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Vor 250 Jahren
Als Mozarts Oper "Ascanio in Alba" uraufgeführt wurde

Im Auftrag der österreichischen Kaiserin Maria Theresia komponierte Wolfgang Amadeus Mozart im Alter von 15 Jahren eine Hochzeitsoper. Mit "Ascanio in Alba" glänzte das Wiener Wunderkind durch Virtuosität und heitere Gefälligkeit. Zum Dank gab es Ruhm, Geld und ein nicht ganz uneigennütziges Geschenk der Kaiserin.

Von Wolfgang Schreiber | 17.10.2021
    Der sehr jugendliche Mozart in einer Zeichnung.
    Ein Jugendbild von Wolfgang Amadeus Mozart - gezeichnet 1935 (imago images / Design Pics)
    Ein 15-Jähriger trumpft auf, er kann effektsicher komponieren, mit Pauken und Trompeten – schon seine sechste Oper. Wolfgang Amadeus Mozart, europaweit als Wunderknabe gefeiert, verdankt den Opernauftrag der großen Politik. Kaiserin Maria Theresia hat die Heirat ihres blutjungen Sohns verfügt: Erzherzog Ferdinand soll Prinzessin Maria Beatrice aus der Herzogfamilie in Modena heiraten. Und zwar in Mailand, wo ja die Österreicher herrschen. Dazu braucht es eine Oper, die der Musicus aus Salzburg in vier Wochen zusammenbastelt: Tänze, Rezitative, Arien, Chöre. Uraufführung: Mailand, der 17. Oktober 1771.

    Eine Oper als Teil opulenter Festlichkeiten

    Triumphal und strapaziös waren Mozarts Wunderkind- und Pubertätsjahre. Vater Leopold, der Ehrgeizige, hatte den erst Siebenjährigen durch halb Europa geschleppt. Diese Familienreise mit Postkutschen erstreckte sich, man staune, über dreieinhalb Jahre. Das Kind am Klavier wurde in Metropolen und Provinzstädten vorgeführt, in Paris und London, Brüssel und Amsterdam, in Genf und Zürich. So war der Fünfzehnjährige, kann man sagen, schon ein "alter Hase" des Musizierens – als Komponist brillanter Werke, darunter die dramatische Opera seria "Mitridate", für Mailand. Eben dort glänzte er jetzt erneut, mit der galanten Festoper "Ascanio in Alba".
    Gemälde vom kleinen Mozart vorm Klavier, umringt von einer Gesellschaft.
    Der junge Mozart wird Kaiserin Maria Theresia durch Joseph II. vorgestellt' (picture-alliance / akg-images)
    Die Mailänder Uraufführung von Mozarts Hochzeitsoper war Teil opulenter Festlichkeiten. Die Heirat des jungen Habsburger Erzherzogs musste pompös begangen werden und mehrere Tage dauern. Gleich zwei Opern waren dort bestellt worden: Neben Mozarts "Festa -" oder "Serenata teatrale" gab es eine Opera seria des in Europa berühmten, schon betagten Hamburger Komponisten Johann Adolph Hasse. Eines Rivalen also. Vater Leopold konnte bald einen Triumph nach Hause melden.
    "Alle Cavalier und andere Leute reden uns beständig auf den Straßen an, dem Wolfgang zu gratulieren. Kurz! mir ist Leid, die Serenata des Wolfgang hat die opera von Hasse so niedergeschlagen, dass ich es nicht beschreiben kann."

    Eine Diamantbesetzte Uhr mit Bildnis seiner Mäzenatin

    Nun, Mozarts Hochzeitsoper des Librettisten Giuseppe Parini besitzt Virtuosität, sie klingt geschmeidig, elegant, bleibt in ihrer Substanz aber dekorativ, in der Handlung dürftig, der Erfolg ist perfekt kalkuliert. Das heißt, Nymphen und Grazien, Hirten und Schäfer tanzen, ein Priester geistert durch die blumengeschmückten Szenen. Zwingend für die Glücksbeschwörung - ein dramaturgischer Schachzug: Das fürstliche Brautpaar findet sich auf der Bühne in einer Maskerade widergespiegelt. Der Erzherzog also ist hier Ascanio, seine Großmutter die Göttin Venus, die das junge Glück in die Wege leitet. Die Braut wird als die lyrische Schäferin Silvia erkennbar, die in der unvermeidlichen Liebesverwirrung mit poetischer Inbrunst um ihre Zukunft bangen darf.
    Für seine Festoper erhielt der junge Mozart neben dem Honorar eine goldene, diamantbesetzte Uhr mit dem Bildnis seiner Mäzenatin, Kaiserin Maria Theresia. Sie war der Überzeugung, dass die Kunst, zumal die Musik, den Interessen der Menschen, das heißt, der Politik, dienen soll. Dass ihr junger Sohn sich der Kunst und den Künstlern nahe fühlte, konnte ihr nicht gefallen. Zwei Monate nach Mozarts Mailänder Oper erteilte sie ihm die Antwort auf seinen Wunsch, Mozart zu fördern.
    "Sie sollten sich nicht mit unnützen Leuten belasten … Es mindert die Dienstleistung, dass diese Leute in der Welt herumschwärmen wie Bettler."
    Mozart kannte solche Erniedrigung. Deshalb kündigte er, Jahre später, den Lakaiendienst beim Salzburger Erzbischof. Und suchte sein zerbrechliches, aber freies Glück in Wien.