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VW und Daimler
Gewinne durch Milliarden-Einsparungen

Die Krise haben auch die erfolgsverwöhnten deutschen Autobauer zu spüren bekommen. Die Folge waren harte Sparmaßnahmen, die auch die Mitarbeiter zu spüren bekamen. Nun zahlt sich der Sparkurs aus.

Von Michael Braun |
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    Das neue Image von Mercedes-Benz laut Dieter Zetsche: "Viel mehr Dynamik, mehr Jugendlichkeit und Coolness." (picture alliance / dpa)
    Daimlers Aufholjagd läuft. Das spürt man allenthalben. Den vierten Stern auf dem Trikot dankt der Fußballbund dem Sponsor aus Stuttgart. In der Formel eins gucken Mercedes-Fahrer nicht mehr aufs Bremslicht von Sebastian Vettel, sondern steigen aufs Siegerpodium. Mit der neuen A-Klasse ist auch das Erscheinungsbild jugendlicher geworden. Das Image, sagte Daimler-Vorstand Dieter Zetsche heute, stimme:
    "Viel mehr Dynamik, mehr Jugendlichkeit und Coolness."
    Auch die Zahlen sind gut. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um sechs Prozent auf 31,5 Milliarden Euro, das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern zog doppelt so schnell an, um zwölf Prozent auf knapp 2,5 Milliarden Euro. Die Ziele fürs weitere Jahr: Weiter Fahrt aufnehmen, nichts weniger als ein Produktionsrekord. Zetsche hatte zuvor viel Besserung angekündigt, er musste liefern. Dass sein Vorstandsvertrag voriges Jahr nur um drei statt fünf Jahre verlängert worden war, sollte ihn anspornen. Acht Prozent Umsatzrendite reichen ihm nicht. Zetsche habe sich unter Druck gesetzt, sagt Jürgen Pieper, Autoanalyst vom Bankhaus Metzler:
    "Er will in mehrfacher Hinsicht die Nummer eins werden. Im Premiumgeschäft einmal der größte Premiumhersteller. Und dann will er auch die Zehn-Prozent-Rendite bei Mercedes schaffen."
    Doch nicht nur um die eigene Zukunft geht es den Managern, sondern auch um die ihrer Firmen. Es sei richtig, sich darum Sorgen zu machen, meint Stefan Bratzel, Leiter des Zentrums für Automobilforschung in Bergisch-Gladbach.
    "Die Erfolge, die wir im Moment gerade in der deutschen Automobilindustrie haben, sind die Erfolge der Vergangenheit."
    Wachstum nur in wachsenden Märkten
    Gerade in Europa stagniere die Nachfrage, deswegen auch die Produktion:
    "Und da wir auch eine Tendenz haben, dass Produktion immer mehr in den Ländern stattfindet und auch stattfinden muss, wo die Fahrzeuge dann auch verkauft werden, also in China oder in Amerika, deswegen ist auch Export keine Strategie mehr."
    Deshalb will nicht nur Daimler auf Dauer jährlich um 3,5 Milliarden Euro billiger produzieren. VW-Vorstand Martin Winterkorn hat seinem Konzern sogar eine Sparrunde von fünf Milliarden Euro vorgeschrieben. Auf einer Betriebsversammlung heute vor 20.000 Mitarbeitern in Wolfsburg umriss er sein Programm "Future tracks", das Spuren in die Zukunft zeigen soll. Es sei ein Zukunfts- und auch ein Effizienzprogramm. Beides gehöre zusammen. Kurzfristig brauche Volkswagen "dringend mehr Effizienz und mehr Ergebnis". VW brauche neue Technologien, überlegene Antriebe und neue Geschäftsmodelle. Das werde kein Spaziergang, mutmaßte Bernd Osterloh, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende in seiner Replik. Es werde "an dem einen oder anderen Punkt auch richtig krachen." Autoprofessor Bratzel meint, ganz ohne Stellenabbau werde es nicht gehen:
    "Ich glaube, dass man mit der natürlichen Fluktuation und weiteren, ja, auch Kosteneinsparungen mit der bisherigen Belegschaft durchaus die nächsten Jahre dann weiter erfolgreich sein kann."
    Auch die Zulieferer würden den Kostendruck zu spüren bekommen. Wachstum finde aber nur in wachsenden Märkten statt.