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Vom Lehrer zum Direx

Lehrer können Unterricht geben. Aber eine ganze Schule zu managen, haben sie nicht gelernt. Deswegen bietet das Berufsbildungszentrum Kiel den Masterstudiengang Schulmanagement an. Er bereitet Lehrer auf die Arbeit des Schuldirektors vor.

Von Matthias Günther | 29.01.2010
    Torsten Stellmacher ist Lehrer am Regionalen Berufsbildungszentrum in Kiel. Er schließt nicht aus, dass er sich einmal auf eine Schulleiterstelle bewerben wird. Aber er hat gelernt, Unterricht zu geben. Er hat nicht gelernt, Personal zu führen, eine Schule mit 60 oder auch ein Schulzentrum mit 150 Lehrkräften zu managen. Deshalb hat Torsten Stellmacher den neuen Masterstudiengang der Kieler Universität absolviert.

    "Ich habe Philosophie und Deutsch und Theologie studiert. Und alles, was mit Betriebswirtschaft, Management, Qualitätsmanagement zu tun hat, sind also Zusammenhänge, die für mich völlig neu gewesen sind. Und auf den Gebieten habe ich am meisten gelernt."

    Initiator des Weiterbildungsstudiengangs ist Thomas Riecke-Baulecke, der Leiter des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein. Er nennt die wichtigsten Inhalte, die in den vier Semestern vermittelt werden:

    "Es geht ganz wesentlich darum, Qualitätsmanagement zu beherrschen, ein Schulprogramm entwickeln zu können, klare Ziele aufzustellen. Es geht ganz wesentlich darum, mit den neuen Vergleichsstudien umgehen zu können, das heißt, PISA-Ergebnisse richtig zu deuten, Vergleichsarbeiten an der Schule vernünftig einzusetzen, die Ergebnisse von zentralen Abschlussprüfungen interpretieren zu können, und dann vor allen Dingen, konkrete Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, damit sich der Unterricht weiter entwickelt."

    Die Studierenden lernen auch, wie man Personal führt, Lehrer motiviert, Konferenzen leitet und wie man mit Eltern umgeht. Befragte Absolventen berichten durchweg, dass sie viel Nützliches mit auf den Weg bekommen haben. Katja Tews-Vogler etwa sieht sich nun besser gerüstet, den Unterricht weiterzuentwickeln:

    "Vielfach sind die Schulen frustriert, weil sie sehr viel Arbeit investieren und das Gefühl haben, ganze Nachmittage vergeudet zu haben - und letztendlich ist nichts dabei rausgekommen. Und ich glaube, da kann man Kollegien sehr schnell auf die Sprünge helfen, wenn man einfach weiß, wo die richtigen Hebel sind."

    Und Enno Jannichsen will in der Praxis vor allem umsetzen, was er im Fach "Diagnostizieren und Evaluieren" gelernt hat:

    "Also ich könnte mir vorstellen, dass man Schüler, aber auch Kollegen befragt nach Zufriedenheit mit gewissen Prozessabläufen. Oder dass man Schüler auch befragt als Rückmeldesystem in Bezug auf Unterricht. Ich denke, dass wir da ein Instrument an die Hand bekommen haben durch das Studium, die erhobenen Daten dann auch entsprechend vielleicht interpretieren zu können."

    Enno Jannichsen leitet derzeit eine Schule kommissarisch. Wenn die Stelle ausgeschrieben wird, will sich der frischgebackene Master in Schulmanagement und Qualitätsentwicklung darauf bewerben:

    "Ich denke, von Nachteil wird es mit Sicherheit nicht sein, dass ich das gemacht habe. Ich erhoffe mir natürlich auch, dass eine dienstliche Beurteilung auch besser ausfällt, dadurch, dass man vielleicht hier und da Know-how hat. Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich die Stelle bekommen könnte."

    Nur wenige Absolventen haben schon eine Leitungsfunktion - die meisten streben sie irgendwann vielleicht einmal an. Oft haben sie noch keine konkreten Pläne:

    "Als langfristige Perspektive - jetzt nicht in ein, zwei Monaten, aber ich denke darüber hinaus - werde ich eine Schulleiterstelle oder eine Leitungsposition anstreben."

    "Schulleiter werden gesucht, aber im Moment ist es so, dass mir meine Arbeit eigentlich sehr viel Spaß macht. Und die Schulleiterstelle habe ich im Hinterkopf, steht aber noch nicht aktuell an."

    Die Kieler Universität bietet den Masterstudiengang Schulmanagement und Qualitätsentwicklung bundesweit an. Ein Großteil wird online abgewickelt - die Prüfungen finden in Kiel statt. Die Belastung durch das berufsbegleitende Studium schätzen die Teilnehmer unterschiedlich ein:

    "Es ist eben eine erhebliche Zusatzbelastung, weil wir als Studenten ja auch Prüfungen ablegen mussten, Hausarbeiten schreiben mussten, eine Masterarbeit schreiben mussten - dass alles nebenher."

    "Ich bin zweifacher Familienvater, das Studium war schon sehr zeitintensiv, aber es hat auch viel Spaß gemacht."

    "Im Vorfeld habe ich mir sehr viel Sorgen um die zeitliche Belastung gemacht. Aber durch die Onlineveranstaltungen auch, die es ermöglicht haben, wirklich kontinuierlich nebenbei das Ganze aufzuarbeiten, hat das ganz gut funktioniert."

    Immerhin: Von 50 Teilnehmern haben 45 den Studiengang erfolgreich abgeschlossen.