Donnerstag, 18. April 2024

Vorschau - 7. April
Festivalauftakt mit MEKOMOT

Der Eröffnungstag des Forum neuer Musik 2016 mit Diskussion, Lecture und Konzerten verbindet die Suche nach Traditionen mit der Frage nach jüdischer Gegenwart. Zentrum und Zielpunkt ist das Projekt MEKOMOT.

06.04.2016
    Forum neuer Musik 2016: Veranstaltungen am 7. April 2016
    Forum neuer Musik 2016: Veranstaltungen am 7. April 2016 ( imago / Rüdiger Wölk)
    Das Projekt MEKOMOT versteht sich als Impuls zu Begegnung und Wiederbelebung jüdischen Lebens. Initiiert von der jungen Berliner Komponistin Sarah Nemtsov, verbindet es zeitgenössische Kompositionen mit alten synagogalen Gesängen. Zur Idee gehört alte wie neue, kleinste und größere Synagogen in Stadt und Land zu bespielen – und damit den teilweise vergessenen oder anders genutzten Räumlichkeiten jüdisches Leben einzuhauchen und mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen. Das Projekt wird in diesem Jahr in mehreren Bundesländern und Polen Station machen. Die Aufführung im Deutschlandfunk beim Forum neuer Musik ist bisher die einzige Nicht-Synagoge unter den Veranstaltungsorten – zudem wird das Projekt hier dokumentiert.
    Zwischen Selbstbild und Außensicht
    Die vielgestaltige Thematik der Identität im Judentum fundiert ebenso die Eröffnungsdiskussion "Zwischen Selbstbild und Außensicht: Jüdisches Leben heute". Mit Michael Wolffsohn, Micha Brumlik, Mirjam Wenzel und nicht zuletzt Rabbinerin Natalia Verzhbovska treffen hier unter der Leitung von DLF-Redakteurin Christiane Florin vier ebenso namhafte wie kontroverse Gesprächspartner aufeinander.
    Jascha Nemtsov, Professor für Geschichte der jüdischen Musik an der Musikhochschule Franz Liszt Weimar wird in seiner Lecture die Identitätsfrage grundsätzlich stellen: "Schofar oder Klarinette?" Also: Kunstmusik oder Volksmusik oder liturgische oder rituelle Musik – was alles ist jüdisch?
    Streichquartett von Fanny Hensel
    Nur eine Musik an diesem dicht gedrängten Veranstaltungsabend im Funkhaus am Kölner Raderberggürtel hat zunächst so gar nichts Jüdisches: Das "Streichquartett Es-Dur" von Fanny Hensel, der komponierenden älteren Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Hensel schreibt eine romantische Musik, die sich an den Spätwerken Beethovens orientiert. Das Streichquartett spannt für uns einen Bogen weiblicher Urheberschaft: von seiner Entstehung des Werkes (1830er-Jahre) bis in die Gegenwart. Diese Perspektive gibt die Möglichkeit, traditionelle (Musik)Geschichtsschreibung zu erweitern.
    Von Frank Kämpfer
    Programm des Forum neuer Musik 2016 – 7. April 2016