Türkei
Selenskyj bleibt Gesprächen mit Russland fern, kritisiert "Ablenkungsmanöver"

Der ukrainische Präsident Selenskyj wird wegen der Absage von Russlands Staatschef Putin nicht an den für heute geplanten Verhandlungen in Istanbul teilnehmen. Das teilte er nach einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan in Ankara mit.

    Selenskyj sitzt auf einem Stuhl an einem kleinen Beistelltisch, auf dem eine Wasserflasche steht. Er spricht in ein Mikrofon und gestikuliert mit der rechten Hand. Dahinter eine weiße Wand mit eckigen Ornamenten, davor steht eine ukrainische Flagge.
    Selenskyj bei seiner Pressekonferenz in der ukrainischen Botschaft in Ankara. (Evgeniy Maloletka / AP / dpa )
    Selenskyj erklärte, die ukrainische Delegation werde vom ukrainischen Verteidigungsminister Umerov angeführt. Die Abordnung habe das Mandat, eine Waffenruhe mit Russland auszuhandeln. Zuvor hatte Selenskyj die Zusammensetzung der russischen Delegation kritisiert. Russland zeige damit, dass es nicht ernsthaft an Verhandlungen über eine Waffenruhe interessiert sei. Selenskyj sprach von einem "Täuschungsmanöver".

    Russische Delegation: "Bereit, über Kompromisse zu sprechen"

    Der Leiter der russischen Delegation, der Präsidentenberater Medinski, betonte, man sei bereit, in Istanbul über mögliche Kompromisse mit der Ukraine zu diskutieren. Die Verhandlungen sollen dem Vernehmen nach am späten Nachmittag beginnen. Russland Staatschef Putin und Außenminister Lawrow sind nicht dabei; über ihre Teilnahme war zuvor spekuliert worden. Putin selbst hatte direkte Verhandlungen vorgeschlagen, aber zunächst nicht gesagt, ob er persönlich anreisen wird. Aus den USA werden Außenminister Rubio und der Sondergesandte Witkoff morgen in Istanbul erwartet.

    Auch Brasilien zu Vermittlung bereit

    Neben der Türkei brachte sich auch Brasilien als Vermittler ins Gespräch. Präsident Lula telefonierte am Abend mit Putin und bat ihn, an den Gesprächen in der Türkei teilzunehmen. Zugleich betonte Lula Brasiliens Engagement für den Frieden. Sein Land sei bereit, bei der Suche nach einer Einigung zwischen Russland und der Ukraine in jeder erforderlichen Weise zu kooperieren, hieß es in der Erklärung des Präsidialamts.

    Trump erhöht Druck auf Putin

    Nach US-Angaben wird Präsident Trump nicht nach Istanbul reisen, um an den Gesprächen zwischen Vertretern Russlands und der Ukraine teilzunehmen. Grundsätzlich hatte Trump sich bereit gezeigt, seinen für heute geplanten Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu unterbrechen. Der US-Präsident drängt die beiden Kriegsparteien zu einem 30-tägigen Waffenstillstand. Von russischer Seite hieß es, dass auch Gespräche über einen großen Austausch von Kriegsgefangenen stattfinden könnten. Sowohl die USA als auch die Europäische Union drohen Russland mit neuen Sanktionen.

    Kritik an EU-Sanktionen gegen Russland

    Der Grünen-Politiker Hofreiter kritisierte ein gestern verkündetes neues Sanktionspaket der EU gegen Russland als unzureichend. Er sagte im Deutschlandfunk, es sei problematisch, wenn man ein Ultimatum stelle, aber dann nicht entsprechend handele. Bundeskanzler Merz, der französische Präsident Macron und weitere europäische Politiker hatten Putin eine Frist bis Anfang der Woche gesetzt, um eine 30-tägige Waffenruhe umzusetzen.
    Diese Nachricht wurde am 15.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.