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Vor 70 Jahren gegründet
Akademie der Künste für die Förderung antifaschistischer Kunst

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Ost-Berlin die Deutsche Akademie der Künste gegründet. Deren wichtigstes Ziel war es, eine antifaschistische Kunst zu propagieren. Immer wieder mussten sich die Präsidenten der Lehrinstitution gegen Versuche der staatlichen Gleichschaltung zur Wehr setzen.

Von Regina Kusch | 24.03.2020
    Die Akademie der Künste der DDR hatte ihren Sitz im Kaiserin-Friedrich-Haus am Berliner Robert-Koch-Platz.
    Die Akademie der Künste der DDR hatte ihren Sitz im Kaiserin-Friedrich-Haus am Berliner Robert-Koch-Platz* (dpa / picture-alliance / ZB / Hubert Link)
    "Der Künstler ist, wie Stalin es so unübertroffen formulierte, der Ingenieur der Seele. In diesem Sinne ist die Kunst geistig vorweggenommene Umgestaltung der Welt, und ein großer Künstler kann erreichen, dass die Seele seiner Werke zur Seele seines Volkes wird."
    Ministerpräsident Otto Grotewohl hielt am 24. März 1950 in der Berliner Staatsoper eine Festrede zur Gründung der "Deutschen Akademie der Künste". Diese zentrale Kunstakademie der DDR sah sich als Nachfolgeorganisation der "Preußischen Akademie der Künste" und hatte sich vor allem eine sozialistische Kulturpolitik auf die Fahnen geschrieben.
    Gründungsmitglieder: von Bertolt Brecht bis Helene Weigel
    Viele Künstler, die während der NS-Diktatur ins Exil gegangen waren, wurden nun eingeladen, den jungen Staat mit aufzubauen. Der Präsident der DDR, Wilhelm Pieck, berief 22 Gründungsmitglieder - darunter die Schriftsteller Johannes R. Becher, Bertolt Brecht und Arnold Zweig, die Schauspielerin Helene Weigel, den Maler Otto Nagel sowie den Komponisten Hanns Eisler.
    Jeanine Meerapfel, Filmemacherin und Präsidentin der Akademie der Künste.
    Die Präsidentin der Akademie der Künste Jeanine Meerapfel
    Seit 2015 ist Jeanine Meerapfel Präsidentin der Akademie der Künste. Seit 52 Jahren lebt sie in dem Land, aus dem ihre Eltern vor den Nazis flohen. Die antisemitischen Strömungen in Deutschland beunruhigen sie.
    "Mit Ihnen, Herr Professor Hanns Eisler, verbindet sich der Begriff des mutigen Kämpfers. Ihre hohe Begabung als Komponist stellten Sie in den Dienst des Volkes und schenkten ihm die deutsche Nationalhymne. Ich danke Ihnen und berufe Sie zum ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie der Künste und überreiche Ihnen die entsprechende Urkunde."
    Heinrich Mann war designierter Präsident der Akademie. Da er aber noch im Exil gestorben war, übernahm der Schriftsteller Arnold Zweig dieses Amt. Das Kulturinstitut sollte vor allem die Kunstrichtung des sozialistischen Realismus in der Gesellschaft etablieren, so die deutsch-argentinische Filmregisseurin und derzeitige Präsidentin der Akademie der Künste Jeanine Meerapfel.
    "Es ging um die Repräsentation der Kunst im Dienste der Gesellschaft, und im Dienste der Gesellschaft hieß auch, dass diese Akademie stark von der Partei abhängig war. Die hat hauptsächlich natürlich die Kunst gefördert, die der politischen Richtung der Partei entsprochen hat."
    Ausbildung einer neuer Künstlergeneration
    Die Akademie gab Empfehlungen für die Kunsterziehung in Schulen und etablierte eigene Meisterklassen, in denen Bert Brecht oder die Tanzpädagogin Gret Palucca eine neue Künstlergeneration ausbildeten.
    1965 übernahm der bekannteste Filmregisseur der DDR, Konrad Wolf, den Vorsitz. Er war streitbar und galt aber gleichzeitig als linientreuer Verfechter des Regimes. Während zahlreiche Künstler in der DDR gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976* protestierten, unterstützte Konrad Wolf die Ausweisung des kritischen Liedermachers. Vor allem aber sah er die "Akademie der Künste der DDR", wie sie mittlerweile hieß, als Raum für öffentliche Debatten über die Rolle der Kunst in der sozialistischen Gesellschaft.
    Zusammen mit Kunstschaffenden wie Walter Felsenstein, Paul Dessau, Stephan Hermlin oder Christa Wolf setzte er sich ein für künstlerische Freiheit und gegen ideologische Bevormundung.
    "Die Diskussionen haben die Einsicht vertieft, dass auch in der sozialistischen Kunst das einzelne Werk in der Regel das Werk eines Einzelnen ist, geprägt von seiner Handschrift, von seinen Lebens- und Kunsterfahrungen. Ich glaube, dass sich neue Formen der Kollektivität von Künstlern entwickeln."
    "Sorge um den aufkommenden Rechtsradikalismus"
    So fand unter Wolfs Präsidentschaft 1981 die "Berliner Begegnung zur Friedensförderung" statt, eine Idee des Schriftstellers Stephan Hermlin, der einhundert Künstler und Wissenschaftler aus Ost und West zu einer Diskussion über das Wettrüsten eingeladen hatte.
    1993 vereinigte sich die Ost-Akademie unter der Präsidentschaft Heiner Müllers in einer, wie er es nannte, "Vernunftehe" mit der 1954 gegründeten "Akademie der Künste" im Westteil Berlins, deren Präsident Walter Jens war.
    "Was die Akademie heute ganz speziell umtreibt, ist die Sorge um den aufkommenden Rechtsradikalismus. Wie können wir unsere offene Demokratie erhalten, und wie können wir sie schützen als Künstler?"
    Mit der Organisation von Ausstellungen, Kultur- und Diskussionsveranstaltungen sowie mit der Vergabe von Preisen und Stipendien versteht sich die "Akademie der Künste" heute als eine internationale Künstlersozietät, die sich auch in politische Diskussionen einmischt.

    *Anmerkung: Das Bild wurde ausgetauscht, weil das vorherige Foto einen falschen Bezug herstellte.
    * Anmerkung: An dieser Stelle wurde eine Jahreszahl korrigiert.