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Vor 475 Jahren gestorben
Johannes Eck - Luthers Gegenspieler

Beide waren große Theologen - und anfangs fanden sie sich durchaus sympathisch. Doch dann wurden Martin Luther und Johannes Eck Erzfeinde. Das lag an ihrem unterschiedlichen Blick auf die Fehlbarkeit des Papstes. Aber auch daran, dass beide sehr rechthaberisch waren. Am 10. Februar 1543 starb Johannes Eck in Ingolstadt.

Von Matthias Bertsch | 10.02.2018
    Historische Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert nach einem satirischen Flugblatt aus dem 16. Jahrhundert, gezeigt werden fünf Gegner des Reformators Martin Luther: Papst Leo. X., Thomas Murner, Hieronymus Emser, Johannes Eck und Jakob Lemp, die Reformations
    Historische Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert. Gezeigt werden fünf Gegner des Reformators Martin Luther: Papst Leo. X., Thomas Murner, Hieronymus Emser, Johannes Eck und Jakob Lemp (imago stock&people)
    "Exsurge, Domine, et judica causam tuam … Erhebe dich, Herr, und richte deine Sache! Ein Wildschwein trachtet danach, deinen Weinberg zu zerwühlen, und ein wildes Tier frisst ihn ab."
    So beginnt die Bulle, die Papst Leo X. im Juni 1520 veröffentlichen ließ: Das Wildschwein war niemand anderes als der Reformator Martin Luther, der keine drei Jahre zuvor seine 95 Thesen über den Papst und den Ablasshandel veröffentlicht hatte. Doch der Thesenanschlag allein hätte in Rom kaum so viel Aufsehen erregt.
    Hintergrund der Bannbulle war vielmehr die Leipziger Disputation, ein öffentliches Streitgespräch, das Luther im Sommer 1519 mit dem Ingolstädter Theologen Johannes Eck geführt hatte. In einem Brief an den Papst hatte Eck seine Kritik an Luther zusammengefasst:
    "Aus Entrüstung über die Unverfrorenheit dieses Menschen habe ich auf seine Possen geantwortet und beweise aus der Heiligen Schrift, den heiligen Konzilien und den Lehren der Kirchenväter, dass die Lehre unbesiegbar ist, der zufolge Petrus der Stellvertreter Christi auf Erden und der universalen Kirche gewesen ist, dessen Sitz auf Erden und dessen Glauben Eure Heiligkeit bewahrt als Vorsteher des christlichen Erdkreises."
    Johannes Eck - ein intellektueller Shooting Star
    Wie Luther war auch Johannes Eck tiefgläubig und hochintelligent. 1486 kommt er im schwäbischen Eck an der Günz zur Welt – daher der Nachname. Sein Vater ist Bauer, doch er bemerkt, dass Johannes zu Höherem befähigt ist. Ein Onkel führt ihn ins Lateinische ein, bereits mit elf Jahren kommt er an die Universität Heidelberg.
    "Er war dann 1510 in Freiburg zum Doktor der Theologie promoviert worden und wurde gleich, mit 24, Professor an der Bayrischen Landesuniversität in Ingolstadt, und dieser Shooting Star, könnte man sagen, Johannes Eck hat sich dann auch in die Diskussion seiner Zeit eingemischt." Diskussionen wie die um die Frage des Zinsnehmens, so der katholische Theologe Peter Walter.
    Eck und Luther - zwei Menschen, die sich profilieren wollten
    1515 brillierte der damals 28-jährige Eck bei einem Streit um das kirchliche Zinsverbot. Austragungsort der Disputation war Bologna, die älteste Universität der Welt.
    Luthers Thesen zur Reform der Kirche hatte Eck mit Interesse zur Kenntnis genommen. Einige kritische Anmerkungen schickte er an den Eichstätter Bischof, aus dessen Umfeld sie an Luther weitergeleitet wurden. Dieser reagierte gekränkt.
    Walter; "Weil Eck seine Entgegnung nicht ihm selber geschickt hat, sondern sie eben an einen Bischof gegeben hat, und das war schon die erste Verstimmung, die eben dazu führte, dass die zwei sich dann auseinanderdividiert haben.
    Man könnte auch sagen, es menschelte da auch sehr, zwei Hähne, jetzt nicht auf einen Mist, sie waren an verschiedenen Universitäten, aber sie waren eben doch zwei Leute, die sich damals profilieren wollten, und das geht dann letztlich nur gegeneinander."
    Luther reagiert auf Bannbulle mit eigener Schrift
    Und so entwickelte sich in Leipzig kein konstruktiver Dialog über eine Reform der Kirche – auch Eck stand dem Ablasshandel kritisch gegenüber – sondern ein erbitterter Kampf um das Recht haben. Gestritten wurde vor allem über die Bedeutung der Buße.
    Walter: "Für Luther, so beginnen ja die Ablassthesen, ist das ganze Leben des Christen Buße. Für Eck ist die Buße ein Sakrament der Kirche, das man dann braucht, wenn man gesündigt hat, und das sind Dinge, über die sie dann eben in Streit geraten sind. Und dann kam es eben zu den Aussagen Luthers, dass Konzilien irren können und geirrt haben, und das war dann eben der Punkt, an dem es dann wirklich auseinanderging."
    Als Johannes Eck die päpstliche Bannbulle in Deutschland öffentlich machte, reagierte Luther mit der Schrift: "Von den neuen Eckischen Bullen und Lügen".
    In einem Punkt allerdings blieben sich die verfeindeten Theologen einig: in ihrem tief sitzenden Anitjudaismus: Wie Luther warf auch Eck den Juden vor, verstockt zu sein, da sie Jesus nicht als Messias akzeptierten.
    Eck konnte Luther nicht aufhalten
    1540 veröffentlichte der Reformator Andreas Osiander "Das Judenbüchlein", in dem er die Ritualmord-Legende zurückwies, nach der Juden christliche Kinder umbrächten, um an deren Blut zu kommen.
    Walter: "Gegen dieses Büchlein hat Eck 1541 polemisiert, auf modernem Deutsch heißt das, die Widerlegung eines Judenbüchleins, wo er die alten Vorurteile gegen die Juden, Ritualmord und diese Geschichten wieder aufwärmt."
    Zwei Jahre später, am 10. Februar 1543, starb Johannes Eck in Ingolstadt, drei Jahre vor Martin Luther, dessen Lehre er bekämpfte, aber nicht aufhalten konnte