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Vor 25 Jahren gestorben
Robert Maxwell: Tod im Atlantik

Er galt als zielstrebiger Macher und launiger Machtmensch: Robert Maxwell war ein zäher Kämpfer, der es aus ärmlichsten Verhältnissen bis ganz nach oben geschafft hatte. Am 5. November 1991 wurde der britische Medien-Tycoon leblos aus dem Atlantik geborgen. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt.

Von Monika Köpcke |
    Der britische Verleger Robert Maxwell stellt am 9. Mai 1990 in Frankfurt am Main seine Wochenzeitung "The European" vor. Er wurde am 4. Juni 1923 geboren und am 5. November 1991 unter nicht gekl
    Der britische Verleger Robert Maxwell stellt am 9. Mai 1990 in Frankfurt am Main seine Wochenzeitung "The European" vor. (picture alliance / dpa / Oliver Multhaup)
    "Es dauerte etliche Stunden, bis feststand, dass die unweit von Gran Canaria im Meer gefundene Leiche tatsächlich diejenige des britischen Großverlegers Robert Maxwell war."
    Diese Rundfunkmeldung vom 5. November 1991 löste eine Welle von wilden Spekulationen aus. Was steckte hinter dem Tod dieses Medienmoguls, dessen Leben so schillernd war, dass es einige Jahre nach seinem Tod sogar den Stoff für ein Musical hergab?
    "Good evening, ladies and gentlemen, and welcome. Tonight you are all the guests of Robert Maxwell!”
    Robert Maxwell war ein zäher Kämpfer, einer, der sich nicht unterkriegen ließ. Aus ärmlichsten Verhältnissen hatte er sich hochgearbeitet und war zu einem der ganz Großen im internationalen Verlagsgeschäft geworden.
    Maxwells Familie wurde im Konzentrationslager getötet
    Als Ján Ludvik Hoch wurde er 1923 in den tschechischen Karpaten als Sohn armer jüdischer Landarbeiter geboren. Seine Eltern und Geschwister wurden in Konzentrationslagern ermordet, ihm gelang als 17-Jähriger die Flucht nach Großbritannien, wo er in der britischen Armee Karriere machte, nun als Robert Maxwell.
    "Ich bin ein Macher", sagte Maxwell über sich. Nach dem Krieg begann er, einen überaus erfolgreichen Wissenschaftsverlag aufzubauen. Er kaufte Tageszeitungen und Fernsehsender, investierte ins Druckereigeschäft und spann im Laufe der Jahre ein immer komplizierteres, weltweites Netz von Firmenverbindungen.
    Ob er Unternehmen erwarb oder wieder abstieß - stets ging es um hunderte Millionen Pfund. Die Achtung der vornehmen britischen Gesellschaft blieb ihm allerdings bis zum Schluss verwehrt, entsprach doch sein oft ungehobeltes und lärmendes Benehmen so gar nicht der feinen englischen Art.
    Die genauen Todesumstände konnten nie geklärt werden
    "Ich bin einer, der entscheiden kann. Vielen Leuten passt dies nicht und einige möchten mich am liebsten aus dem Weg haben, doch diesen Gefallen werde ich ihnen nicht tun", sagte Maxwell einst.
    Gegen halb fünf Uhr morgens war Robert Maxwell zuletzt von einem Besatzungsmitglied auf seiner 55-Meter-Yacht gesehen worden, die vor den Kanarischen Inseln schipperte. Erst gegen 11 Uhr vormittags wurde sein Fehlen bemerkt, da ankerte das Schiff bereits im Hafen von Los Cristianos auf Teneriffa. Ein Hubschrauber entdeckte den mächtigen Tycoon: leblos und nackt trieb er im Atlantik.
    Die Autopsie ergab: Robert Maxwell war nicht ertrunken, sondern starb an Herzversagen. Ob ein Infarkt ihn über die Reling straucheln ließ oder ob erst durch den Sturz ins kalte Wasser sein Herz versagte, konnte nie geklärt werden.
    Erst nach seinem Tod wurde das Ausmaß seiner Schulden deutlich
    "The achievement of the end of it is that I feel that I would have left the world a slightly better place.”
    Dieser Anspruch, die Welt am Ende des Lebens wenigstens etwas besser gemacht zu haben, sollte sich nicht erfüllen. Im Gegenteil: Maxwell wusste wohl schon länger, dass sein Lebenswerk wie ein Kartenhaus zusammenfallen würde. Nur wenige Tage nach seinem Tod stellte sich heraus, dass er in den letzten Jahren nur noch in Verlustgeschäfte investiert und Schulden von über 4 Milliarden Pfund angehäuft hatte. Um Löcher zu stopfen, hatte er sich sogar bei den firmeneigenen Pensionsfonds bedient.
    Im Sommer 1991 hatte sich Maxwell 56 Millionen Pfund beim Schweizer Bankverein geliehen. Als herauskam, dass die garantierten Sicherheiten gar nicht mehr existierten, setzte die Bank eine Frist. Sollten die Schulden nicht bis zum 5. November beglichen sein, werde man die Polizei einschalten. An diesem Tag aber verschwand Maxwell von seiner Yacht. War es also doch Selbstmord?
    Selbstmord, Unfall oder Attentat?
    Weglaufen aber war nicht die Art dieses großmäuligen Stehaufmännchens. Da favorisierte die britische Klatschpresse eher die These, Maxwell sei von einem arabischen Terroristen ermordet worden, weil er mit dem israelischen Geheimdienst zusammengearbeitet habe. Nur zwei Wochen vor seinem Tod hatte ein amerikanischer Journalist diese Behauptung in die Welt gesetzt. Beweise gab es dafür allerdings nie.
    War es also vielleicht doch so, wie ein Sohn von Robert Maxwell mutmaßte? Beim nächtlichen Pinkeln über die Reling sei sein Vater über Bord gefallen. Wissen werden wir es wohl nie.