Auf dem U-Bahnhof Potsdamer Platz in Berlin stehen zwei Jugendliche und grinsen. Sie zeigen den Mittelfinger und schauen nach oben zur Decke. Dort hängen die Kameras der Berliner Verkehrsbetriebe. Sie zeichnen die Bilder vom Bahnsteig, auf den Treppen und in den Vorhallen auf. 48 Stunden lang werden sie gespeichert, und wenn nötig verwendet, um Straftäter zu ermitteln. Um Stinkefinger geht es dabei weniger. Stattdessen um Totschlag, Körperverletzung, Raub, Diebstahl, Drogenhandel oder verdächtige Gepäckstücke, wie am Bonner Hauptbahnhof.
Die U-Bahn fährt ein, die Jugendlichen verschwinden im Zug, aber auch dort wird gefilmt. Die meisten Fahrgäste der Berliner BVG finden die Kameras gut.
"Ich bin zwar selten U-Bahn Fahrer, aber das, was man so hört, finde ich schon wichtig, ich denke mal ein Stück weit Sicherheit gibt es schon. – Weil es vor gefährlichen Situationen schützt. – Wer nichts zu verbergen hat, kann sich auch videoüberwachen lassen. – Wenn dann irgendwelche Personen unterwegs sind, ich denke mal, das ist dann auch abschreckend, dass die sich dann doch etwas gesitteter benehmen."
Wer in Berlin allerdings statt mit der U-Bahn mit der S-Bahn unterwegs ist hat Pech gehabt. Die S-Bahn gehört zur Deutschen Bahn – und da gibt es Videoüberwachung nur an einigen ausgewählten Stellen auf den Fernbahnhöfen. Denn es ist strittig, wer die Kosten tragen soll: die Deutsche Bahn oder die Bundespolizei, die für die Sicherheit auf den Bahnhöfen zuständig ist. Innenminister Hans Peter Friedrich von der CSU setzt sich nach den jüngsten Vorfällen in Bonn nun für mehr und effektivere Videoüberwachung nicht nur auf den Bahnhöfen ein.
"Wir sind dazu, was die Bundespolizei angeht und den Bund in guten Gesprächen mit der Deutschen Bahn AG, die ja die Videoaufzeichnung und die Videotechnik ebenfalls nutzt. Und ich appelliere an Städte und Gemeinden in Deutschland neuralgische Punkte in ihrem Bereich auch entsprechend auszustatten."
Denn spätestens, wenn ein Tatverdächtiger den Bahnhof verlassen hat, ist er weg. Verschwunden im Getümmel. Die Polizei klappert in diesen Fällen angrenzende Geschäfte ab, die eine Videoaufzeichnung haben – wie McDonalds in Bonn, wo der Mann mit der blauen Tasche auf einem Videoband erkannt wurde. Ein bekanntes Problem.
Szenenwechsel. Der Berliner Alexanderplatz. Ein unübersichtlicher Ort rund um einen belebten Bahnhof. Treffpunkt für Touristen, Alkoholiker, Partygänger, Kleinkriminelle. Mitte Oktober wurde hier ein 20-Jähriger totgeprügelt. Die Täter konnten identifiziert werden – mithilfe der Videobänder eines gegenüberliegenden Lokals.
"Ich finde es skandalös, dass Polizei sich auf zufällige Videoaufnahmen von irgendwelchen Geschäftsleuten stürzen muss. Wir brauchen eine staatliche Videoüberwachung am gesamten Alexanderplatz","
sagt Rainer Wend, der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft. Die Passanten auf dem Alexanderplatz sehen das allerdings nicht unbedingt so:
""Letztendlich weiß man das nie, ob es denn wirklich abschreckt. - Finde ich nicht besonders gut, denn letztendlich ist es ja nicht so, dass die Kriminalität sich auflöst, sondern sie wird an andere Plätze verdrängt, wo es sich dann nur noch mehr konzentriert. - Ich finde es nicht schlecht, ich habe keinen Ärger damit, ich glaube es hat schon Vorteile, wenn etwas passiert, dass man nachvollziehen kann, was passiert ist. - Stört mich, ich möchte nicht angeguckt werden auf öffentlichen Plätzen."
Ob Kameras Straftaten auch verhindern oder nur beim Aufklären helfen ist umstritten. Berlins Innenstaatssekretär Bernd Krömer, CDU, kann sich eine kurzfristige Lösung des Problems jedenfalls nicht vorstellen.
"Es ist erstens immer eine Frage der Finanzierung und zweitens einen flächendeckenden Einsatz kann es auch auf so einem Platz nicht geben. Sie haben immer tote Winkel, sie haben immer Sträucher dort, da muss man auch mal gucken, ob man das verändert, aber ich denke, einen flächendeckenden Einsatz würde man nicht hinbekommen, denn das wäre viel zu aufwendig."
Und ob der 20-Jährige Jonny noch leben würde, wenn der Platz mit Kameras überwacht worden wäre, ist mehr als fraglich. Darüber hinaus gebe das Berliner Sicherheitsgesetz so etwas nicht her, meint der Staatssekretär. In anderen Bundesländern ist das anders. Das Bundesverwaltungsgericht hat im Januar dieses Jahres die polizeiliche Überwachung der Reeperbahn in Hamburg per Video für zulässig erklärt. Zwölf zoombare Kameras sind dort installiert, die um 360 Grad geschwenkt und variabel geneigt werden können. Der sogenannte "Brennpunkt der Straßenkriminalität" darf dort nun dauerhaft gefilmt werden. Die bestehenden Regelungen sind also völlig ausreichend, meint Renate Künast von den Grünen.
"Wir brauche keine Ausdehnung der Regelung zur Videoüberwachung, weil es jetzt schon erlaubt ist an besonderen Plätzen, an herausgehobenen definierten Plätzen Videoüberwachung zu praktizieren und es auch aufzuzeichnen."
Und das hätte auch auf dem Bonner Hauptbahnhof geschehen können. Bundespolizei und Bahn schieben sich dort jetzt gegenseitig den Schwarzen Peter zu.
In Berlin sind die Jugendlichen aus der U-Bahn inzwischen ausgestiegen und vom Bahnhof verschwunden – auch aus dem Blickfeld der Kameras. Rund 10.000 Kameras gibt es im Bereich der Berliner U-Bahn. In über 2400 Fällen hat die Polizei im vergangenen Jahr Bilder angefordert. 107 Tatverdächtige konnten mithilfe der Aufzeichnungen ermittelt werden. Erst sechs Jahre ist es her, dass der nur knapp missglückte Kofferbombenanschlag in Köln mittels Videotechnik aufgeklärt werden konnte. In Bonn gibt es jetzt immerhin die Bilder von McDonalds.
Die U-Bahn fährt ein, die Jugendlichen verschwinden im Zug, aber auch dort wird gefilmt. Die meisten Fahrgäste der Berliner BVG finden die Kameras gut.
"Ich bin zwar selten U-Bahn Fahrer, aber das, was man so hört, finde ich schon wichtig, ich denke mal ein Stück weit Sicherheit gibt es schon. – Weil es vor gefährlichen Situationen schützt. – Wer nichts zu verbergen hat, kann sich auch videoüberwachen lassen. – Wenn dann irgendwelche Personen unterwegs sind, ich denke mal, das ist dann auch abschreckend, dass die sich dann doch etwas gesitteter benehmen."
Wer in Berlin allerdings statt mit der U-Bahn mit der S-Bahn unterwegs ist hat Pech gehabt. Die S-Bahn gehört zur Deutschen Bahn – und da gibt es Videoüberwachung nur an einigen ausgewählten Stellen auf den Fernbahnhöfen. Denn es ist strittig, wer die Kosten tragen soll: die Deutsche Bahn oder die Bundespolizei, die für die Sicherheit auf den Bahnhöfen zuständig ist. Innenminister Hans Peter Friedrich von der CSU setzt sich nach den jüngsten Vorfällen in Bonn nun für mehr und effektivere Videoüberwachung nicht nur auf den Bahnhöfen ein.
"Wir sind dazu, was die Bundespolizei angeht und den Bund in guten Gesprächen mit der Deutschen Bahn AG, die ja die Videoaufzeichnung und die Videotechnik ebenfalls nutzt. Und ich appelliere an Städte und Gemeinden in Deutschland neuralgische Punkte in ihrem Bereich auch entsprechend auszustatten."
Denn spätestens, wenn ein Tatverdächtiger den Bahnhof verlassen hat, ist er weg. Verschwunden im Getümmel. Die Polizei klappert in diesen Fällen angrenzende Geschäfte ab, die eine Videoaufzeichnung haben – wie McDonalds in Bonn, wo der Mann mit der blauen Tasche auf einem Videoband erkannt wurde. Ein bekanntes Problem.
Szenenwechsel. Der Berliner Alexanderplatz. Ein unübersichtlicher Ort rund um einen belebten Bahnhof. Treffpunkt für Touristen, Alkoholiker, Partygänger, Kleinkriminelle. Mitte Oktober wurde hier ein 20-Jähriger totgeprügelt. Die Täter konnten identifiziert werden – mithilfe der Videobänder eines gegenüberliegenden Lokals.
"Ich finde es skandalös, dass Polizei sich auf zufällige Videoaufnahmen von irgendwelchen Geschäftsleuten stürzen muss. Wir brauchen eine staatliche Videoüberwachung am gesamten Alexanderplatz","
sagt Rainer Wend, der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft. Die Passanten auf dem Alexanderplatz sehen das allerdings nicht unbedingt so:
""Letztendlich weiß man das nie, ob es denn wirklich abschreckt. - Finde ich nicht besonders gut, denn letztendlich ist es ja nicht so, dass die Kriminalität sich auflöst, sondern sie wird an andere Plätze verdrängt, wo es sich dann nur noch mehr konzentriert. - Ich finde es nicht schlecht, ich habe keinen Ärger damit, ich glaube es hat schon Vorteile, wenn etwas passiert, dass man nachvollziehen kann, was passiert ist. - Stört mich, ich möchte nicht angeguckt werden auf öffentlichen Plätzen."
Ob Kameras Straftaten auch verhindern oder nur beim Aufklären helfen ist umstritten. Berlins Innenstaatssekretär Bernd Krömer, CDU, kann sich eine kurzfristige Lösung des Problems jedenfalls nicht vorstellen.
"Es ist erstens immer eine Frage der Finanzierung und zweitens einen flächendeckenden Einsatz kann es auch auf so einem Platz nicht geben. Sie haben immer tote Winkel, sie haben immer Sträucher dort, da muss man auch mal gucken, ob man das verändert, aber ich denke, einen flächendeckenden Einsatz würde man nicht hinbekommen, denn das wäre viel zu aufwendig."
Und ob der 20-Jährige Jonny noch leben würde, wenn der Platz mit Kameras überwacht worden wäre, ist mehr als fraglich. Darüber hinaus gebe das Berliner Sicherheitsgesetz so etwas nicht her, meint der Staatssekretär. In anderen Bundesländern ist das anders. Das Bundesverwaltungsgericht hat im Januar dieses Jahres die polizeiliche Überwachung der Reeperbahn in Hamburg per Video für zulässig erklärt. Zwölf zoombare Kameras sind dort installiert, die um 360 Grad geschwenkt und variabel geneigt werden können. Der sogenannte "Brennpunkt der Straßenkriminalität" darf dort nun dauerhaft gefilmt werden. Die bestehenden Regelungen sind also völlig ausreichend, meint Renate Künast von den Grünen.
"Wir brauche keine Ausdehnung der Regelung zur Videoüberwachung, weil es jetzt schon erlaubt ist an besonderen Plätzen, an herausgehobenen definierten Plätzen Videoüberwachung zu praktizieren und es auch aufzuzeichnen."
Und das hätte auch auf dem Bonner Hauptbahnhof geschehen können. Bundespolizei und Bahn schieben sich dort jetzt gegenseitig den Schwarzen Peter zu.
In Berlin sind die Jugendlichen aus der U-Bahn inzwischen ausgestiegen und vom Bahnhof verschwunden – auch aus dem Blickfeld der Kameras. Rund 10.000 Kameras gibt es im Bereich der Berliner U-Bahn. In über 2400 Fällen hat die Polizei im vergangenen Jahr Bilder angefordert. 107 Tatverdächtige konnten mithilfe der Aufzeichnungen ermittelt werden. Erst sechs Jahre ist es her, dass der nur knapp missglückte Kofferbombenanschlag in Köln mittels Videotechnik aufgeklärt werden konnte. In Bonn gibt es jetzt immerhin die Bilder von McDonalds.