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Von Greenwich bis Clixby
Der Observatoriums-Code

Im Sonnensystem gibt es hunderttausende Kleinplaneten und tausende Kometen. Viele Sternwarten messen regelmäßig die Positionen einzelner Objekte und melden sie an die Internationale Astronomische Union.

Von Dirk Lorenzen | 22.05.2018
    Die ALMA-Teleskopschüsseln in der Atacama-Wüste
    Sternwarte ohne Nummer: Die Teleskopanlage ALMA in den Anden kommt nicht für Kleinplaneten-Beobachtungen zum Einsatz (ALMA/ESO) (ESO)
    Dann wird stets ein dreistelliger Code angegeben, der das Observatorium eindeutig identifiziert. Inzwischen sind mehr als 2.000 Einrichtungen registriert, die sich an den Messungen beteiligen. Das reicht vom Hubble-Weltraumteleskop bis zu Amateursternwarten.
    Die Liste beginnt mit 000. Dieser exklusive Code bezeichnet das Greenwich-Observatorium in London, die Mutter aller Sternwarten. Schon der zweite Eintrag ist kurios. 001 steht für das Observatorium von Isaac Roberts, der eine Privatsternwarte betrieb, die mit seinem Tode im Jahr 1904 verschwand. Aber ein einmal zugewiesener Code erlischt nicht. Und so stellt die Observatoriumsliste einen wunderbaren Streifzug durch die Geschichte der modernen Astronomie dar.
    018 ist die Sternwarte Bilk in Düsseldorf. Sie wurde im Krieg zerstört. Ob 606, die Volkssternwarte Norderstedt, jemals Positionsmessungen gemeldet hat, ist eher unwahrscheinlich - aber sie hat offenbar einen Code beantragt und bekommen. Dagegen sucht man die Teleskopanlage ALMA in Chile oder das Südpolteleskop vergeblich auf der Liste - ganz einfach, weil diese Einrichtungen niemals Positionsdaten melden.
    Zwar sind noch viele Codes frei. Aber das Ende der Liste steht schon fest: Z99 ist die Amateursternwarte Clixby in England.