Freitag, 29. März 2024

Archiv

Vor der UN-Generaldebatte
Guterres sieht Multilateralismus in Gefahr

Die 73. Generaldebatte der Vereinten Nationen steht bevor, die Themen sind heikel: Iran-Abkommen, Migration, Klimawandel. Generalsekretär Antonio Guterres sieht vorab die kooperative Zusammenarbeit der Staatengemeinschaft in Gefahr - bleibt in seinen Appellen aber vage.

Von Georg Schwarte | 21.09.2018
    UNO-Generalsekretär Antonio Guterres
    Der Multilateralismus werde attackiert, "gerade dann, wenn wir ihn an dringendsten brauchen", warnte UN-Generalsekretär Antonio Guterres (imago)
    Ja, wie viele Staats - und Regierungschefs kommen eigentlich nach New York? Antonio Guterres muss zählen. Und zählen. 88 Präsidenten wird er empfangen kommende Woche. 44 Staats- und Regierungschefs. Botschaften für jeden einzelnen? Hat er nicht, der Generalsekretär: Warum auch?
    Generelle Botschaften also des Generalsekretärs an die Weltgemeinschaft. Diese Antwort passt diesem Antonio Guterres auch deshalb besser, weil er natürlich gefragt wurde, was er denn dem US-Präsidenten und Chef-UN-Kritiker Donald Trump als Botschaft mitgebe. Dem Mann, der Multilateralismus für lästig hält, das Klimaabkommen aufkündigte, einseitig das Iran-Abkommen beendete und Flüchtlinge in erster Linie als Gefahr betrachtet. Daher blieb die Frage: Was sagt Guterres am Montag Donald Trump? Antwort Diplomatensprech:
    "Ich mag es nicht, Dinge zu personalisieren. Das Vertrauen der Menschen in ihre Führung ist generell erschüttert in diesen Tagen. Multilateralismus ist unter Beschuss geraten."
    Syrien, Nordkorea, Migration, Klimawandel
    Soweit so unverbindlich. Wenn dieser Guterres nächste Woche allerdings Trump, den Franzosen Macron, die Britin May und den Iraner Rohani sieht, dazu die EU-Vertreter, den deutschen Außenminister, dann muss er die Dinge vermutlich doch personalisieren. Spätestens, wenn Donald Trump am Mittwoch die Sitzung des Sicherheitsrates leiten wird, das Thema soll – auf Wunsch der USA - natürlich Iran sein.
    Das Iran-Abkommen, bei den UN tun sie derzeit so, als laufe es einfach weiter, als habe die USA nicht allen anderen mit Sanktionen gedroht, sollten sie ihrerseits den Iran nicht boykottieren. Und was tut Guterres? Auf die Frage, ob das einst gefeierte Iran-Abkommen, das dem Iran das Streben nach Atomwaffen verbot, tot sei, folgt Diplomatensprech.
    Iranabkommen tot? Nicht ganz klar. Klar scheint zu sein: Dieser UN-Generalsekretär will öffentlich vor dieser 73. UN-Generaldebatte niemandem wehtun. Kernthemen, die Guterres für nächste Woche sieht: Syrien, Nordkorea, generell Migration, Klimawandel wohl auch, und ja, da ist es dann wieder, das klare Bekenntnis zum Multilateralismus.
    Die eigenen Wege des Unilateralisten Trump
    Gerade jetzt brauche die Welt doch Multilateralismus am meisten.
    Am Montag jedenfalls vor der Generaldebatte eröffnet der Unilateralist Trump eine Konferenz in New York zum Thema Kampf dem Drogenhandel. Guterres wird das Grußwort sprechen. Warum die USA ausgerechnet dieses Thema für Trumps ersten Auftritt wählten, vermochte der UN-Generalsekretär leider auch nicht zu erklären.