
Die Attraktion der großen Berliner Gewerbeausstellung im Jahr 1896 war ein 21 Meter langes Linsenfernrohr – es ist bis heute das längste der Welt. Doch die "Himmelskanone" war erst mit mehrmonatiger Verspätung im September jenes Jahres voll funktionstüchtig. Zahlende Besucher konnten nur noch wenige Wochen lang einen Blick auf Mond und Planeten erhaschen. Ursprünglich sollte das Fernrohr nach der Ausstellung verlegt werden. Weil dafür das Geld fehlte, durfte es aber im Treptower Park bleiben.
Erster Direktor wurde der aus Ostwestfalen stammende Astronom Friedrich Simon Archenhold, der den Bau des Teleskops durch das Einwerben von Spenden ermöglicht hatte. Die damals noch namenlose Sternwarte diente vor allem dazu, der breiten Öffentlichkeit die Faszination des Universums zu vermitteln. Albert Einstein hielt dort seinen ersten öffentlichen Vortrag über die Relativitätstheorie.

Anfang der 1930er-Jahre gab Friedrich Archenhold die Leitung an seinen Sohn ab. In der NS-Zeit war die Familie wegen ihres jüdischen Glaubens Repressalien ausgesetzt und musste die Sternwarte verlassen. Bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg wurden die Sternwarte und das Riesenfernrohr beschädigt; jahrzehntelang war es nicht benutzbar. Schließlich übernahm Dieter B. Herrmann die Leitung und ließ das Teleskop sanieren.
Die Himmelskanone, die aus der inzwischen nach Archenhold benannten Sternwarte herausragt, ist eine weltweit einzigartige Sehenswürdigkeit – und das seit 125 Jahren.