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Viele offene Fragen zum Klimawandel

Die Klimaforschung hat die Erkenntnis geliefert, dass es auf der Erde wärmer wird und dass der Mensch der Hauptverursacher dafür ist. Allerdings sind viele Fragen damit noch lange nicht erledigt. Zahlreiche Wissenschaftler suchen nun in Potsdam nach Antworten für Politik, Gesellschaft und Wirtschaft.

Von Axel Flemming | 28.05.2013
    Die etwa 300 Teilnehmer in Potsdam tauschen sich darüber aus, wie zum Beispiel Sozialwissenschaftler und Naturwissenschaftler enger zusammenarbeiten können. Es geht darum zu skizzieren, wie die Welt in der Zukunft aussieht, wenn der Planet sich um zwei, drei, vier, oder sogar sechs Grad erwärmt. Dabei ist es unter den Wissenschaftlern längst nicht mehr die Frage, ob sich das Klima ändert, sondern nur noch wie.

    "Diese Frage ist von Klima-System-Forschern mit ihren Computermodellen beantwortet. Mehr oder weniger klar ist die Antwort: Ja! Es gibt den menschlichen Einfluss aufs Klima. Aber es wird wesentlich komplizierter, wenn man sich fragt ‚Was sind die Konsequenzen?’ Eine vier Grad wärmere Welt klingt noch abstrakt."

    … sagt Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Der Gastgeber der Konferenz wird konkreter: Extreme Wetter-Ereignisse, Hitzewellen, Starkregen, Anstieg des Meeresspiegels.

    Zwar sind die Folgen des Klimawandels für spezifische Regionen bislang noch nicht bis ins Letzte erforscht, aber diese konkreten Daten will vor allem die Politik sehen, um Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels zu treffen.

    ’Wir haben genügend Daten, um zu handeln’, sagt dagegen Joseph Alcamo, Chef-Wissenschaftler des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP. Als Beispiel nennt er die Mangroven:

    "Die Breite des Mangrovengürtels an den Küsten der Tropen dient als ein sehr effektiver Puffer gegen Sturmschäden, die mit dem Klimawandel zu tun haben. Aber dennoch haben wir es in den letzten zwei Jahrzehnten hinbekommen, ein Drittel der Mangrovenfläche in der Welt zu zerstören. Handlungsdefizit, Lücke im Ökosystem und auch Wissenslücken. Wir wissen genug, um zu handeln, aber ich würde sagen, wir müssen mehr wissen, um gut zu handeln."

    EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard findet zwar, es gebe bereits genügend wissenschaftliche Daten über den Klimawandel, es mache aber einen großen Unterschied, ob sich die Erde in den nächsten Jahren um zwei oder sechs Grad Celsius erwärme.

    Unglaublich wichtig, auch Wissenschaft zu kommunizieren
    Sie appellierte an die Wissenschaftler, ihre Ergebnisse immer wieder zu kommunizieren:

    "Und ich weiß, das ist eine Herausforderung für Forscher, die gerne zur nächsten Veröffentlichung schreiten wollen. Es ist aber unglaublich wichtig, auch der Kommunikation von Wissenschaft Vorrang zu geben. Wir können nicht erwarten, dass die Bürger verstehen, dass etwas wichtig ist, wenn sie nicht mitgeteilt bekommen, warum das so wichtig ist."

    "Der Klimawandel birgt das Risiko, Millionen Menschen in Armut zu stürzen", sagt die Weltbank-Vizepräsidentin für nachhaltige Entwicklung, Rachel Kyte.
    Negative Effekte eines sich verändernden Klimas würden schon jetzt immer deutlicher.

    "Es ist eine Sache zu verstehen, was Schlimmes passieren kann. Unsere Aufgabe ist es, Staaten zu helfen, einen Plan zu haben, einen Wachstumspfad, der nachhaltig ist, grün, weniger belastend, der auch auf die Beanspruchung ausgerichtet ist, wie Landwirtschaft, Städte, Verkehr aufgebaut werden müssen, um mit zwei, drei, vier, fünf, sechs Grad Temperaturanstieg mitzuhalten."

    Noch bis Donnerstag heißt es in Potsdam ‚Impact World 2013’. PIK-Direktor Schellnhuber hofft auf eine neue Ära der Klima-Folgenforschung:

    "Am Ende müssen wir zusammenfassend fragen, was bedeutet das für die Stabilität bestimmter Gesellschaften, Gruppen, Nationen?"
    Die Ergebnisse der Konferenz sollen Teil des wissenschaftlichen Materials werden, das in den 5. Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC eingeht.