrabie leitet zugleich die moldauische Delegation im Kongress der Gemeinden und Regionen im Europarat. Er hofft, dass nach dem EU-Beitritt Rumäniens ausländische Investoren nach Moldau kommen.
"Rumänien ist im Zuge des EU-Beitritts eine Reihe von Verpflichtungen eingegangen. Darunter sind strenge Auflagen im Bereich Beschäftigung und Lohn. Ferner betrifft es Arbeits- und Umweltschutz. Bei uns sind so harte Auflagen gegenwärtig noch nicht vorgesehen. Das kann man bedauern, aber zurzeit ist das unser Glück. Denn wir werden dadurch für Investoren attraktiver."
Schon jetzt seien 28 Investoren vor Ort, unter anderem aus Deutschland, Österreich, Italien, Russland, sagt Bürgermeister Vrabie. Mindestens eine Anfrage im Monat komme dazu. Zwar erwartet Vrabie auch Nachteile vom EU-Beitritt des Nachbarn. Für ihn wiegen aber die Vorteile schwerer. Vor allem hofft der Lokalpolitiker, dass der Beitritt Rumäniens die Moldauer anspornt, ihrerseits Reformen voranzutreiben.
"Wir warten mit Aufregung und Ungeduld auf den Tag, an dem Rumänien der EU beitritt. Denn unser Land hat einen proeuropäischen Kurs eingeschlagen. Leider konnten wir nicht zugleich mit Rumänien und Bulgarien EU-Mitglied werden, aber unsere Regierung und das ganze moldauische Volk werden alles tun, damit wir das später schaffen."
In Teilen der Bevölkerung trifft die Annäherung des Landes an die EU noch aus anderen Gründen auf Skepsis. Viele Moldauer haben enge Bindungen zu Russland. Sie fürchten, dass Moskau ihr Land für den westlichen Kurs abstrafen wird.
Am Rand von Ungheni, am Ufer des Pruth, sitzen junge Leute beim Picknick. Der Grill ist bereits in Gang, eine Frau schneidet Salat. Über den Fluss hinweg sind die Dächer des rumänischen Nachbardorfes zu sehen. Genadij schenkt Wein aus.
"Ich bin für offene Grenzen mit Rumänien und mit Russland. Aber wenn wir uns noch weiter der EU annähern, dann wird Russland eines Tages sagen: Schluss, ihr gehört jetzt zum Einflussbereich der EU, wir führen jetzt Visa für euch ein. Wenn Moldau sich weiter der EU annähert, dann gewinnen wir vielleicht etwas, aber wir verlieren auch sehr viel."
"Wir hier an der Grenze leben besser als die Menschen im Rest Moldaus, weil wir drüben in Rumänien unsere landwirtschaftlichen Erzeugnisse verkaufen. Es heißt zwar, dass wir auch weiter ohne Visa nach Rumänien, vielleicht sogar in die Schengen-Staaten fahren können. Aber das sind nur Gerüchte. Niemand erklärt uns etwas, weder im Radio noch im Fernsehen."
Im Dorf Sculani herrscht Verunsicherung. Wenn Rumänien zum Jahresbeginn 2007 der Europäischen Union beitritt, dann werden an der Grenze zur Republik Moldau europäische Standards gelten mit strengen Zoll- und Grenzkontrollen. Und die Moldauer werden vermutlich Visa für Rumänien benötigen. Sicher ist das noch nicht, zurzeit laufen die Verhandlungen zwischen der EU und der Republik Moldau. Im Gespräch ist eine 30-Kilometer-Zone vom Grenzfluss Pruth ins Landesinnere. Die Bewohner dieser Grenzregion sollen ohne Visum nach Rumänien reisen dürfen, für den Rest des Landes wäre das nicht möglich. Viele Moldauer, die vom Grenzhandel leben, fürchten um ihr Geschäft.
Zum Beispiel Dima: Er sitzt mit seinem Sohn auf dem Markt der moldauischen Grenzstadt Ungheni unter einer Zeltplane. Hinter ihm baumelt Kinderkleidung auf Bügeln, Schlafanzüge, Hosen. Die Ware kauft er in Rumänien.
"Wir haben Angst vor dem Termin. Wenn tatsächlich eine Visumpflicht für uns eingeführt würde, dann wäre das schlimm. Denn unser Markt stützt sich vor allem auf Rumänien. Auch so schon wird das Leben für uns immer schwieriger. Unsere Regierung hat Gesetze eingeführt, an die man sich einfach nicht halten kann. Schon jetzt hat sie die Einfuhrzölle erhöht. Wenn wir diese Zölle zahlen, wird unsere Ware so teuer, dass niemand sie kaufen kann. Wir können die Waren nicht legal einführen."
Die moldauische Führung hingegen verspricht sich positive Effekte durch den EU-Beitritt Rumäniens. Im Büro des Bürgermeisters von Ungheni kratzt die Putzfrau die Klebstreifen von den Fenstern, mit denen sie im Winter die Scheiben isoliert hat. Der Bürgermeister Vitalie Vrabie trägt eine schwarze Lederjacke und eine grüne Jeans. Die Haare hat er nach hinten geföhnt. Vitalie Vrabie leitet zugleich die moldauische Delegation im Kongress der Gemeinden und Regionen im Europarat. Er hofft, dass nach dem EU-Beitritt Rumäniens ausländische Investoren nach Moldau kommen.
"Rumänien ist im Zuge des EU-Beitritts eine Reihe von Verpflichtungen eingegangen. Darunter sind strenge Auflagen im Bereich Beschäftigung und Lohn. Ferner betrifft es Arbeits- und Umweltschutz. Bei uns sind so harte Auflagen gegenwärtig noch nicht vorgesehen. Das kann man bedauern, aber zurzeit ist das unser Glück. Denn wir werden dadurch für Investoren attraktiver."
Schon jetzt seien 28 Investoren vor Ort, unter anderem aus Deutschland, Österreich, Italien, Russland, sagt Bürgermeister Vrabie. Mindestens eine Anfrage im Monat komme dazu. Zwar erwartet Vrabie auch Nachteile vom EU-Beitritt des Nachbarn. Für ihn wiegen aber die Vorteile schwerer. Vor allem hofft der Lokalpolitiker, dass der Beitritt Rumäniens die Moldauer anspornt, ihrerseits Reformen voranzutreiben.
"Wir warten mit Aufregung und Ungeduld auf den Tag, an dem Rumänien der EU beitritt. Denn unser Land hat einen proeuropäischen Kurs eingeschlagen. Leider konnten wir nicht zugleich mit Rumänien und Bulgarien EU-Mitglied werden, aber unsere Regierung und das ganze moldauische Volk werden alles tun, damit wir das später schaffen."
In Teilen der Bevölkerung trifft die Annäherung des Landes an die EU noch aus anderen Gründen auf Skepsis. Viele Moldauer haben enge Bindungen zu Russland. Sie fürchten, dass Moskau ihr Land für den westlichen Kurs abstrafen wird.
Am Rand von Ungheni, am Ufer des Pruth, sitzen junge Leute beim Picknick. Der Grill ist bereits in Gang, eine Frau schneidet Salat. Über den Fluss hinweg sind die Dächer des rumänischen Nachbardorfes zu sehen. Genadij schenkt Wein aus.
"Ich bin für offene Grenzen mit Rumänien und mit Russland. Aber wenn wir uns noch weiter der EU annähern, dann wird Russland eines Tages sagen: Schluss, ihr gehört jetzt zum Einflussbereich der EU, wir führen jetzt Visa für euch ein. Wenn Moldau sich weiter der EU annähert, dann gewinnen wir vielleicht etwas, aber wir verlieren auch sehr viel."