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Vulkanasche in Tansania
Was Fußabdrücke über Frühmenschen verraten

1978 stießen Forscher in Tansania auf Fußabdrücke, die drei Frühmenschen vor mehr als dreieinhalb Millionen Jahren dort hinterlassen hatten. Die Vertiefungen in der heute versteinerten Vulkanasche ließen keine Zweifel mehr zu, dass diese schon permanent aufrecht gehen konnten. Jetzt berichten Forscher im Fachblatt "eLIFE", dass sie dort weitere Spuren entdeckt haben.

Von Michael Stang | 29.12.2016
    Vor 3,66 Millionen Jahren liefen drei Vertreter von Austrapithecus afarensis in Ostafrika durch erkaltete vulkanische Asche. Ihre Fußabdrücke versteinerten und gelten heute als wichtiges frühmenschliches Erbe. Um Touristen anzuziehen sollte deshalb ein Museum in der Nähe des Fundortes von Laetoli in Tansania gebaut werden. Den Auftrag, einen geeigneten Platz zu finden, erhielten zwei Archäologen aus Dar es Salam.
    "Sie organisierten eine Begutachtung der Gegend und begannen rund um die alte Fundstelle kleine Probegruben auszuheben. Und in einer dieser Gruben entdeckten sie weitere Fußabdrücke."
    Sagt Geologe Marco Cherin von der Universität in Perugia. Die beiden Forscher hätten sich daraufhin bei ihm gemeldet, um die Abdrücke dreidimensional zu vermessen und zu datieren. Die neue Fundstelle ist nur 150 Meter von der alten Fundstätte von 1978 entfernt. Also rückte kurze Zeit später ein Team mit Experten aus Tansania und Italien aus, um die neuen Abdrücke auszugraben und zu analysieren.
    "Die neuen Fußabdrücke stammen von zwei Individuen. Von einem haben wir nur einen Abdruck, von dem anderen 13. Unsere geologischen Analysen zeigen, dass die alten und neuen Fußabdrücke grob aus derselben Zeit stammen. Alle liefen also mehr oder weniger gleichzeitig auf demselben Untergrund. Wir denken daher, dass sie alle zu einer sozialen Gruppe gehörten."
    3D fotogrammetrische Analysen
    Ob beide Gruppen tatsächlich am selben Tag dort lang gegangen sind ist nicht klar. Sicher ist nur, dass es nunmehr Abdrücke von fünf Personen gibt, die alle am selben Ort in dieselbe Richtung liefen. Und alle gehörten zur Frühmenschenart Australopithecus afarensis, zu der auch die berühmte Lucy gehört. Die neuen Fußabdrücke haben die Wissenschaftler mit verschiedenen Methoden untersucht, darunter waren auch 3D fotogrammetrische Analysen. Diese Daten erlauben Rückschlüsse auf die einzelnen Spurenverursacher.
    "Am interessantesten sind die Größenunterschiede. In der Form unterscheiden sie sich kaum, aber die neuen Abdrücke sind viel größer als die alten. Der größte Abdruck ist rund 26 bis 27 Zentimeter lang. Der liegt also schon in meinem Schuhgrößenbereich. Für einen Vertreter von Australopithecus ist das jedoch enorm groß.
    Der größte Fußabdruck entspricht ungefähr Schuhgröße 42. Die anderen Abdrücke, vor allem die älteren, sind deutlich kleiner. Die Forscher gehen davon aus, dass es damals enorme Größenunterschiede zwischen den Geschlechtern gegeben hat. Derartige Unterschiede bei Primaten gibt es heute vor allem bei Gorillas. Spätestens 2018 sollen neue Ausgrabungen weitere Ergebnisse bringen, so Marco Cherin.
    "Wir sind ziemlich sicher, dass wir dann noch mehr Abdrücke finden werden, vor allem von dem zweiten Individuum, von dem wir bisher nur einen Abdruck kennen. Vielleicht können wir dann noch mehr Gruppenmitglieder finden, die nebeneinander liefen."
    Dann könnte es vielleicht auch Hinweise auf die tatsächliche Gruppengröße geben und Angaben, ob die mittleren Fußabdrücke von Jugendlichen oder jungen Frauen stammen. Wo das eigentlich geplante Museum in Laetoli gebaut werden soll, ist bis dahin wieder völlig offen.
    Link zur Studie