
Seit September 2025 breitet sich die Vogelgrippe H5N1 in Deutschland rasant aus, insbesondere durch den herbstlichen Vogelzug. In mehreren Bundesländern, darunter Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, sind sowohl Wildvögel als auch Geflügelbetriebe betroffen.
In Brandenburg wurde ein besonders schwerer Ausbruch bei Kranichen gemeldet, bei dem mehr als 1.000 Tiere in einem Vogelschutzgebiet verendeten. Gleichzeitig wurden auch Ausbrüche in Geflügelbetrieben festgestellt, was zu einer hohen Zahl an Keulungen geführt hat.
Inhalt
- Auswirkungen auf Geflügelbetriebe: Keulung und finanzielle Verluste
- Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Vogelgrippe
- Besondere Gefahr durch Wildvögel: Kraniche als Überträger
- Höhepunkt der aktuellen Vogelgrippe-Situation noch nicht erreicht
- Vogelgrippe und das Risiko für Menschen: Geringe Gefahr einer Pandemie
- Impfungen gegen Vogelgrippe: Chancen und Risiken
Auswirkungen auf Geflügelbetriebe: Keulung und finanzielle Verluste
Die Auswirkungen auf die Geflügelbetriebe sind gravierend. Mehr als 9.000 Vögel mussten in zwei Geflügelbetrieben in Brandenburg gekeult werden. In Mecklenburg-Vorpommern wurden in zwei großen Legehennenhaltungen etwa 150.000 Hühner getötet, nachdem das Virus nachgewiesen wurde. Die Keulung wird zwar finanziell entschädigt, aber die wirtschaftlichen Verluste durch den Betriebsstillstand und die fortlaufenden Fixkosten sind enorm.
Außerdem werden Tierbestände im Lager nach einer Schlachtung bei Ausbrüchen für 21 Tage gesperrt, um zu verhindern, dass verseuchtes Fleisch in den Handel gelangt. Tierärzte führen Schnelltests durch, positive Proben werden an Veterinärämter und das Friedrich-Loeffler-Institut weitergeleitet, das alle Vogelgrippefälle in Deutschland genauer untersucht.
In betroffenen Betrieben müssen strenge Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden. Dazu zählt etwa die Einrichtung von Schutz- und Überwachungszonen.
Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Vogelgrippe
Geflügelhalter werden aufgefordert, umfassende Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Dazu zählen unter anderem die Desinfektion von Ausrüstung und Schuhwerk, das Verhindern von Kontakt zwischen Wildvögeln und Nutzgeflügel sowie das Tragen spezieller Schutzkleidung. Einige Betriebe haben sogar Mitarbeiter eingesetzt, die Wildvögel vertreiben sollten, um so den Kontakt zu minimieren.
Trotz dieser Vorkehrungen bleibt das Risiko, dass das Virus durch Wildvögel eingeschleppt wird, hoch und kaum vermeidbar. Bei Verdacht auf eine Infektion müssen die betroffenen Geflügelbestände sofort isoliert und schnellstmöglich gekeult werden.
Zudem müssen Schutzzonen mit einem Radius von drei Kilometern und Überwachungszonen mit zehn Kilometern eingerichtet werden. In diesen Zonen gelten strenge Bewegungs- und Hygieneregeln und weder Fleisch noch Eier dürfen diese Bereiche verlassen. Das Land Brandenburg hat in betroffenen Gebieten Führungen abgesagt. Der Naturschutzbund NABU hat die Bevölkerung dazu aufgerufen, keine toten oder kranken Vögel anzufassen.
Besondere Gefahr durch Wildvögel: Kraniche als Überträger
Kraniche, die im Herbst durch Deutschland ziehen, sind besonders anfällig für das H5N1-Virus. In diesem Jahr wurde eine ungewöhnlich hohe Sterblichkeit bei Kranichen festgestellt, die vermutlich durch das Virus verursacht wird. Allein in Brandenburg wurden über 1.000 tote Tiere in einem Vogelschutzgebiet gefunden.
Das Friedrich-Loeffler-Institut beobachtet, dass der Vogelzug in Verbindung mit den massiven Ausbrüchen unter Wildvögeln zu einer erhöhten Ansteckungsgefahr für Geflügelbetriebe führt. Im Gegensatz zu anderen Wildvogelarten wie zum Beispiel Enten oder Gänsen, die möglicherweise eine Teilimmunität gegen das Virus entwickelt haben, trifft die Vogelgrippe Kraniche besonders stark.
Höhepunkt der aktuellen Vogelgrippe-Situation noch nicht erreicht
Die Situation bleibt angespannt, da der Vogelzug und damit auch das Risiko einer weiteren Ausbreitung des Virus anhält. Virologe Martin Beer vom Friedrich-Loeffler-Institut rechnet damit, dass der Höhepunkt der Ausbrüche noch nicht erreicht ist. Er erwartet, dass sich die Vogelgrippe weiter unter Wildvögeln ausbreiten wird, wobei insbesondere Kraniche weiterhin gefährdet sind. Die Gefahr einer sekundären Ausbreitung von Geflügelbetrieb zu Geflügelbetrieb ist derzeit jedoch noch nicht signifikant.
Vogelgrippe und das Risiko für Menschen: Geringe Gefahr einer Pandemie
Die Vogelgrippe bleibt eine ernsthafte Bedrohung für die Geflügelindustrie. Sie stellt aber für den Menschen momentan kein großes Risiko dar, auch wenn Infektionen mit dem H5N1-Virus für Menschen prinzipiell schwerwiegende Folgen haben und sogar tödlich sein können. In den letzten zwei Jahrzehnten gab es Todesfälle in Asien. In der EU sind aber bislang keine H5N1-Infektionen bei Menschen nachgewiesen worden.
Das H5N1-Virus zirkuliert vor allem unter Vögeln und anderen Tieren. Experten der WHO und anderer Gesundheitsorganisationen schätzen das Risiko einer Pandemie bei Menschen derzeit als gering ein. Auch wenn einzelne Menschen infiziert wurden, gab es keine größeren Ausbrüche in der Bevölkerung.
Bisher hat es zudem keine bestätigte Übertragung von Mensch zu Mensch gegeben. Das Virus hat bislang nur eine der notwendigen Hürden überwunden, die für eine breite menschliche Übertragung erforderlich wären. Dennoch warnen Experten: In Zukunft könnten Mutationen auftreten, die eine Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch ermöglichen.
Die aktuellen Infektionen stammen von einer Variante des H5N1-Virus, die seit 2016 zirkuliert und besonders ansteckend ist. Das Virus H5N1 gibt es bereits seit Jahrzehnten. Versuche, es zu eliminieren, sind gescheitert. Es gibt bereits einen Impfstoff, der für Hochrisikogruppen wie Tierhalten, Tierärzte oder Mitarbeiter auf Geflügel- oder Pelztierfarmen angeboten wird.
Impfungen gegen Vogelgrippe: Chancen und Risiken
In Frankreich und anderen Ländern werden bereits flächendeckende Impfkampagnen gegen das H5N1-Virus durchgeführt, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Diese Impfungen haben sich als wirksam erwiesen, um die Zahl der Ausbrüche zu senken.
In Deutschland gibt es momentan jedoch keine Pläne für eine nationale Impfkampagne. Der Grund liegt in den Handelsbeschränkungen: Geimpftes Geflügel kann in vielen Ländern nicht verkauft werden, was den internationalen Handel erschwert. Daher setzt Deutschland derzeit auf präventive Maßnahmen wie die Überwachung von Wildvögeln und die strikte Einhaltung von Sicherheitsvorkehrungen in Geflügelbetrieben.
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