Vogelgrippe
Kraniche treiben H5N1-Ausbrüche voran

Die Vogelgrippe H5N1 ist zurück und sorgt in diesem Herbst für Ausbrüche in Deutschland - sowohl in Geflügelbetrieben als auch bei Wildvögeln. Besonders Kraniche sind in diesem Jahr von der Krankheit betroffen. Die Zahl der Fälle nimmt rasant zu.

    Ruhige Kranichgruppe auf einer Wiese
    Im Herbst 2025 wurde eine ungewöhnlich hohe Sterblichkeit bei Kranichen festgestellt, die vermutlich durch das H5N1-Virus verursacht wird (picture alliance / imageBROKER / Ronald Wittek)
    Seit September 2025 breitet sich die Vogelgrippe H5N1 in Deutschland rasant aus, insbesondere durch den herbstlichen Vogelzug. In mehreren Bundesländern, darunter Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, sind sowohl Wildvögel als auch Geflügelbetriebe betroffen.
    In Brandenburg wurde ein besonders schwerer Ausbruch bei Kranichen gemeldet, bei dem mehr als 1.000 Tiere in einem Vogelschutzgebiet verendeten. Gleichzeitig wurden auch Ausbrüche in Geflügelbetrieben festgestellt, was zu einer hohen Zahl an Keulungen geführt hat.

    Inhalt

    Auswirkungen auf Geflügelbetriebe: Keulung und finanzielle Verluste

    Die Auswirkungen auf die Geflügelbetriebe sind gravierend. Mehr als 9.000 Vögel mussten in zwei Geflügelbetrieben in Brandenburg gekeult werden. In Mecklenburg-Vorpommern wurden in zwei großen Legehennenhaltungen etwa 150.000 Hühner getötet, nachdem das Virus nachgewiesen wurde. Die Keulung wird zwar finanziell entschädigt, aber die wirtschaftlichen Verluste durch den Betriebsstillstand und die fortlaufenden Fixkosten sind enorm.
    Außerdem werden Tierbestände im Lager nach einer Schlachtung bei Ausbrüchen für 21 Tage gesperrt, um zu verhindern, dass verseuchtes Fleisch in den Handel gelangt. Tierärzte führen Schnelltests durch, positive Proben werden an Veterinärämter und das Friedrich-Loeffler-Institut weitergeleitet, das alle Vogelgrippefälle in Deutschland genauer untersucht.
    In betroffenen Betrieben müssen strenge Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden. Dazu zählt etwa die Einrichtung von Schutz- und Überwachungszonen.

    Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Vogelgrippe

    Geflügelhalter werden aufgefordert, umfassende Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Dazu zählen unter anderem die Desinfektion von Ausrüstung und Schuhwerk, das Verhindern von Kontakt zwischen Wildvögeln und Nutzgeflügel sowie das Tragen spezieller Schutzkleidung. Einige Betriebe haben sogar Mitarbeiter eingesetzt, die Wildvögel vertreiben sollten, um so den Kontakt zu minimieren.
    Trotz dieser Vorkehrungen bleibt das Risiko, dass das Virus durch Wildvögel eingeschleppt wird, hoch und kaum vermeidbar. Bei Verdacht auf eine Infektion müssen die betroffenen Geflügelbestände sofort isoliert und schnellstmöglich gekeult werden.
    Zudem müssen Schutzzonen mit einem Radius von drei Kilometern und Überwachungszonen mit zehn Kilometern eingerichtet werden. In diesen Zonen gelten strenge Bewegungs- und Hygieneregeln und weder Fleisch noch Eier dürfen diese Bereiche verlassen. Das Land Brandenburg hat in betroffenen Gebieten Führungen abgesagt. Der Naturschutzbund NABU hat die Bevölkerung dazu aufgerufen, keine toten oder kranken Vögel anzufassen.

    Besondere Gefahr durch Wildvögel: Kraniche als Überträger

    Kraniche, die im Herbst durch Deutschland ziehen, sind besonders anfällig für das H5N1-Virus. In diesem Jahr wurde eine ungewöhnlich hohe Sterblichkeit bei Kranichen festgestellt, die vermutlich durch das Virus verursacht wird. Allein in Brandenburg wurden über 1.000 tote Tiere in einem Vogelschutzgebiet gefunden.
    Das Friedrich-Loeffler-Institut beobachtet, dass der Vogelzug in Verbindung mit den massiven Ausbrüchen unter Wildvögeln zu einer erhöhten Ansteckungsgefahr für Geflügelbetriebe führt. Im Gegensatz zu anderen Wildvogelarten wie zum Beispiel Enten oder Gänsen, die möglicherweise eine Teilimmunität gegen das Virus entwickelt haben, trifft die Vogelgrippe Kraniche besonders stark.

    Höhepunkt der aktuellen Vogelgrippe-Situation noch nicht erreicht

    Die Situation bleibt angespannt, da der Vogelzug und damit auch das Risiko einer weiteren Ausbreitung des Virus anhält. Virologe Martin Beer vom Friedrich-Loeffler-Institut rechnet damit, dass der Höhepunkt der Ausbrüche noch nicht erreicht ist. Er erwartet, dass sich die Vogelgrippe weiter unter Wildvögeln ausbreiten wird, wobei insbesondere Kraniche weiterhin gefährdet sind. Die Gefahr einer sekundären Ausbreitung von Geflügelbetrieb zu Geflügelbetrieb ist derzeit jedoch noch nicht signifikant.

    Vogelgrippe und das Risiko für Menschen: Geringe Gefahr einer Pandemie

    Die Vogelgrippe bleibt eine ernsthafte Bedrohung für die Geflügelindustrie. Sie stellt aber für den Menschen momentan kein großes Risiko dar, auch wenn Infektionen mit dem H5N1-Virus für Menschen prinzipiell schwerwiegende Folgen haben und sogar tödlich sein können. In den letzten zwei Jahrzehnten gab es Todesfälle in Asien. In der EU sind aber bislang keine H5N1-Infektionen bei Menschen nachgewiesen worden.
    Das H5N1-Virus zirkuliert vor allem unter Vögeln und anderen Tieren. Experten der WHO und anderer Gesundheitsorganisationen schätzen das Risiko einer Pandemie bei Menschen derzeit als gering ein. Auch wenn einzelne Menschen infiziert wurden, gab es keine größeren Ausbrüche in der Bevölkerung.
    Bisher hat es zudem keine bestätigte Übertragung von Mensch zu Mensch gegeben. Das Virus hat bislang nur eine der notwendigen Hürden überwunden, die für eine breite menschliche Übertragung erforderlich wären. Dennoch warnen Experten: In Zukunft könnten Mutationen auftreten, die eine Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch ermöglichen.
    Die aktuellen Infektionen stammen von einer Variante des H5N1-Virus, die seit 2016 zirkuliert und besonders ansteckend ist. Das Virus H5N1 gibt es bereits seit Jahrzehnten. Versuche, es zu eliminieren, sind gescheitert. Es gibt bereits einen Impfstoff, der für Hochrisikogruppen wie Tierhalten, Tierärzte oder Mitarbeiter auf Geflügel- oder Pelztierfarmen angeboten wird.

    Impfungen gegen Vogelgrippe: Chancen und Risiken

    In Frankreich und anderen Ländern werden bereits flächendeckende Impfkampagnen gegen das H5N1-Virus durchgeführt, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Diese Impfungen haben sich als wirksam erwiesen, um die Zahl der Ausbrüche zu senken.
    In Deutschland gibt es momentan jedoch keine Pläne für eine nationale Impfkampagne. Der Grund liegt in den Handelsbeschränkungen: Geimpftes Geflügel kann in vielen Ländern nicht verkauft werden, was den internationalen Handel erschwert. Daher setzt Deutschland derzeit auf präventive Maßnahmen wie die Überwachung von Wildvögeln und die strikte Einhaltung von Sicherheitsvorkehrungen in Geflügelbetrieben.

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