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Wahlkampf in den USA
Der Twitter-Krieg

Donald greift an, Hillary pariert. Und schießt zurück. Der Wahlkampf in den USA spielt sich gerade bei Twitter ab. Es geht um Standfestigkeit und Schönheitsköniginnen - und um die Frage, was Twitter mit Atombomben zu tun hat.

Von Thilo Kößler | 01.10.2016
    Hillary Clinton und Donald Trump am Ende der ersten Fernsehdebatte, sie stehen mit dem Rücken zur Kamera.
    Hillary Clinton und Donald Trump am Ende der ersten Fernsehdebatte. (picture-alliance / dpa / Joe Raedle)
    Für sein Wahlkampf-Team müssen die nächtlichen Twitter-Entgleisungen von Donald Trump ein wahrer PR-Alptraum sein. Für Hillary Clinton sind sie ein gefundenes Fressen – in Coral Springs in Florida entrüstete sie sich am Abend.
    Wer stehe schon in der Nacht um drei auf, um aggressive Tweets gegen eine ehemalige Schönheitskönigin zu verfassen? Das sei selbst für einen Donald Trump ganz schön bescheuert.
    Die Ausfälle von Donald Trump über den Nachrichtendienst Twitter haben eine Vorgeschichte. Sie beginnt mit dem ersten Fernsehduell, das sich Hillary Clinton und er Anfang der Woche lieferten. Da sagte Donald Trump, Hillary Clinton habe nicht das Stehvermögen, aber auch nicht das nötige Aussehen für das Präsidentenamt.
    Miss Piggy und Miss Haushälterin
    Hillary Clinton reagierte gelassen – verwies auf ihre Standfestigkeit während ungezählter Verhandlungen in ihrer Funktion als US-Außenministerin und erklärte Trump zum Sexisten und Frauenfeind – er habe Frauen immer wieder als Schweine, Schlampen und Hündinnen bezeichnet.
    Als Trump bei diesem Köder anbiss, legte Hillary Clinton nach: Er habe eine ehemalige Schönheitskönigin als Miss Piggy und Miss Haushälterin bezeichnet. Die ehemalige Miss Universe heiße Alicia Machado, sei mittlerweile amerikanische Staatsbürgerin und werde am 8. November gewiss zur Wahl gehen.
    Das saß. Und ließ Donald Trump keine Ruhe. Er legte am nächsten Morgen nach: Gegenüber Fox News gab er zu, diese ehemalige Miss Universe zu kennen, es sei die schlechteste gewesen, die er als langjähriger Veranstalter dieses Wettbewerbs jemals gehabt habe. Damit nicht genug, so Trump: Sie habe so viel gegessen, dass sie wahnsinnig zugenommen habe. Das sei ein ernstes Problem gewesen.
    "Donald, wie jämmerlich"
    Und nun in der Nacht zum Freitag auch noch die Twitter-Attacke Trumps. Tweet um 5.14 Uhr: Die betrügerische Hillary wurde von der schlechtesten Miss Universe betrogen - Hillary hätte ihre Vergangenheit checken sollen. Wenige Minuten später: Dass Hillary Alicia M als Tugendengel dargestellt hat, beweist ihre schlechte Urteilsfähigkeit.
    Der nächste Tweet um 5.30 Uhr: Hat Hillary dafür gesorgt, dass Alicia M die Staatsbürgerschaft bekommt, um sie für die Debatte zu benutzen? Hillary twitterte zurück: Donald, wie jämmerlich - Frauen wie Alicia nur nach ihrem Aussehen zu beurteilen. Und so weiter.
    Trumps Twittereien müssen nach dem Urteil seiner Berater einem politischen Harakiri gleichkommen – denn eigentlich sollte Trump versuchen, um Frauenstimmen zu werben und bei den Hispanics Land zu gewinnen. Alicia Machado kommt aus Venezuela. Hillary Clinton schnappte am Abend vor johlenden Anhängern noch einmal zu: Wer sich beim Twittern nicht beherrschen könne, dem solle man keine Atomwaffen anvertrauen.