Dirk Müller: Herr Dudenhöffer, empfehlen Sie mir auch einen Japaner?
Ferdinand Dudenhöffer: Ich würde Ihnen das Auto empfehlen, was am besten Ihren Bedürfnissen entspricht, und da gibt es hervorragende Deutsche, aber auch sehr gute Japaner und auch sehr schicke und attraktive Franzosen. Also dieser TÜV-Report hat zwar eine Aussage gemacht, aber das ist eine Teilaussage in einer ganzen Menge von Argumenten, die es gibt für Fahrzeuge. Auch bei der Qualität ist der TÜV-Report, so wichtig er ist, natürlich nicht die Bibel, sondern er ist ein Element. Wer vorzeitig, bevor er zum TÜV fährt, mit seinem Fahrzeug in die Werkstatt geht, der hat natürlich ein besseres TÜV-Rating, der kommt eher durch, als derjenige, der dann eben einfach so mal beim TÜV vorbeifährt, und das beeinträchtigt natürlich auch Wertungen. Deshalb ist der TÜV wichtig, aber man ihn wirklich nicht als Qualitätsmaßstab per excellence nehmen. Das wäre nicht ganz richtig.
Müller: Das heißt umgekehrt, die Japaner sind gar nicht zuverlässiger?
Dudenhöffer: Wir wissen das aus anderen Studien, die wir haben, zum Beispiel die ADAC-Pannenstatistik, die eigentlich in der Sache aussagekräftiger ist, denn sie erfasst jeden, der irgendwo liegen bleibt, das sind über 500.000 Fahrzeuge pro Jahr, die gewählt werden, und da haben wir im letzten Jahr gesehen, dass die Deutschen Stück für Stück besser werden, auf den ersten Rängen sogar mitgespielt haben, das ist ein Punkt, der wichtig ist. Ein anderer Punkt, ein anderer Indikator, der ebenfalls sehr wichtig ist, sind Rückrufaktionen, da sehen wir, dass die Japaner, zum Beispiel Toyota, im letzten Jahr 2005 weltweit die größten Rückrufaktionen fahren mussten. Eine Rückrufaktion waren zum Beispiel 1,4 Millionen Fahrzeuge. Also die weitaus größten Rückrufaktionen im letzten Jahr weltweit, die waren nicht bei den Deutschen, sondern die waren auch mit bei den Japanern. Also das Bild vom TÜV-Report ist für Qualität nicht vollständig, ist nicht vollständig anzuwenden. Es gibt noch andere Argumente, die berücksichtigt werden, aber die Deutschen müssen an der Qualität arbeiten, das ist ganz klar.
Müller: Warum haben sich diese Probleme eingestellt, diese Qualitätsdefizite?
Dudenhöffer: Es gibt eine Vielzahl von Argumenten dafür, dass die Deutschen – das war eine Tendenz vor vier, fünf Jahren – sehr starke Qualitätseinbußen erlebten. Ein Argument ist, man hat sehr schnell viele Innovationen ins Fahrzeug gebracht, deutsche Fahrzeuge sind oft Premiumfahrzeuge, die müssen sich auszeichnen durch eben ein bisschen mehr als das Standardfahrzeug, der Kunde erwartet das, und da sind sehr schnell Innovationen - das war zum Beispiel ein Thema bei der Mercedes E-Klasse - in die Fahrzeuge gekommen, und dabei ist die Balance Qualität, Stabilität und Innovation etwas aus den Fugen geraten, das war Punkt eins. Punkt zwei, man hat sehr schnell Modellerweiterungen gemacht, die Modellpalette sehr schnell und zügig mit neuen Varianten ausformuliert beziehungsweise erweitert, und diese neue Varianten, die sind sehr schnell auch in den Markt gekommen, weil der Wettbewerbsdruck so hoch war. Das heißt, man ist zu schnell zum Kunden gegangen mit dem Fahrzeug. Auch das hat man gelernt. Die Deutschen haben sehr genau alles studiert, was bei Toyota und den anderen gemacht worden ist, und mittlerweile ist es so, dass man da wirklich ebenbürtig ist.
Müller: Das heißt aber auch, Herr Dudenhöffer, wenn ich Sie hier unterbrechen darf, was Sie jetzt geschildert haben, das war eine Reihe von vielen Managementfehlern?
Dudenhöffer: Es waren Managementfehler, die gemacht worden sind und dazu geführt haben, dass die Automobilhersteller zum Teil dann in dem wichtigen Punkt Qualität nicht vorne an der Spitze standen.
Müller: Das heißt, es liegt nicht alles nur am umstrittenen Standort, an den Lohnkosten?
Dudenhöffer: Nee, die Qualität ist jetzt kein Standortthema, denn die Fahrzeuge, die wir da genannt haben, wenn Sie einen Mercedes nehmen, wenn Sie einen Porsche nehmen, wenn Sie einen BMW nehmen oder einen VW, dann wissen Sie ja nicht immer, ob er in Deutschland oder woanders produziert worden ist. Eine M-Klasse, die kommt aus Amerika, der Golf kann aus Bratislava kommen oder aus Wolfsburg. Die Kosten sind wichtig, aber die Kosten haben sicherlich nicht in dem Maße die Qualität beeinflusst. Es waren andere Punkte, die den Automobilherstellern wichtig waren im Wettbewerb.
Müller: Aber kann man aus Ihrer Sicht dennoch sagen, die deutschen Autos müssen, um mittel- und langfristig wieder ganz nach vorne zu kommen, nicht nur besser, sondern auch noch preiswerter werden?
Dudenhöffer: Unbedingt. Sie müssen in der Qualitätswertung der Zukunft weit vorne an der Spitze stehen. Das werden sie auch, dort ist man fest am Arbeiten, und man baut um, man will natürlich Preis-Wert-Verhältnisse schaffen, die auf der einen Seite dem Kunden die Marke geben, wo er bereit ist, mehr zu geben, aber ebenfalls ein gutes Preis-Wert-Verhältnis, und gerade deshalb baut ja Daimler-Chrysler um, gerade deshalb wird Mercedes neu strukturiert von Zetsche, weil dort ein Thema entstanden ist, was bedeutet, dass sehr viele Kostenstrukturen aufgebaut worden sind im Verwaltungsbereich, die jetzt alle abgebaut werden, um damit eben wettbewerbsfähiger zu sein. Beides braucht man unbedingt.
Müller: Mit weniger Mitarbeitern ist also auch besser zu produzieren?
Dudenhöffer: Wenn man es effizient macht und durchforstet, was alles an Aufgaben erledigt werden muss, dann findet man in allen Werken, in allen Konzernen Themen, wo man einsparen kann, und das wird derzeit sehr systematisch bei den deutschen Automobilherstellern gemacht. Also man kann, wenn man genau überall nachschaut, Zeit sparen, Arbeit sparen und damit Kosten sparen.
Müller: Vielen Dank für das Gespräch.
Ferdinand Dudenhöffer: Ich würde Ihnen das Auto empfehlen, was am besten Ihren Bedürfnissen entspricht, und da gibt es hervorragende Deutsche, aber auch sehr gute Japaner und auch sehr schicke und attraktive Franzosen. Also dieser TÜV-Report hat zwar eine Aussage gemacht, aber das ist eine Teilaussage in einer ganzen Menge von Argumenten, die es gibt für Fahrzeuge. Auch bei der Qualität ist der TÜV-Report, so wichtig er ist, natürlich nicht die Bibel, sondern er ist ein Element. Wer vorzeitig, bevor er zum TÜV fährt, mit seinem Fahrzeug in die Werkstatt geht, der hat natürlich ein besseres TÜV-Rating, der kommt eher durch, als derjenige, der dann eben einfach so mal beim TÜV vorbeifährt, und das beeinträchtigt natürlich auch Wertungen. Deshalb ist der TÜV wichtig, aber man ihn wirklich nicht als Qualitätsmaßstab per excellence nehmen. Das wäre nicht ganz richtig.
Müller: Das heißt umgekehrt, die Japaner sind gar nicht zuverlässiger?
Dudenhöffer: Wir wissen das aus anderen Studien, die wir haben, zum Beispiel die ADAC-Pannenstatistik, die eigentlich in der Sache aussagekräftiger ist, denn sie erfasst jeden, der irgendwo liegen bleibt, das sind über 500.000 Fahrzeuge pro Jahr, die gewählt werden, und da haben wir im letzten Jahr gesehen, dass die Deutschen Stück für Stück besser werden, auf den ersten Rängen sogar mitgespielt haben, das ist ein Punkt, der wichtig ist. Ein anderer Punkt, ein anderer Indikator, der ebenfalls sehr wichtig ist, sind Rückrufaktionen, da sehen wir, dass die Japaner, zum Beispiel Toyota, im letzten Jahr 2005 weltweit die größten Rückrufaktionen fahren mussten. Eine Rückrufaktion waren zum Beispiel 1,4 Millionen Fahrzeuge. Also die weitaus größten Rückrufaktionen im letzten Jahr weltweit, die waren nicht bei den Deutschen, sondern die waren auch mit bei den Japanern. Also das Bild vom TÜV-Report ist für Qualität nicht vollständig, ist nicht vollständig anzuwenden. Es gibt noch andere Argumente, die berücksichtigt werden, aber die Deutschen müssen an der Qualität arbeiten, das ist ganz klar.
Müller: Warum haben sich diese Probleme eingestellt, diese Qualitätsdefizite?
Dudenhöffer: Es gibt eine Vielzahl von Argumenten dafür, dass die Deutschen – das war eine Tendenz vor vier, fünf Jahren – sehr starke Qualitätseinbußen erlebten. Ein Argument ist, man hat sehr schnell viele Innovationen ins Fahrzeug gebracht, deutsche Fahrzeuge sind oft Premiumfahrzeuge, die müssen sich auszeichnen durch eben ein bisschen mehr als das Standardfahrzeug, der Kunde erwartet das, und da sind sehr schnell Innovationen - das war zum Beispiel ein Thema bei der Mercedes E-Klasse - in die Fahrzeuge gekommen, und dabei ist die Balance Qualität, Stabilität und Innovation etwas aus den Fugen geraten, das war Punkt eins. Punkt zwei, man hat sehr schnell Modellerweiterungen gemacht, die Modellpalette sehr schnell und zügig mit neuen Varianten ausformuliert beziehungsweise erweitert, und diese neue Varianten, die sind sehr schnell auch in den Markt gekommen, weil der Wettbewerbsdruck so hoch war. Das heißt, man ist zu schnell zum Kunden gegangen mit dem Fahrzeug. Auch das hat man gelernt. Die Deutschen haben sehr genau alles studiert, was bei Toyota und den anderen gemacht worden ist, und mittlerweile ist es so, dass man da wirklich ebenbürtig ist.
Müller: Das heißt aber auch, Herr Dudenhöffer, wenn ich Sie hier unterbrechen darf, was Sie jetzt geschildert haben, das war eine Reihe von vielen Managementfehlern?
Dudenhöffer: Es waren Managementfehler, die gemacht worden sind und dazu geführt haben, dass die Automobilhersteller zum Teil dann in dem wichtigen Punkt Qualität nicht vorne an der Spitze standen.
Müller: Das heißt, es liegt nicht alles nur am umstrittenen Standort, an den Lohnkosten?
Dudenhöffer: Nee, die Qualität ist jetzt kein Standortthema, denn die Fahrzeuge, die wir da genannt haben, wenn Sie einen Mercedes nehmen, wenn Sie einen Porsche nehmen, wenn Sie einen BMW nehmen oder einen VW, dann wissen Sie ja nicht immer, ob er in Deutschland oder woanders produziert worden ist. Eine M-Klasse, die kommt aus Amerika, der Golf kann aus Bratislava kommen oder aus Wolfsburg. Die Kosten sind wichtig, aber die Kosten haben sicherlich nicht in dem Maße die Qualität beeinflusst. Es waren andere Punkte, die den Automobilherstellern wichtig waren im Wettbewerb.
Müller: Aber kann man aus Ihrer Sicht dennoch sagen, die deutschen Autos müssen, um mittel- und langfristig wieder ganz nach vorne zu kommen, nicht nur besser, sondern auch noch preiswerter werden?
Dudenhöffer: Unbedingt. Sie müssen in der Qualitätswertung der Zukunft weit vorne an der Spitze stehen. Das werden sie auch, dort ist man fest am Arbeiten, und man baut um, man will natürlich Preis-Wert-Verhältnisse schaffen, die auf der einen Seite dem Kunden die Marke geben, wo er bereit ist, mehr zu geben, aber ebenfalls ein gutes Preis-Wert-Verhältnis, und gerade deshalb baut ja Daimler-Chrysler um, gerade deshalb wird Mercedes neu strukturiert von Zetsche, weil dort ein Thema entstanden ist, was bedeutet, dass sehr viele Kostenstrukturen aufgebaut worden sind im Verwaltungsbereich, die jetzt alle abgebaut werden, um damit eben wettbewerbsfähiger zu sein. Beides braucht man unbedingt.
Müller: Mit weniger Mitarbeitern ist also auch besser zu produzieren?
Dudenhöffer: Wenn man es effizient macht und durchforstet, was alles an Aufgaben erledigt werden muss, dann findet man in allen Werken, in allen Konzernen Themen, wo man einsparen kann, und das wird derzeit sehr systematisch bei den deutschen Automobilherstellern gemacht. Also man kann, wenn man genau überall nachschaut, Zeit sparen, Arbeit sparen und damit Kosten sparen.
Müller: Vielen Dank für das Gespräch.