Sieben junge Sängerinnen und Sänger, alle Studierende an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig, agieren auf der Bühne im gut gefüllten Konzertsaal des Instituts. Aufgeführt wird die Oper "Postcard from Morocco" des amerikanischen Komponisten Dominick Argento. Matthias Oldag, Professor für dramatischen Unterricht im Fach Gesang.
"Ich glaube, das ist ein sehr schwieriges Stück. Aber wir sind ein Ausbildungsinstitut. Und natürlich noch in einem geschützten Raum. Hier sind die Studenten unter dauernder Beobachtung ihrer Lehrer. Es ist natürlich eine stimmliche Herausforderung, ganz klar! Aber eben auch eine mentale. Das heißt, sie wachsen auch an diesen schweren Rollen."
77 Professoren unterrichten an der Hochschule
Rund 1.000 junge Frauen und Männer aus aller Welt studieren an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater. Angezogen werden sie von den guten Ausbildungsbedingungen, aber auch von der großen musikalischen Tradition der Stadt, die durch weltbekannte Institutionen wie den Thomanerchor und das Gewandhausorchester begründet wurde. 77 Professoren unterrichten derzeit ein breites Spektrum an Fächern, vom Gesang über Klavier und sämtliche Instrumente des Orchesters bis hin zur Musikwissenschaft, zu Schauspiel und Dramaturgie.
"Der ganzen Anstalt möchte der Grundsatz als Basis dienen, daß jede Gattung der Kunst sich erst dann über das Handwerk erhebt, wenn sie sich bei größtmöglicher technischer Vollendung einem rein geistigen Zwecke, dem Ausdruck eines höheren Gedankens, widmet!"
So beschrieb der Komponist und Leipziger Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy die Aufgabe des "Conservatoriums für Musik", das er am 2. April 1843 gründete. Dessen Geschichte begann mit einem Vermächtnis. Heinrich Blümner, Jurist und Hofbeamter in Dresden, vererbte sein Vermögen in Höhe von 20.000 Reichstalern dem sächsischen König Friedrich August II. mit der Auflage, es für wohltätige Zwecke zu verwenden. Mendelssohn konnte den Monarchen von der Idee überzeugen, mit diesem Geld in Leipzig die erste Musikhochschule Deutschlands zu etablieren, nicht zuletzt als Nachwuchsschmiede für das Gewandhausorchester.
Radikaler Bruch 1933
Als erste Lehrer verpflichtete Mendelssohn den Geiger und ersten Konzertmeister des Gewandhausorchesters Ferdinand David, den Thomaskantor Moritz Hauptmann und den Komponisten Robert Schumann. Bereits nach wenigen Jahren wurden in Leipzig Musikstudenten aus ganz Europa ausgebildet, darunter der Norweger Edvard Grieg.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 brachte den radikalen Bruch mit der weltoffenen Tradition des Leipziger Konservatoriums. Jüdische Studenten wurden relegiert und das Andenken an Mendelssohn Bartholdy getilgt. 1936 zerstörte man sein Denkmal vor dem damaligen Gewandhaus.
In der DDR wurde Mendelssohn Bartholdy zwar rehabilitiert und endlich zum Namenspatron der Hochschule gemacht. Doch der ideologische Einfluss von staatlicher Seite setzte sich fort. So mutierte das Kirchenmusikalische Institut, das Thomaskantor Karl Straube einst gegründet hatte, zur "Fachrichtung künstlerisches Orgelspiel". Außerdem erweiterte man den Lehrplan um entsprechende theoretische Fächer wie "Marxismus-Leninismus".
Verbindung von damals und heute
Erst das Ende der DDR und die deutsche Wiedervereinigung brachten eine Neuausrichtung des Lehrplans. Das Kirchenmusikalische Institut wurde wiederbegründet und die Schauspielausbildung als neue Fachrichtung etabliert. Im Jahr 2001 konnte schließlich der neu erbaute Konzertsaal am historischen Ort einweiht werden, inklusive einer stattlichen Orgel.
An diesem Instrument unterrichtet heute Professor Martin Schmeding. Er bildet zukünftige Kirchenmusiker aus.
"Mir geht es immer darum, die Studierenden so lange zu begleiten, bis sie ihre erste Stelle haben. Dieser lange Weg, den man zusammen geht, das ist doch etwas, wo man intensiv merkt, ob die Studierenden das umsetzen und ob sie für diesen Beruf geeignet sind."
Das große Engagement für den künstlerischen Nachwuchs und der Blick auf dessen spätere Praxis verbindet die Leipziger Hochschule für Musik und Theater so wieder mit den pädagogischen Zielen ihres Gründers Felix Mendelssohn Bartholdy.