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Wall Street im Aufwind

Der Durchhänger war nur von kurzer Dauer. Die New Yorker Aktien sind wieder auf dem Vormarsch. Für Kauflaune sorgten robuste Quartalsbilanzen und Analystenempfehlungen.

Von Beatrice Uerlings |
    Die Amerikaner sind ein zahlenverliebtes Volk. Zu fast jedem Lebensbereich gibt es in den Vereinigten Staaten eine Statistik. In der Folge finden auch die Geschäftsberichte der Unternehmen an der Wall Street noch größere Beachtung als an den anderen Börsen der Welt.

    Die Anleger hatten genug Grund zum Feiern. Mit dem Autobauer Ford und der Softwarefirma Citrix haben zwei wichtige US-Konzerne die Analystenerwartungen in den Schatten gestellt. Damit verbesserten sich auch die allgemeinen Erwartungen an die laufende Ertragssaison. Die meisten Analysten gehen jetzt davon aus, dass die amerikanischen Firmen ihre Profite im abgelaufenen Jahresviertel um 2,5 Prozent gesteigert haben. Das wär fast doppelt so stark wie ursprünglich angenommen.

    Selbst der New Yorker Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini, der die letzte, schwere Krise früher kommen gesehen hatte als andere und zu den bekanntesten Pessimisten der Finanzwelt zählt, schöpft Hoffnung. Auf eine Frage des Fernsehsenders Bloomberg, wie er 1000 Dollar anlegen würde, antwortete er: "Die globalen Perspektiven hellen sich auf, was Aktienkäufe weniger riskant macht: Ich empfehle breit gestreut in den USA und in Europa zu investieren".

    Auch Goldman Sachs durfte sich in die Gewinnerreihe einordnen. Dem New Yorker Geldhaus tat eine Expertenempfehlung gut. Die Analysten der Deutschen Bank raten zum Kauf der Aktie. Die Anleger folgten dem Wink.

    Unerwartet freundliche Konjunkturdaten aus China taten den Rest. Der von der britischen Großbank HSBC ermittelte Einkaufsmanagerindex für die chinesische Industrie ist auf den höchsten Stand seit sieben Monaten geklettert. Das dämpfte die seit Monaten grassierende Sorge vor einer konjunkturellen Abschwächung der weltweit schnellst wachsenden Volkswirtschaft.

    Der marktweisende Dow Jones Index ging mit einem Aufschlag von 0,6 Prozent und 15.509 Punkten aus dem Handel. Das Auswahlbarometer Nasdaq schloss 0,5 Prozent höher.

    Den Festverzinslichen setzte die positive Entwicklung am Aktienmarkt zu. Die 10-jährigen US-Staatsanleihen verschlechterten sich um vier Stellen auf eine Umlaufrendite von 2,52 Prozent.

    Bei den Devisen gibt der Euro weiter den Ton an. Die Gemeinschaftswährung pendelte sich auf eine New Yorker Abendnotierung von 1,3803 Dollar ein.

    Das Gold feierte ein Comeback. Der Preis pro Feinunze stieg auf eine US-Schlussnotierung von 1347,30 Dollar.

    Die Börse in Tokio gab angesichts schwacher US-Konjunkturdaten deutlich nach. Positive Vorgaben der Wall Street und aus Europa vom Vortag konnten die Laune der Börsianer in Fernost nicht aufhellen. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte notierte zum Handelsschluss ein deutliches Minus von 398,22 Punkten oder 2,75 Prozent beim Stand von 14 088,19 Punkten. Der breit gefasste Topix büßte ebenfalls klar um 25,07 Punkte oder 2,08 Prozent ein und ging mit 1178,28 Punkten in das Wochenende.