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Vor 800 Jahren
Als der Gründer des Dominikanerordens starb

Anders als seinerzeit üblich, ging der spanische Priester Domingo de Guzmán freundlich auf Ketzer zu und versuchte, sie statt mit Gewalt mit Worten zu überzeugen. Er gründete den sogenannten Predigerorden und ging als Heiliger Dominikus in die Kirchengeschichte ein. Vor 800 Jahren starb er in Bologna.

Von Tobias Kühn | 06.08.2021
    Der Heilige Dominikus in einem Gemälde von Ambrosius Benson (1495-1550)
    Der Heilige Dominikus symbolhaft ausgestattet mit Schreibfeder und Buch in einem Gemälde von Ambrosius Benson (1495-1550) (picture alliance / Fine Art Images)
    "Wir freuen uns sehr und danken Gott für die Glut Eures heiligen Wandels und dafür, dass Gott Euch aus der Fäulnis dieser Welt befreit hat. Kämpft, meine Töchter, gegen den alten Feind beharrlich mit Fasten!" So schreibt Dominikus um das Jahr 1220 in einem Brief an die Priorin eines Klosters seiner Gemeinschaft in Madrid. Es ist eines der wenigen schriftlichen Zeugnisse, die von ihm erhalten sind. Mit Worten und Argumenten für die Kirche zu kämpfen und freiwillig in Armut zu leben, hat er sich und seinem Orden auf die Fahnen geschrieben.

    Bekenntnis zur Armut trotz adeliger Abstammung

    Dominikus wird um das Jahr 1170 als Domingo des Guzmán in Caleruega auf der Hochebene von Altkastilien geboren. Er entstammt einer wohlhabenden Adelsfamilie. Der Überlieferung nach soll seine Mutter, während sie mit ihm schwanger war, im Traum einen kleinen Hund gesehen haben, der mit einer brennenden Fackel im Maul die Welt erleuchtete.
    "Schon bei Augustinus findet man den Hund als Symbol für Prediger, die umherziehen. Und die Fackel eben für die Wahrheit des Glaubens, die in die ganze Welt dann hineingetragen wird", erklärt die Dominikaner-Ordensschwester und Theologin Benedikta Rickmann.
    Pater Norbert Fuhrmann im Klostergang der Benediktinerabtei Ettal im Jahr 2002
    Zukunft der Klöster
    Den Männerklöstern fehlt der Nachwuchs, nur noch 30 Novizen gibt es deutschlandweit. Auch die Benediktiner von Stift Neuburg müssen sich Gedanken über ihre Zukunft machen. "Ich weigere mich, das Kloster für tot zu halten", sagt der Obere Benedikt Pahl.
    Im Alter von fünf Jahren schicken die Eltern Dominikus zu einem Großonkel, einem Erzpriester, der ihn unterrichtet. Mit 14 beginnt er an der Domschule in Palencia ein Studium der Freien Künste. Danach studiert er Philosophie und Theologie.
    Der Überlieferung nach verkauft er 1191 während einer Hungersnot alle seine Bücher und seinen Besitz, um mit dem Erlös eine Armenspeisung einzurichten. "Was soll ich über toten Häuten studieren – und draußen auf der Straße verhungern die Menschen?"

    Lernen von der antiklerikalen Katharer-Bewegung

    1196 tritt Dominikus in das Augustiner-Chorherrenstift an der Kathedrale von Osma ein. Er hat sich zum Priester weihen lassen und Ordensgelübde abgelegt. Mit dem Bischof von Osma, Diego de Acebo, reist er durch Südfrankreich und stößt auf die antiklerikale Katharer-Bewegung, die sich immer stärker ausbreitet. Die Katharer sehen die Welt und die Kirche als Schöpfung des Satans und lehnen sie ab. Als Wanderprediger ziehen sie durchs Land und rufen die Menschen auf, asketisch zu leben. Weder Bischöfen noch päpstlichen Gesandten gelingt es, die Katharer von der Autorität der Kirche zu überzeugen und ihre Bewegung aufzulösen. Doch dann beginnen Dominikus und Bischof Diego mit einer neuen Missionsmethode. Schwester Benedikta:
    "1206 kam dann die ganz neue Idee auf, dass man von diesen Katharern lernen kann, dass man das einfach nachmacht. Und auch zu Fuß zu den Leuten geht, ohne Waffen und einfach das Evangelium predigt."

    Asketisches Lebensideal für Dominikaner

    Doch ein Jahr später stirbt Bischof Diego, und Dominikus zieht allein als Bettelmönch durchs Land. Bald schließen sich ihm andere an, und es gelingt ihnen, die Katharer-Bewegung einzudämmen. Im Frühjahr 1215 gründet Dominikus in Toulouse den sogenannten Predigerorden. Die Mönche – und später auch Nonnen – des Predigerordens, der nach Dominikus auch Dominikanerorden genannt wird, leben asketisch. Sie betonen Ausbildung und Studium als Voraussetzung für ihre Hauptaufgabe: die Predigt. Deshalb hat Dominikus der Augustiner-Regel, die der Orden angenommen hat, einige strengere Vorschriften hinzugefügt.
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    "Unsere Speisen sollen in unseren Konventen überall ohne Fleisch sein. (…) Und in den Zellen können die Brüder lesen, schreiben, beten, schlafen und auch in der Nacht bei Licht aufbleiben, wenn sie dies wegen des Studiums tun wollen."

    Nicht nur Schutzpatron der Wissenschaftler

    Dominikus sendet Mönche nach Spanien und Paris, um neue Konvente zu gründen. Der Orden wächst und zieht brillante Denker an. Bald lehren dominikanische Professoren an den Universitäten von Bologna und Paris. Dominikus selbst reist durch Europa, predigt und besucht die neuen Klöster.
    Am 6. August 1221 stirbt Dominikus im Alter von 51 Jahren in Bologna. Nur 13 Jahre später wird er von Papst Gregor IX. heiliggesprochen. Um diese Zeit betraut derselbe Papst die Dominikaner mit der Inquisition, der Verfolgung von Ketzern. Im Sinne von Dominikus mag dies nicht gewesen sein. Er wollte Zweifler friedlich überzeugen. Und so gilt er heute nicht nur als Schutzpatron der Wissenschaftler – sondern auch als Fürsprecher der fälschlich Angeklagten.