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Wackelkandidat Evonik

Evonik möchte schon länger an die Börse. 2008 durchkreuzte die Finanzkrise diese Pläne. Diesmal könnte die Euro-Schuldenkrise einen Strich durch die Rechnung machen - auch wenn die Haupteigentümer der RAG Stiftung den geplanten Emissionstermin noch vor der Sommerpause bestätigt haben.

Von Felix Lincke |
    Alle Jahre wieder ist bei Evonik von einem riesigen Börsengang die Rede. Da es sich inzwischen um den dritten Versuch handelt, weiß man nicht mehr, wie ernst das Unternehmen das Vorhaben aktuell nimmt. Evonik ist ein Mischkonzern, der im Wesentlichen aus den Überresten der alten Ruhrkohle AG besteht mit 130.000 Wohnungen sowie dem früheren Chemiekonzern Degussa, den die RAG einfach dazu gekauft hat. Leider wurde der ehemalige DAX-Wert Degussa dabei von der Börse genommen. Eine Rückkehr an den Kapitalmarkt war aber von Anfang an geplant. Vorstandschef Werner Müller kündigte bei der Gründung von Evonik 2007 bereits für das Folgejahr einen Börsengang an, und nannte auch schon das geplante Emissionsvolumen von fünf Milliarden Euro, das war voreilig:

    "Evonik bietet Kunden weltweit Produkte, Dienstleistungen und Problemlösungen an, die helfen beim Verbrauch natürlicher Ressourcen zu sparen und CO"-Emissionen zu senken."

    Die Börsenstory lag bei Müller noch auf dem Thema Energie; der Konzern verfügt über alte Kraftwerke zur Stromerzeugung der Steag, die inzwischen verkauft ist. Umsatz, Wachstum und Innovationen kommen jetzt von der Chemie, weshalb dieser Bereich inzwischen als börsenrelevant gilt. Der Immobilienbestand wird in diesem Zusammenhang gern vernachlässigt. Der britische Finanzinvestor CVC erwarb von der RAG Stiftung ein Viertel an Evonik zum Preis von 2,4 Milliarden Euro und würde seine Anteile gern mit einem Preisaufschlag von etwa 50 Prozent an den Markt bringen. Dass Evonik ein Mischkonzern bleibt, soll die neuen Aktionäre nicht stören, sagt Steve Koltes von CVC:

    "Man muss schon sehen, da sind sehr viele Geschäfte dabei, das bleibt aber ein Gebilde. Das ist Absicht der Stiftung, und auch unsere Absicht. Die Geschäfte werden separat geführt, das ist unter dem jetzigen Vorstand so und wird auch so bleiben. Wir werden sie nicht auseinander nehmen, das führte nicht zu mehr Wert sozusagen."

    Der Finanzinvestor wollte ursprünglich erst im nächsten Jahr an die Börse. Die RAG Stiftung hält 2019 auch noch für einen guten Termin. Ab diesem Zeitpunkt müssen jedes Jahr 200 Millionen Euro für die sogenannten Ewigkeitslasten des früheren Steinkohlebergbaus bezahlt werden. Aktuell lastet die Euro-Schuldenkrise auf dem Umfeld. Vorstandschef Klaus Engel, der bei Evonik das entscheidende Chemiegeschäft verantwortet, sieht aber keine Krisenstimmung in seiner Branche:

    "Insgesamt hat das Risiko für einen konjunkturellen Rückschlag in jüngster Zeit sicherlich zugenommen. Wir gehen aber dennoch davon aus, dass das Chemiegeschäft auf niedrigerem Niveau wachsen wird."

    Die Haupteigentümer der RAG Stiftung haben den geplanten Emissionstermin noch vor der Sommerpause bestätigt, doch der fällt nun fast mit der Griechenland-Wahl zusammen. 2008 durchkreuzte die Finanzkrise die Börsenpläne, diesmal könnte die Euro-Schuldenkrise einen Strich durch die Rechnung machen.