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Vorsicht, fettig und gefährlich

Trans-Fettsäuren sind umgewandelte Fettsäuren, die beispielsweise Margarine fest und streichfähig machen - aber nicht gerade gesundheitsfördernd sind. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und der Bund für Lebensmittelrecht haben eine Leitlinie vorgestellt, die Trans-Fettsäuren in unseren Lebensmitteln reduzieren soll.

Von Daniela Siebert |
    "Einmal Pommes bitte – Ketchup oder Majo?"

    Eine Pommes-Bude in Berlin Mitte. Hier backt Ali die Fritten, schön knusprig gold-gelb.

    "Haben Sie schon mal was von Trans-Fettsäuren gehört? Nein."

    Das geht Vielen so. Dabei gehören Pommes frites und andere frittierte Nahrungsmittel zu den Speisen, die besonders viele Trans-Fettsäuren enthalten können, je nachdem welches Frittierfett verwendet wurde. Trans-Fettsäuren finden sich auch noch in vielen anderen beliebten Nahrungsmitteln: Croissants, Berlinern, Donuts, Chips, Milchprodukten, Margarine, Gebratenem. Das Problem daran: Trans-Fettsäuren wirken sich ungünstig auf den Cholesterinspiegel im Körper aus und erhöhen so langfristig das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Dazu Bernhard Kühnle, Abteilungsleiter beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz:
    "Es gibt einiges an Studien, die sogar quantifizieren, um wie viel stärker das Herz-Kreislauf-Risiko steigt beim Menschen, wenn er über einen längeren Zeitraum mehr an Trans-Fettsäuren zu sich nimmt, im Gegensatz zu einer Vergleichsgruppe, die das nicht getan hat."

    Sein Ministerium hat deshalb jetzt mit Vertretern der Lebensmittelindustrie eine unverbindliche Leitlinie ausgearbeitet, die die Produzenten dazu bringen soll, den Trans-Fettsäure-Gehalt von Nahrungsmitteln zu reduzieren.

    "Die Leitlinie richtet sich an diejenigen, die Lebensmittel herstellen, die Fette verwenden, die zurzeit Trans-Fettsäuren enthalten, mit dem Ziel, das Vorkommen von Trans-Fettsäuren in Lebensmitteln zu verringern. Also an den Bäcker, an die Frittenbude, an den Konditor, an alle, die diese Fette so im Wesentlichen verwenden; und sie richtet sich natürlich an die Fetthersteller, die die Rohstoffe liefern, damit diese Produkte erstellt werden können."

    Aufseiten der Industrie macht man keinen Hehl daraus, dass man froh ist über diese Leitlinie, denn andere Staaten gehen mit dem Thema viel strikter um. In Dänemark und Österreich etwa dürfen per Gesetz nicht mehr als zwei Prozent Trans-Fettsäuren in Nahrungsmitteln enthalten sein, in den USA müssen sie auf der Verpackung deklariert werden. Dazu Professor Matthias Horst, Hauptgeschäftsführer beim "Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde":

    "Wir möchten keine verbindliche Kennzeichnung, weil das bringt, glaube ich, nix. Aber was wirklich überlegt werden muss: dass man das Verbot, was wir jetzt de facto haben, etwas freiwillig draufzuschreiben, das muss sicher überdacht werden. Weil die Lebensmittelinformationsverordnung, die die EU jetzt erlassen hat im letzten Herbst, die sieht das nicht vor und dann können Sie es nicht machen."

    Die Lebensmittelindustrie in Deutschland betont, sie habe in den letzten Jahren viel getan, um die problematischen Fettsäuren zu reduzieren. Das wird auch von neutraler Seite bestätigt. So gebe es im Gegensatz zu früher kaum noch Haushaltsmargarine, die die Zwei-Prozent-Marke überschreite, berichtet der Lipid-Forscher Ludger Brühl vom Max-Rubner-Institut in Detmold. Bei der Spezialmargarine, die zur Blätterteigherstellung verwendet wird, seien die Werte aber immer noch schlecht.
    Die Lebensmittelindustrie sei guten Willens, an solchen Problemen weiter zu arbeiten, versichert Matthias Horst. Finanzielle Interessen spielten keine Rolle:

    "Das hat mit Kostengründen primär nichts zu tun, sondern wir wissen, was die Wissenschaft sagt: dass Trans-Fettsäuren eben so weit wie möglich reduziert werden sollten, müssen; und da beteiligen wir uns natürlich aktiv dran, selbstverständlich."

    Verbraucher haben vorerst nur die Wahl, bestimmte Nahrungsmittel zurückhaltend zu konsumieren, denn den tatsächlichen Gehalt an Trans-Fettsäuren verrät ihnen weder die Verpackung noch die Brötchen-Verkäuferin. Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn rät daher:

    "Nicht jeden Tag das Blätterteigteilchen, nicht jeden Tag ein Croissant, nicht jeden Tag frittiertes Fast Food oder Schnitzel oder frittierte Waren und Lebensmittel zu essen."

    Um gesundheitlich auf der sicheren Seite zu sein, sollte höchstens ein Prozent der täglichen Energie-Zufuhr aus Trans-Fettsäuren bestehen so Gahl.

    "Also, wenn man das auf einen Tagesbedarf von 2000 bis 2400 Kalorien bezieht, würde das etwa 2,5 Gramm Trans-Fettsäuren entsprechen - für einen durchschnittlichen Erwachsenen."

    Besonders junge Männer zwischen 14 und 34 überschreiten diese Grenze sehr oft hat das Bundesinstitut für Risikobewertung durch Auswertung einschlägiger Studien herausgefunden. Doch wie schwierige diese Zielgruppe zu erreichen ist, zeigt schon der Blick zu den Berliner Imbissbuden. Hier könnte möglicherweise die EU Abhilfe schaffen: Die Kommission in Brüssel prüft derzeit, ob der Gehalt von Trans-Fettsäuren für alle europäischen Endverbraucher kenntlich gemacht werden sollte.