Freitag, 19. April 2024

Archiv

Vor 1.000 Jahren
Geburtstag von Kaiser Heinrich III.

Heinrich III. war fromm und für einen Monarchen seiner Zeit ungewöhnlich gebildet. Er verfügte über die Autorität, nicht nur in weltliche, sondern auch kirchliche Verhältnisse ordnend einzugreifen. Unter Heinrich III. erreichte die mittelalterliche Kaisermacht ihren Gipfel, aber auch ihren Wendepunkt.

Von Winfried Dolderer | 28.10.2017
    Heinrich III. war von 1039 bis zu seinem Tod 1056 König und seit 1046 Kaiser im römisch-deutschen Reich.
    Das Grab Kaiser Heinrich III. liegt im Dom zu Speyer. (Imago)
    Die deutschen Ritter werden nicht schlecht gestaunt haben, als sie nach dem Sieg über die Ungarn ihren König im Büßergewand auf dem Schlachtfeld erblickten. Heinrich III. warf sich vor einer Kreuzreliquie nieder und mahnte seine Truppen, ebenfalls demütig zu weinen.
    "Heinrich III. wollte damit seine Bindung an Gott, seine Demut öffentlich sichtbar machen. Diese rituellen Bußhandlungen haben die Zeitgenossen so verwundert, dass sie auch tatsächlich immer wieder in den Chroniken festgehalten wurden."
    Nach den Worten des Mittelalter-Historikers Bernd Schneidmüller war der zweite Kaiser aus dem salischen Herrscherhaus vom religiösen Charakter seines Amtes in einem Maße durchdrungen, das auch für einen Monarchen seiner Zeit ungewöhnlich war.
    "Er hat ein ganz klares Programm, das ausgeht von seinem kaiserlichen Auftrag (...) zur Stellvertretung Gottes.(…). Wichtig ist, dass er sich immer wieder als der Vertreter eines christlichen Friedenskaisertums dargestellt hat mit einer besonderen Nähe (…) zu Gott und zu seinen Heiligen."
    Wir wissen, dass Heinrich am Tag der Heiligen Simon und Judas, dem 28. Oktober, geboren wurde. Das Geburtsjahr 1017 ergibt sich aus der Mitteilung des Chronisten Berthold von Reichenau, dass er bei seinem Tod 1056 das 39. Lebensjahr noch nicht vollendet hatte. Heinrichs Vorfahren waren rheinfränkische Grafen mit Sitz in Worms.
    Eine ganz besondere Erziehung
    Mit seinem Vater Konrad II. hatte das Haus der Salier die sächsische Dynastie der Ottonen in der Herrschaft über das Deutsche Reich abgelöst. Konrad war ein robuster Herr. Gelehrte Zeitgenossen vermerkten, dass er kein Latein konnte. Umso mehr lag ihm an der Bildung des Thronfolgers.
    "Heinrich III. hat seine Ausbildung bei einem Bischof erhalten, dem Bischof von Augsburg, und der hat in der Tat Heinrich III. ganz besonders erzogen, sowohl in der üblichen Bildung des 11. Jahrhunderts als auch in kaiserlichen Denktraditionen und politischen Erfahrungen."
    Heinrich zeigte sich kirchlichen Anliegen verbunden, als er 1039 zur Herrschaft gelangte. Er förderte die von der Kirche initiierte Gottesfriedensbewegung, um das Fehdewesen einzudämmen. Er stützte seine politische Macht auf die kirchlichen Strukturen in Deutschland. Zugleich fühlte er sich berufen, auch die innere Ordnung der Kirche zu wahren.
    "Es ist das Ideal, dass eigentlich die beiden universalen Mächte, Kaisertum und Papsttum, einträchtig miteinander die Botschaft Jesu Christi auf Erden verbreiten. Heinrich III. war von dieser Idee zutiefst durchdrungen."
    1046 herrschte Chaos in Rom
    Als er 1046 zur Kaiserkrönung nach Italien zog, herrschte Chaos in Rom. Drei Päpste erhoben Anspruch auf den Stuhl Petri. In Sutri, einer Kleinstadt 50 Kilometer nordwestlich von Rom, berief Heinrich eine Synode ein, die seinen Vertrauten, den Bamberger Bischof Suidger, zum neuen Pontifex wählte. Seither hat sich nie mehr ein Kaiser so massiv und wirksam in innerkirchliche Verhältnisse einmischen können. Schon Zeitgenossen kritisierten Heinrichs Vorgehen. Bischof Wazo von Lüttich wies ihn darauf hin, das er als weltlicher Herrscher nicht befugt sei, in geistlichen Dingen über geweihte Kleriker zu urteilen.
    "Zwischen der priesterlichen Weihe und derjenigen, die Ihr empfangen habt, besteht ein großer Unterschied. Die unsrige ist lebenspendend, die Eurige hat den Tod im Gefolge, und je größer der Vorzug ist, den das Leben vor dem Tode hat, umso höher ist unsere Weihe erhaben über die Eurige."
    Heinrich III. sah sich wachsendem Widerstand ausgesetzt
    Hier stellte sich die Frage der Autonomie der Kirche, die unter Heinrichs Nachfolger zum offenen Kampf mit dem Papst eskalieren sollte. Auch in Deutschland erzeugte seine Machtpolitik wachsenden Widerstand. Sächsische Adlige planten ein Attentat. Als Heinrich 1053 seinen erst dreijährigen gleichnamigen Sohn zum König wählen ließ, wollten die Fürsten die Autorität des Thronfolgers nur anerkennen, wenn dieser sich an das Recht halte.
    "Das ist ein Vorbehalt, der tatsächlich sensationell war in dieser Zeit. Und gleichzeitig sind es andere Adelsgruppen etwa in Bayern und in Kärnten, die sich ganz massiv gegen den König erheben. Das zeigt, dass die (…) letzten Jahre der Herrschaft Heinrichs III. die Brüchigkeit dieses umfassenden Zugriffssystems (…) offenbart haben."
    Heinrich starb in seinem Jagdschloss im Harz und wurde in der Hauskirche der Salier beigesetzt, dem unter seinem Vater begonnenen Speyrer Dom.
    Blick auf den Kaiserdom in Speyer (Rheinland-Pfalz), aufgenommen am 29.06.2017. Am Samstag (01.07.2017) soll hier eine Totenmesse für den verstorbenen Altbundeskanzler Kohl stattfinden. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa | Verwendung weltweit
    Der Dom zu Speyer (dpa / picture alliance / Frank Rumpenhorst)