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Waffenruhe in der Ukraine
Explosionen, Krater, verbotene Waffen

Von Kramatorsk aus, dem Hauptquartier der OSZE-Mission in der Ukraine, machen sich täglich internationale Beobachter auf den Weg, um Verletzungen der ausgehandelten Feuerpause zu registrieren. Jetzt waren drei Außenminister der Ukraine, Deutschlands und Frankreichs in Kramatorsk zu Gast.

Von Klaus Remme | 15.09.2016
    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und seine Amtskollegen Jean-Marc Ayrault aus Frankreich und Pavel Klimkin aus der Ukraine lassen sich am OSZE-Patrol Hub in Kramotorsk von einer OSZE-Mitarbeiterin das Gelände erklären. Dabei sind sie von Journalisten umringt.
    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und seine Amtskollegen aus Frankreich und der Ukraine, Jean-Marc Ayrault und Pavel Klimkin, in Kramotorsk (picture alliance / dpa / Rainer Jensen)
    Direkt neben der OSZE-Patroullienführerin Syliva Schaer Hahn stehen die drei Minister. Schaer Hahn ficht das nicht an, ihr Ton vermittelt Routine. Sie begrüßt ihre Kollegen, meistens sind es sechs Beobachter in zwei Autos. Die Streckenführung wird besprochen, die Rollen werden verteilt. Internationale Beobachter im Osten der Ukraine. Fahrer, Dolmetscher, jeder hat hier seine Rolle.
    Verstöße gegen die Feuerpause
    Auch in der vergangenen Nacht hat es wieder Verstöße gegen die Feuerpause gegeben, insgesamt fünfzig. Auf Nachfrage sagt Schaer Hahn, alles vor Mitternacht. Später wird klar, wenigstens eine Waffenstillstandsverletzung hat es auch nach Mitternacht gegeben.
    Auf dem Autokühler liegt eine Landkarte, Frank Walter Steinmeier fährt mit dem Finger die Konfrontationslinie zwischen den Separatisten und den ukrainischen Truppen entlang.
    "Wir beobachten, wir schauen, wir hören, so lange bis es dunkel wird und wir zurückfahren müssen", erklärt die OSZE-Vertreterin dem deutschen Außenminister.
    Oft wird den Beobachtern der Zugang verweigert
    In den täglichen Berichten, die auch im Internet nachzulesen sind, wird schnell deutlich, dass es die Feuerpause bisher nur auf dem Papier gab. Die Beobachter zählen Explosionen, sie messen Krater aus, sie registrieren verbotene Waffen, sie melden Warteschlangen an Kontrollposten. Oft wird ihnen der Zugang verweigert, in der Regel mit fadenscheinigen Begründungen, meistens wird ihre Arbeit so um Stunden verzögert. Heikle Konfrontationen mit Kontrollposten sind programmiert.
    "Du bist heute unser Verbindungsmann", sagte Schaer Hahn einem Kollegen, "du meldest dich einmal in der Stunde in der Zentrale".
    Die Minister hören zu, noch Fragen? Ja, Steinmeier hat eine: "Was machen Sie im normalen Leben, wenn Sie nicht für die OSZE arbeiten?"
    "Ich bin Anthropologin, Psychologin", sagt Schaer Hahn, "aber ich bin schon über zwei Jahre hier, ich war eine der Ersten", fügt sie hinzu. Steinmeier dankt und übergibt bei der Gelegenheit Material. GPS-Sender, Ferngläser, Handschuhe, Stiefel.
    "Wunderbar", sagt Schaer Hahn, "bald wird es kalt, in meinem ersten Winter hier waren es minus 35 Grad. Wir wissen das sehr zu schätzen."