Donnerstag, 09. Mai 2024

Rüstungsgüter
Waffensystem Taurus - Marschflugkörper mit großer Reichweite

Seit Monaten fordert die Ukraine von Deutschland Marschflugkörper vom Typ Taurus. Die Bundesregierung reagiert bislang zurückhaltend, weil die Geschosse auch russisches Territorium erreichen können. Was sind die Eigenschaften des Waffensystems?

12.08.2023
    Die von der Bundeswehr herausgegebene Aufnahme zeigt einen Kampfjet vom Typ Tornado, bestückt mit dem Lenkflugkörper Taurus.
    Das Foto zeigt den Marschflugkörper Taurus, der von einem Tornado-Jet transportiert wird. (dpa / Bundeswehr / Andrea Bienert)
    Als Marschflugkörper besitzt das Taurus-System einen eigenen Antrieb für die gesamte Flugdauer und findet eigenständig seine Ziele. Das unterscheidet den Taurus etwa von ballistischen Raketen, die meist nur in der Startphase angetrieben werden.
    Der Name Taurus ist ein Akronym für die englischen Begriffe "Target Adaptive Unitary and Dispenser Robotic Ubiquity System und Kinetic Energy Penetrator and Destroyer". Die Bundeswehr nennt den raketenförmigen Taurus KEPD-350 einen der modernsten Flugkörper der deutschen Luftwaffe.

    Ziele in großer Entfernung

    Als Stärke von Taurus gibt die Bundeswehr die "Bekämpfung von wichtigen Zielen über große Entfernung" an. Das heißt: Da der Flugkörper nach Herstellerangaben eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern hat, müssen Piloten für das Abfeuern nicht unbedingt in den feindlichen Luftraum eindringen.
    Mit ihrer Reichweite könnten die Marschflugkörper von der Ukraine aus auch russisches Staatsgebiet erreichen. Die Ukraine sicherte allerdings bereits zu, westliche Waffen nicht für Angriffe auf russisches Gebiet einzusetzen. Im Gespräch war zuletzt aber auch, die Reichweite einzuschränken und das Waffensystem dafür umzuprogrammieren.

    Rund fünf Meter lang und fast 1.400 Kilogramm schwer

    Das Waffensystem Taurus kann derzeit unter anderem mit dem Kampfflugzeug Tornado und mit dem Eurofighter zum Einsatz kommen. Die rund fünf Meter langen und fast 1.400 Kilogramm schweren Flugkörper sind mit einem eigenen Triebwerk und insgesamt vier voneinander unabhängigen Navigationssystemen ausgestattet.
    Das Taurus-System orientiert sich anhand von Daten über die Geländebeschaffenheit und gleicht seinen Standort über Bild- und Infrarotsensoren sowie GPS-Navigationsdaten ab. Im autonomen Tiefflug sollen die Marschflugkörper in einer Höhe von weniger als 50 Metern nur schwer von der gegnerischen Flugabwehr getroffen werden können.

    Große Zerstörungskraft

    Beim Aufschlag können nach Angaben der Bundeswehr "stark gehärtete Zielstrukturen" durchbrochen werden. Genannt werden in diesem Zusammenhang unter anderem Bunkeranlagen. Dort soll dann das 480 Kilogramm schwere Sprengkopfsystem Mephisto explodieren.
    Hersteller von Taurus ist eine Tochterfirma des Rüstungskonzerns MBDA. Die Bundeswehr kann seit 2005 auf das System zurückgreifen. Damals bestellte das Verteidigungsministerium insgesamt 600 Flugkörper. Ein Exemplar kostete damals etwa eine Million Euro. Tatsächlich einsatzbereit soll derzeit nur ein Teil von ihnen sein.
    (mit Material von dpa und AFP)

    Weiterführende Informationen

    Waffen - Bundesregierung prüft offenbar Taurus-Lieferung
    Rüstungsgüter - Kommentar zur Debatte über Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine
    In unserem Newsblog zum Krieg in der Ukraine finden Sie einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen.
    Diese Nachricht wurde am 11.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.