Tim Glaser:Nein. Mir ist jetzt kein konkreter Auftrag in Erinnerung. Sarkozy kam kurz danach nach Peking. Man hat damals groß Airbus-Aufträge und Kernkraftwerke verkündet, die an Frankreich vergeben wurden, aber an beiden Aufträgen waren auch deutsche Unternehmen beteiligt. Also ich würde sagen, die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen sind sehr gefestigt. Sie entwickeln sich wunderbar, Jahr für Jahr, und wir haben immer noch ein relativ großes Handelsbilanzdefizit aus deutscher Sicht. Wir importieren mehr als eineinhalb mal so viel aus China, wie wir nach China exportieren. Aber man darf nicht vergessen, dass viele Unternehmen, viele deutsche Unternehmen in China eben produzieren. Vieles von dem, was aus China exportiert wird, wird eben auch von deutsch investierten Unternehmen exportiert. Deshalb kann man sagen, die Wirtschaftsbeziehungen sind gut und entwickeln sich wunderbar. Ich denke nicht, dass jetzt aufgrund dieser Verleihung und auch aufgrund der politischen Störungen ein großer Rückgang der Wirtschaftsbeziehungen zu erwarten ist.
Gerd Breker: Wie hoch ist der Stellenwert Chinas für die deutsche Wirtschaft als Produktionsstandort und auch als Markt?
Glaser:Gesamtwirtschaftlich gesehen ist China für uns der sechstgrößte Handelspartner. Bei den Importen sogar noch wesentlich stärker. Da ist es Platz Drei. Auch für China sind wir der wichtigste Handelspartner in Europa, bei weitem der wichtigste, und aus chinesischer Sicht insgesamt gesehen auch Platz Fünf oder Platz Sechs, je nachdem wie man es betrachtet. Die Wirtschaftsbeziehungen sind stark, sie sind gut und sie sind durchaus belastbar.
Breker: China ist ein Land mit 1,3 Milliarden Menschen, doch wird nicht eigentlich der Markt China maßlos überschätzt, da es ja nur einen Bruchteil von diesen 1,3 Milliarden sind, die tatsächlich nach westlichem Muster konsumieren?
Glaser:Das muss man natürlich bei vielen Produkten einzeln untersuchen. Ich erinnere mich: Anfang der 90-er Jahre war es ein großer Schlager. Ein großer Deo-Hersteller hat gesagt, 2,6 Milliarden Achselhöhlen warten auf uns. Bis heute benutzt man in China eigentlich kein Deo. Sie bekommen gar kein Deo, oder wenn, dann nur für Ausländer. Es gibt eigentlich kein eigenes Wort für Deodorant. - Natürlich muss man das für jedes Produkt einzeln sehen, aber andererseits muss man sagen, die Mittelschicht wächst. Sie ist kaufkräftig. Wenn man sich zum Beispiel Volkswagen anguckt, VW produziert inzwischen in China mehr Wagen als in Deutschland.
Breker: China wolle die Binnennachfrage ankurbeln und so auch mithelfen, Probleme in Deutschland abzumildern. Das hatte Regierungschef Wen erklärt. Woran mag er da wohl denken? Was kann Deutschland nach China liefern?
Glaser:Was zum Beispiel noch ausbaufähig ist, sind Lebensmittel. Die Chinesen haben gerade europäisches Schweinefleisch wieder zugelassen. Auch von Rindfleisch gab es erst wieder Erleichterungen. Man kann bei Lebensmitteln noch sehr viel tun, auch im Zuge des Milchpulverskandals, der jetzt gerade war. Da sehe ich noch ein großes Wachstum. Aber natürlich auch die traditionellen Stärken in Deutschland, Automobil und Automobilzulieferer, sind bisher schon ein großer Teil der Exporte und auch der Produktion, die deutsche Unternehmen in China machen, aber auch der Maschinenbau. Der Maschinenbau in Deutschland ist immer noch eine Säule des Exports und in vielen, vielen Bereichen sind wir dort immer noch Marktführer, haben wir viele hidden champions, die sich auf ihre kleine Nische spezialisieren. Auch da geht es weiterhin großes Potenzial.
Breker: Wie nehmen Sie das eigentlich wahr, Herr Glaser, China als aufstrebendes Schwellenland, für das die Industrialisierung eindeutig Vorrang hat, Vorrang auch vor dem Hintergrund? Wie lange braucht man in China noch, um so etwas wie ein Umweltschutzbewusstsein zu entwickeln?
Glaser:Man muss sagen, die Regierung Hu Jintao hat ja ganz klar erklärt, dass sie mehr die sozialen Verwerfungen und auch den Umweltschutz in China verbreiten will. Das wird natürlich noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis man ein Bewusstsein dafür hat. Im Augenblick steht ganz klar der Konsum für die Verbraucher an vorderer Stelle.
Heinemann: Tim Glaser, der Geschäftsführer der deutsch-chinesischen
Gerd Breker: Wie hoch ist der Stellenwert Chinas für die deutsche Wirtschaft als Produktionsstandort und auch als Markt?
Glaser:Gesamtwirtschaftlich gesehen ist China für uns der sechstgrößte Handelspartner. Bei den Importen sogar noch wesentlich stärker. Da ist es Platz Drei. Auch für China sind wir der wichtigste Handelspartner in Europa, bei weitem der wichtigste, und aus chinesischer Sicht insgesamt gesehen auch Platz Fünf oder Platz Sechs, je nachdem wie man es betrachtet. Die Wirtschaftsbeziehungen sind stark, sie sind gut und sie sind durchaus belastbar.
Breker: China ist ein Land mit 1,3 Milliarden Menschen, doch wird nicht eigentlich der Markt China maßlos überschätzt, da es ja nur einen Bruchteil von diesen 1,3 Milliarden sind, die tatsächlich nach westlichem Muster konsumieren?
Glaser:Das muss man natürlich bei vielen Produkten einzeln untersuchen. Ich erinnere mich: Anfang der 90-er Jahre war es ein großer Schlager. Ein großer Deo-Hersteller hat gesagt, 2,6 Milliarden Achselhöhlen warten auf uns. Bis heute benutzt man in China eigentlich kein Deo. Sie bekommen gar kein Deo, oder wenn, dann nur für Ausländer. Es gibt eigentlich kein eigenes Wort für Deodorant. - Natürlich muss man das für jedes Produkt einzeln sehen, aber andererseits muss man sagen, die Mittelschicht wächst. Sie ist kaufkräftig. Wenn man sich zum Beispiel Volkswagen anguckt, VW produziert inzwischen in China mehr Wagen als in Deutschland.
Breker: China wolle die Binnennachfrage ankurbeln und so auch mithelfen, Probleme in Deutschland abzumildern. Das hatte Regierungschef Wen erklärt. Woran mag er da wohl denken? Was kann Deutschland nach China liefern?
Glaser:Was zum Beispiel noch ausbaufähig ist, sind Lebensmittel. Die Chinesen haben gerade europäisches Schweinefleisch wieder zugelassen. Auch von Rindfleisch gab es erst wieder Erleichterungen. Man kann bei Lebensmitteln noch sehr viel tun, auch im Zuge des Milchpulverskandals, der jetzt gerade war. Da sehe ich noch ein großes Wachstum. Aber natürlich auch die traditionellen Stärken in Deutschland, Automobil und Automobilzulieferer, sind bisher schon ein großer Teil der Exporte und auch der Produktion, die deutsche Unternehmen in China machen, aber auch der Maschinenbau. Der Maschinenbau in Deutschland ist immer noch eine Säule des Exports und in vielen, vielen Bereichen sind wir dort immer noch Marktführer, haben wir viele hidden champions, die sich auf ihre kleine Nische spezialisieren. Auch da geht es weiterhin großes Potenzial.
Breker: Wie nehmen Sie das eigentlich wahr, Herr Glaser, China als aufstrebendes Schwellenland, für das die Industrialisierung eindeutig Vorrang hat, Vorrang auch vor dem Hintergrund? Wie lange braucht man in China noch, um so etwas wie ein Umweltschutzbewusstsein zu entwickeln?
Glaser:Man muss sagen, die Regierung Hu Jintao hat ja ganz klar erklärt, dass sie mehr die sozialen Verwerfungen und auch den Umweltschutz in China verbreiten will. Das wird natürlich noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis man ein Bewusstsein dafür hat. Im Augenblick steht ganz klar der Konsum für die Verbraucher an vorderer Stelle.
Heinemann: Tim Glaser, der Geschäftsführer der deutsch-chinesischen