Burger: Guten Tag.
Zagatta: Herr Burger, ist das aus Ihrer, aus medizinischer Sicht eine sinnvolle Maßnahme?
Burger: Ja, wir halten das für eine sehr sinnvolle Maßnahme. Es gibt zwar keinen Hinweis auf eine konkrete Bedrohung, es ist aber auch nicht ganz auszuschließen, dass eine Pockenfreisetzung erfolgen könnte, und hierfür muss man gerüstet sein, denn das ist eine sehr ernsthafte, sehr gefährliche Erkrankung.
Zagatta: Ihr Robert-Koch-Institut ist ja dann, wenn es so weit käme, in die Umsetzung einbezogen. Welcher Aufwand wäre das für Sie? Was müssten Sie da alles organisieren?
Burger: Einen entsprechenden Impfstoffvorrat anzulegen ist eine Sache. Das ist nun gottlob endlich geregelt, aber die anderen Vorbereitungen, die da erforderlich sind, die gesamte Bevölkerung zu impfen, das ist eine andere Sache und hier sind viele Vorbereitungen zu treffen. Hiermit ist unser Institut zusammen mit den Ländern und auch den Fachgesellschaften sehr intensiv befasst.
Zagatta: Müsste denn die gesamte Bevölkerung geimpft werden? Vor allem die Älteren unter uns sind ja schon geimpft. Bis 1976, wenn ich das richtig gelesen habe, war diese Impfung in Deutschland ja noch Pflicht. Wirkt die noch bei den Menschen, die sie damals bekommen haben?
Burger: Da liegen, seit die Pockenimpfung abgeschafft wurde, doch viele Jahre zurück. Insofern ist das kein verlässlicher Impfschutz, und diese Impfung hat eine ganze Reihe von Nebenwirkungen, die heutzutage ohne dass ein Pockenfall existiert nicht hinnehmbar wären. Insofern ist nicht daran gedacht, jetzt eine generelle Impfung durchzuführen, sondern man würde über die Impfung erst dann reden, wenn irgendwo in der Welt oder in Deutschland ein Pockenfall auftritt.
Zagatta: Wenn es eine solche Bedrohungslage gäbe - man erwägt das ja alles vor terroristischem Hintergrund -, es also einen Angriff mit Pockenviren gäbe, wäre es dann noch möglich, in diesem Zeitpunkt zu impfen oder wäre das dann schon viel zu spät?
Burger: Das ist ja an sich der Sinn, weswegen man jetzt einen Impfstoffvorrat hält. Man kann nämlich in einer Frühphase der Infektion impfen und den Ausbruch der Erkrankung verhindern oder zumindest die Intensität der Erkrankung deutlich verringern.
Zagatta: Also, so eine Impfung wirkt sehr schnell?
Burger: Die wirkt sehr schnell, ja.
Zagatta: Würde man das dann zwangsweise machen müssen? Müssten sich dann alle impfen lassen, weil es ja in Deutschland bei jeder Impfung immer sehr viele Gegner gibt?
Burger: Diese unsinnige Diskussion der Impfgegner das ist ein großes Problem hier. Da wird oft sehr unsachlich argumentiert. Bei Pocken, angesichts einer sehr ernsthaften, ernst verlaufenden Erkrankung mit einem großen Anteil an Todesfällen, glaube ich, dass ein Impfstoff sehr große Akzeptanz bei der Bevölkerung fände, und das Argument Ablehnung von Impfungen oder Impfgegner keine Rolle spielt. Das ist eine sehr schreckliche Erkrankung, wo umgekehrt die Bevölkerung sicher eher zu den Impfterminen drängen würde.
Zagatta: Aber wenn es Menschen gibt, die sagen, also, ich lasse mich auf keinen Fall impfen, muss man dann jemanden dazu zwingen? Wird er dann ein Risiko, wenn er Virenträger wird, oder kann man das jedem einzelnen überlassen?
Burger: Man kann Quarantänemaßnahmen ergreifen, dass also Personen, die potenziellen Kontakt hatten, in ihrem Bewegungsfreiraum eingeschränkt werden.
Zagatta: Wie stellen sie sich da eine Umsetzung vor? Also angenommen die Bundesregierung, die das wahrscheinlich im Zusammenspiel mit den Ländern machen müsste, erklärt nun diesen Bedrohungsfall und startet diese ganze Aktion. Wie groß wäre der Aufwand? Wie schnell könnte man da die ganze Bevölkerung, also mehr als 80 Millionen Menschen impfen?
Burger: Das ist natürlich ein großer Aufwand und deswegen kann man das auch nur durchführen, wenn man rechtzeitig Vorbereitungen trifft und da sind Bund und Länder im Moment sehr intensiv dabei. Hier werden Szenarien, also praktisch detaillierte Pläne, erarbeitet, wie man dann vorgeht. Das fängt an bei der Impfstofflagerung, der Schulung, dem medizinischen Personal und vielen anderen kleinen Aspekten, damit man wirklich aus dem Stand loslegen könnte.
Zagatta: Und das wäre dann, wenn dieser Fall eintreten würde, relativ einfach?
Burger: Relativ einfach ist vielleicht etwas untertrieben, aber machbar. Bei einer guten Vorbereitung ist dieses Ziel erreichbar.
Zagatta: Angenommen es gibt Pockenfälle nach einem solchen Fall - wie ist dann die Bedrohung? Könnte man das dann mit Impfungen relativ schnell in den Griff kriegen oder wäre das dann eine Gefahr, die man dann gar nicht mehr beherrscht?
Burger: Also, Pocken ist eine Erkrankung, die sich ausbreiten kann, im Gegensatz zu zum Beispiel Milzbrand, was immer irgendwie ein lokales Problem wäre. Insofern ist es dann sehr wichtig, sehr rasch und sehr umfassend zu impfen. Wenn das einzelne Fälle sind, kann man das durch sogenannte Riegelungsimpfungen erreichen. Bei einer Größenzahl von Fällen über das Land verteilt wäre sicher dann eine allgemeine Aufforderung für einer Impfung erforderlich.
Zagatta: Ist da die Impfung eigentlich die einzige Möglichkeit sich zu schützen oder kann man noch irgendwelche anderen Vorsichtsmaßnahmen gegen Pockenviren ergreifen?
Burger: Es gibt keine verlässliche Behandlung - auch von den Nebenwirkungen her. Die Impfung ist letztlich das einzige wirksame Vorbeugungsmittel.
Zagatta: Wenn Sie da jetzt schon in konkreten Überlegungen sind, jetzt diese Impfeinheiten anzuschaffen - das sind ja unglaubliche Mengen. Wo wollen Sie die lagern?
Burger: Ich möchte hier ungern in Details gehen - das werden Sie verstehen -, aber es wird natürlich so gelagert, dass hier sehr rasch Zugriff möglich ist, egal wo ein Fall auftreten würde.
Zagatta: Von so einem Impfstoff - das entnehme ich Ihren Worten - könnte aber auch Gefahr ausgehen. Also, den müsste man dann doch ordentlich schützen?
Burger: Er erfordert allein schon von den Lagerungsbedingungen her bestimmte Voraussetzungen, aber das ist kein größeres Problem. Das ist ein relativ robuster Impfstoff.
Zagatta: Das war Reinhard Burger, der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts in Berlin. Herr Burger, ich bedanke mich für diese Informationen.
Zagatta: Herr Burger, ist das aus Ihrer, aus medizinischer Sicht eine sinnvolle Maßnahme?
Burger: Ja, wir halten das für eine sehr sinnvolle Maßnahme. Es gibt zwar keinen Hinweis auf eine konkrete Bedrohung, es ist aber auch nicht ganz auszuschließen, dass eine Pockenfreisetzung erfolgen könnte, und hierfür muss man gerüstet sein, denn das ist eine sehr ernsthafte, sehr gefährliche Erkrankung.
Zagatta: Ihr Robert-Koch-Institut ist ja dann, wenn es so weit käme, in die Umsetzung einbezogen. Welcher Aufwand wäre das für Sie? Was müssten Sie da alles organisieren?
Burger: Einen entsprechenden Impfstoffvorrat anzulegen ist eine Sache. Das ist nun gottlob endlich geregelt, aber die anderen Vorbereitungen, die da erforderlich sind, die gesamte Bevölkerung zu impfen, das ist eine andere Sache und hier sind viele Vorbereitungen zu treffen. Hiermit ist unser Institut zusammen mit den Ländern und auch den Fachgesellschaften sehr intensiv befasst.
Zagatta: Müsste denn die gesamte Bevölkerung geimpft werden? Vor allem die Älteren unter uns sind ja schon geimpft. Bis 1976, wenn ich das richtig gelesen habe, war diese Impfung in Deutschland ja noch Pflicht. Wirkt die noch bei den Menschen, die sie damals bekommen haben?
Burger: Da liegen, seit die Pockenimpfung abgeschafft wurde, doch viele Jahre zurück. Insofern ist das kein verlässlicher Impfschutz, und diese Impfung hat eine ganze Reihe von Nebenwirkungen, die heutzutage ohne dass ein Pockenfall existiert nicht hinnehmbar wären. Insofern ist nicht daran gedacht, jetzt eine generelle Impfung durchzuführen, sondern man würde über die Impfung erst dann reden, wenn irgendwo in der Welt oder in Deutschland ein Pockenfall auftritt.
Zagatta: Wenn es eine solche Bedrohungslage gäbe - man erwägt das ja alles vor terroristischem Hintergrund -, es also einen Angriff mit Pockenviren gäbe, wäre es dann noch möglich, in diesem Zeitpunkt zu impfen oder wäre das dann schon viel zu spät?
Burger: Das ist ja an sich der Sinn, weswegen man jetzt einen Impfstoffvorrat hält. Man kann nämlich in einer Frühphase der Infektion impfen und den Ausbruch der Erkrankung verhindern oder zumindest die Intensität der Erkrankung deutlich verringern.
Zagatta: Also, so eine Impfung wirkt sehr schnell?
Burger: Die wirkt sehr schnell, ja.
Zagatta: Würde man das dann zwangsweise machen müssen? Müssten sich dann alle impfen lassen, weil es ja in Deutschland bei jeder Impfung immer sehr viele Gegner gibt?
Burger: Diese unsinnige Diskussion der Impfgegner das ist ein großes Problem hier. Da wird oft sehr unsachlich argumentiert. Bei Pocken, angesichts einer sehr ernsthaften, ernst verlaufenden Erkrankung mit einem großen Anteil an Todesfällen, glaube ich, dass ein Impfstoff sehr große Akzeptanz bei der Bevölkerung fände, und das Argument Ablehnung von Impfungen oder Impfgegner keine Rolle spielt. Das ist eine sehr schreckliche Erkrankung, wo umgekehrt die Bevölkerung sicher eher zu den Impfterminen drängen würde.
Zagatta: Aber wenn es Menschen gibt, die sagen, also, ich lasse mich auf keinen Fall impfen, muss man dann jemanden dazu zwingen? Wird er dann ein Risiko, wenn er Virenträger wird, oder kann man das jedem einzelnen überlassen?
Burger: Man kann Quarantänemaßnahmen ergreifen, dass also Personen, die potenziellen Kontakt hatten, in ihrem Bewegungsfreiraum eingeschränkt werden.
Zagatta: Wie stellen sie sich da eine Umsetzung vor? Also angenommen die Bundesregierung, die das wahrscheinlich im Zusammenspiel mit den Ländern machen müsste, erklärt nun diesen Bedrohungsfall und startet diese ganze Aktion. Wie groß wäre der Aufwand? Wie schnell könnte man da die ganze Bevölkerung, also mehr als 80 Millionen Menschen impfen?
Burger: Das ist natürlich ein großer Aufwand und deswegen kann man das auch nur durchführen, wenn man rechtzeitig Vorbereitungen trifft und da sind Bund und Länder im Moment sehr intensiv dabei. Hier werden Szenarien, also praktisch detaillierte Pläne, erarbeitet, wie man dann vorgeht. Das fängt an bei der Impfstofflagerung, der Schulung, dem medizinischen Personal und vielen anderen kleinen Aspekten, damit man wirklich aus dem Stand loslegen könnte.
Zagatta: Und das wäre dann, wenn dieser Fall eintreten würde, relativ einfach?
Burger: Relativ einfach ist vielleicht etwas untertrieben, aber machbar. Bei einer guten Vorbereitung ist dieses Ziel erreichbar.
Zagatta: Angenommen es gibt Pockenfälle nach einem solchen Fall - wie ist dann die Bedrohung? Könnte man das dann mit Impfungen relativ schnell in den Griff kriegen oder wäre das dann eine Gefahr, die man dann gar nicht mehr beherrscht?
Burger: Also, Pocken ist eine Erkrankung, die sich ausbreiten kann, im Gegensatz zu zum Beispiel Milzbrand, was immer irgendwie ein lokales Problem wäre. Insofern ist es dann sehr wichtig, sehr rasch und sehr umfassend zu impfen. Wenn das einzelne Fälle sind, kann man das durch sogenannte Riegelungsimpfungen erreichen. Bei einer Größenzahl von Fällen über das Land verteilt wäre sicher dann eine allgemeine Aufforderung für einer Impfung erforderlich.
Zagatta: Ist da die Impfung eigentlich die einzige Möglichkeit sich zu schützen oder kann man noch irgendwelche anderen Vorsichtsmaßnahmen gegen Pockenviren ergreifen?
Burger: Es gibt keine verlässliche Behandlung - auch von den Nebenwirkungen her. Die Impfung ist letztlich das einzige wirksame Vorbeugungsmittel.
Zagatta: Wenn Sie da jetzt schon in konkreten Überlegungen sind, jetzt diese Impfeinheiten anzuschaffen - das sind ja unglaubliche Mengen. Wo wollen Sie die lagern?
Burger: Ich möchte hier ungern in Details gehen - das werden Sie verstehen -, aber es wird natürlich so gelagert, dass hier sehr rasch Zugriff möglich ist, egal wo ein Fall auftreten würde.
Zagatta: Von so einem Impfstoff - das entnehme ich Ihren Worten - könnte aber auch Gefahr ausgehen. Also, den müsste man dann doch ordentlich schützen?
Burger: Er erfordert allein schon von den Lagerungsbedingungen her bestimmte Voraussetzungen, aber das ist kein größeres Problem. Das ist ein relativ robuster Impfstoff.
Zagatta: Das war Reinhard Burger, der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts in Berlin. Herr Burger, ich bedanke mich für diese Informationen.