
Der israelische Regierungschef Netanjahu rechtfertigte seinen Kurs vor den Vereinten Nationen. Wadephul betonte, Netanjahu habe bei der UNO eine erwartbare Rede gehalten, die nichts unmöglich gemacht habe. Dieser habe in Übereinstimmung mit dem US-Vorschlag bekräftigt, dass eine schnelle Lösung für den Gazastreifen gebraucht werde, bei der die Geiseln freigelassen würden, die islamistische Terrororganisation Hamas keine Verantwortung mehr habe und die dringend benötigte humanitäre Hilfe geleistet werden könne. "Das ist alles weiter erreichbar." Deutschland arbeite eng mit vielen Partnern daran, wie eine Lösung gefunden werden könne. Der Bundesaußenminister wird heute eine Rede in der Generaldebatte der Vereinten Nationen halten.
Neben Wadephul stehen heute unter anderem Vertreter Russlands, Indiens, Österreichs, Saudi-Arabiens und Ungarns auf der Rednerliste. Die Generaldebatte läuft - mit einer Pause am Sonntag - noch bis einschließlich Montag.
Viele Delegierte verlassen bei Netanjahus Auftritt den Saal
Netanjahu hatte gestern seine Kriegsführung im Gazastreifen verteidigt und Kritiker scharf angegriffen. Der Auftritt Netanjahus wurde von Buhrufen begleitet, zahlreiche Delegierte verließen den Saal. Netanjahu kündigte an, den Kampf gegen die Hamas zu Ende führen. Dabei erinnerte er an den Angriff der Terrororganisation auf Israel am 7. Oktober 2023. Mit Blick auf die von der Hamas verschleppten Geiseln sagte er, "Wir haben Euch nicht vergessen - nicht eine Sekunde lang." Er rief die Führer der Hamas auf, die Waffen niederzulegen und die Geiseln freizulassen. "Wenn ihr das tut, werdet ihr leben. Wenn nicht, wird Israel euch jagen."
"Wir lassen Menschen nicht gezielt hungern"
Netanjahu verteidigte das Vorgehen im Gazastreifen und wies den Vorwurf des Völkermords zurück. Israel werde beschuldigt, die Menschen im Gazastreifen gezielt hungern zu lassen. Tatsächlich versorge man sie jedoch mit Lebensmitteln. "Wenn es an Nahrungsmitteln fehlt, dann weil die radikal-islamische Hamas diese stiehlt." Nach Netanjahus Angaben wurde seine Rede über Lautsprecher in den Gazastreifen übertragen und war zudem auf allen Mobiltelefonen in dem Gebiet zu hören.
"Lassen uns keinen Terrorstaat aufzwängen"
Der israelische Regierungschef verurteilte die Anerkennung eines Palästinenserstaates durch mehrere westliche Länder. Dieser Schritt sende die Botschaft, dass sich das Ermorden von Juden lohne. "Israel werde nicht zulassen, dass westliche Staaten ihm einen "Terrorstaat" aufzwängen, so Netanjahu.
Die Anerkennung eines eigenen Staates für die Palästinenser war in den vergangenen Tagen unter anderem von Frankreich, Großbritannien, Portugal, Kanada und Australien vollzogen worden.
Netanjahu bezeichnete die Palästinensische Autonomiebehörde als "durch und durch korrupt". Er habe seit Jahrzehnten Versprechungen über eine Reform der Behörde gehört, die jedoch nie umgesetzt worden sei. Die anhaltende Ablehnung eines jüdischen Staates durch die Palästinenser sei es, was den Konflikt seit über einem Jahrhundert antreibe.
Netanjahu hält Frieden mit arabischen Ländern für möglich
Der israelische Ministerpräsident hält einen Frieden mit Syrien und dem Libanon für möglich. Ein Abkommen mit Syrien sei erreichbar, erklärte er. Den Libanon rief er zu direkten Verhandlungen auf. Ein Sieg über die Hamas werde den Frieden mit Nationen in der gesamten arabischen und muslimischen Welt ermöglichen. Auch ein friedliches Zusammenleben mit der Bevölkerung des Iran sei möglich.
Diese Nachricht wurde am 27.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.