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VW, BMW, Daimler
Autobauer produzieren wieder – und fordern Kaufprämie

Autohäuser öffnen, die Produktion läuft wieder an. Und um den Absatz deutlich anzukurbeln, fordert die Branche eine Kaufprämie – und das nicht nur für Elektroautos. Widerspruch kommt von Ökonomen, die wenig von der Idee halten.

Von Brigitte Scholtes |
PKWs stehen nebeneinander auf Halde und warten auf Abnehmer.
Der Autoabsatz weltweit ist eingebrochen, Autobauer fordern deswegen Kaufprämien (Picture Alliance / Sven Simon)
In einigen seiner Motorenwerke hat Daimler die Produktion heute wieder angefahren. Auch die anderen deutschen Hersteller lassen die Bänder allmählich wieder anrollen, VW etwa zunächst in Zwickau und Bratislava, BMW wartet mit dem Anfahren in den meisten Werken bis Anfang Mai. Vier Wochen Zwangspause sind nun auch für die Autohäuser vorbei, einzelne sind noch in Kurzarbeit, andere meldeten auf Anfrage viele Kontakte mit Kaufinteressenten. Nachfrage gibt es also. Und die möchte das deutsche Kraftfahrzeuggewerbe gern befriedigen, sagt Ulrich Köster, Sprecher des Branchenverbands ZDK:
"Das Frühjahr ist da eigentlich mit die stärkste Phase im Automobilhandel. Und einen Teil dieses Geschäfts wollen wir natürlich gerne noch mitnehmen. Das ist ein Stück weit ein emotionales Einkaufserlebnis und das kann man über digitale Kanäle nur wirklich unvollkommen abbilden."
Die Lagerbestände in den Autohäusern seien groß, Kunden, die ihr Fahrzeug selbst konfigurieren, müssen natürlich warten, bis die Autoproduktion wieder voll angelaufen ist. Sowohl die Hersteller als auch die Autohändler wären aber an einer staatlichen Förderung interessiert, erklärt Köster und denkt dabei vor allem an diejenigen, die wegen Kurzarbeit eigentlich ihre Autokaufpläne aufschieben müssten:
"Verbrauchsarme Fahrzeuge zu fördern, und dazu zähle ich insbesondere auch die sehr verbrauchsarmen modernen Verbrennungsmotoren der 6D-Temp-Generation, dann könnte auch der Kreis der interessierten Kundschaft größer werden."
Dudenhöfer: Idee einer Art Abwrackprämie "schlecht"
Damit plädiert der Verband also für Kaufprämien - aber eben nicht nur für Elektroautos. VW nennt als Kriterium die eingesparten Emissionen beim Kohlendioxid, BMW fordert allgemeiner eine Innovationsprämie. Die Hersteller werden zum Teil unterstützt aus den Bundesländern mit großen Produktionsstandorten - wie Bayern oder Niedersachsen. Aber sollte man jetzt überhaupt Kaufanreize schaffen? Darüber gehen die Meinungen derzeit auseinander. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer ist jedenfalls gegen eine Abwrackprämie, wie es sie etwa vor gut zehn Jahren gab:
"Ich glaube, das ist der falsche Ansatz. Da werden Produkte, die relativ neu sind, verschrottet. Es ist viel Verwaltungsaufwand, den man dann brauchen muss. Es ist kompliziert, es dauert eine Zeit, bis man es umsetzt. Nach unserer Einschätzung schlecht."
Auch Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, hält wenig von einer Kaufprämie. Die Öffnung der Autohäuser aber helfe der Branche schon sehr, sagte er vor einigen Tagen im Deutschlandfunk:
"Wir sollten jetzt nicht in die Falle laufen, dass wir sozusagen Branchen, die jederzeit gerne ein bisschen Konjunkturprogramm hätten, jetzt auch Geld auf den Tisch legen. Dann kommt es zu Mitnahmeeffekten, die in einer Situation, wie wir sie heute haben, mit dem größten Budgetdefizit aller Zeiten, nur viele Kosten verursacht, aber sehr zweifelhafte ökonomische Wirkung hätte."
Ein Problem aber bleibt noch: Selbst wenn der Absatz wieder angekurbelt wird – noch sind nicht alle Zulassungsstellen wieder oder nur eingeschränkt geöffnet