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Waldpolitik in Irland

Irland führt zwar den Beinamen "Grüne Insel”, das Land hat aber so wenig Wald, dass selbst die EU-Kommission darüber besorgt ist. 900 Millionen Euro an Beihilfen hat sie deshalb für die Aufforstung bewilligt. Denn mit nur zehn Prozent Waldfläche ist Irland das am zweitwenigsten bewaldete Land innerhalb der Europäischen Union.

Von Katrin Kühne | 04.10.2007
    " Das vermeintliche Kleeblatt, das St. Patrick benutzte, um die Heilige Dreifaltigkeit zu erklären, war sicherlich nicht der bekannte "shamrock", der Weißklee, den wir heute am St. Patrick's Day in alle Welt verschicken. Ich glaube, es war der damals viel verbreitetere "Wood-sorrel", der Sauerklee, mit dem erheblich größeren dreigeteilten Blatt, der in feuchten Wäldern wächst und nicht auf der Wiese."

    Der Ökologe Ralph Sheppard geht davon aus, dass zur Zeit des Heiligen im fünften Jahrhundert die Insel größtenteils noch mit Wald bedeckt war.

    Der weit über die County-Grenzen bekannte Ards Forest Park an der nordwestlichen Atlantikküste Donegals gelegen, ist mit seinen knapp fünf Quadratkilometern Fläche eine Rarität im zwar grünen, aber heute so waldarmen Irland. Er zeigt eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren, die in Mitteleuropa Normalität sind, in Irland aber äußerst selten. Fuchs, Feldmaus und irischer Hase sagen sich unter Haselnuss- und Brombeersträuchern Gute Nacht.

    Neben Laub- und Nadelgehölzen finden sich im Park diverse Biotope, wie ein Moorsee mit seltenen gelben Wasserlilien und die an der deutschen Nordseeküste verbreiteten Salzmarschen. Am irischen Atlantik allerdings sind sie so ungewöhnlich wie der Wald im Ards Park. Die waldentwöhnten, traditionell landwirtschaftlich orientierten Iren sollen hier auf teils beschilderten Wanderwegen und geführten "nature walks" lernen, die Woodlands zu lieben. Spezialisten wie Ralph Sheppard und Forst-Manager Dan O'Moghany vom Irish Forestry Board setzen sich für die Wiederaufforstung im County Donegal ein. Neben den Ards Park weist einzig der Glenveagh Nationalpark - wieder - Bestände an Eichen- und Birkenwald auf. Beide haben mit den natürlichen Relikten der Jahrhunderte langen englischen Feudalherrschaft zu kämpfen.

    Dan O'Moghany: " Die Politik für so eine Waldsektion wie der Ards Park ist natürlich, möglichst viele der originären Bäume wieder anzusiedeln, Birke, Eiche und die hier heimische Schottenkiefer. Da steht aber zum Beispiel eine Korsische Kiefer, die von den englischen Landlords damals ebenso importiert wurde wie der Rhododendron da hinten. Er wurde ursprünglich hier angepflanzt, um dem ebenfalls eingeführten Wild Schutz zu bieten. Das Blattwerk ist so dicht, dass jede andere Pflanze darunter erstickt. Dadurch und dass die abgefallenen Blätter bodenvergiftend wirken, haben wir dort keine natürliche Regeneration im Wald. "

    Das Forestry Board versucht bei der Wiederaufforstung möglichst heimische Pflanzensamen einzusetzen. Man hofft dadurch das "Baumgedächtnis" der Insel erhalten zu können. Für den Durchschnitts-Iren allerdings ist ein allein stehender Baum in der Landschaft nach wie vor "a threaten", ein Unding, dem es mit der Kettensäge zu Leibe zu rücken gilt, wie Ralph Sheppard meint.

    "Es muss etwas mit der Tradition des "Walderntens" zu tun haben. Man schneidet die Bäume runter und lässt sie mehrstämmig wieder groß werden. Dann "erntet" man sie, lässt sie wieder wachsen und kann sie so für die Holzherstellung immer wieder "abernten". Über Jahrhunderte hat sich diese Tradition vor allem in England erhalten, in Irland durch die englischen Feudalherren. Allerdings nur in gewissem Maße. Wahrscheinlich, weil die Wälder nicht denen gehörten, die sie nutzten. So haben sie sie später einfach weg geschnitten und Farmland draus gemacht. "

    Vielleicht kann der Ards Forest Park auf lange Sicht ein wenig dazu beitragen, die Einstellung der Iren zur Natur zu ändern.
    Info:

    www.entdeckeirland.de/westen
    www.donegaldirect.de
    www.visitgweedore.com/ards.htm

    Ards Forest Park:
    An der Sheephaven Bay, fünf Kilometer nördlich von Creeslough auf der N56 Rtg. Dunfanaghy.
    Tel.:00353-(0)74 9121 139