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Warnstreiks bei der Post

Zahlreiche Briefe und Pakete erreichten heute nicht ihre Empfänger, sie stapelten sich in den Verteilzentren der Post. Nun sollen die Warnstreiks bis zum 25. April weitergehen. Doch die Post garantiert nicht, dass sich die Parteien bis dann geeinigt haben könnten.

Von Wolfgang Zimmer |
    Die ersten Briefträger legten schon um 4.30 Uhr die Arbeit nieder. Hunderttausende Briefkästen – vor allem in den Ballungsgebieten – blieben leer. Bis zu einer Million Million Briefe und Pakete stapeln sich in den Verteilzentren der Post. Bei der zentralen Streikversammlung in Köln haben die Postmitarbeiter die Gewerkschaftsforderung nach sechs Prozent mehr Gehalt massiv unterstützt. Nachdem der Postkonzern im vergangenen Jahr 1,6 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet hat, wollen die Mitarbeiter jetzt vom großen Kuchen etwas abhaben.

    "Wir leisten gute Arbeit und ich denke, wir haben auch gutes Geld verdient. Die Post macht genug Gewinne."

    "Es wird alles teurer. Ich muss demnächst mehr Miete zahlen "

    "Wenn wir hier auch so gute Arbeit leisten und die Arbeitgeber so gut verdient haben durch uns, können die auch ein bisschen uns geben, ne?"

    Nach einer zweiten Verhandlungsrunde ohne Ergebnis zwischen der Gewerkschaft Verdi und der Post soll es bis zum nächsten Treffen am 25. April Warnstreiks geben. Damit wollen die Mitarbeiter den Bonner Konzern unter Druck setzen, ein Angebot vorzulegen. Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis glaubt fest an die Unterstützung der Post-Mitarbeiter:

    "Die Resonanz ist riesengroß, und das zeigt uns, dass es eine Unterstützung für die Forderungen gibt und dass die Menschen auch willens sind, diese durchzusetzen. Jetzt ist es an der Post, in der nächsten Verhandlungsrunde ein einigungsfähiges Angebot vorzulegen."

    Die Post möchte sich auf nichts festlegen

    Ob es kommt, ist weiter fraglich. Postsprecher Dirk Klasen hält sich mit Zugeständnissen noch zurück. Er will auf keinen Fall versprechen, dass es bei der nächsten Verhandlungsrunde nächste Woche in Neuss ein konkretes Angebot gibt.

    "Das Angebot legt man ja für gewöhnlich dann vor, wenn man sich ausreichend angenähert hat. Ich glaube nicht, dass wir sehr weit davon entfernt sind, aber bisher war noch nicht der Moment gekommen."

    Solange kein Angebot vorliegt, will Verdi immer wieder zu Warnstreiks aufrufen. Heute waren es nach Gewerkschaftsangaben einige Tausend Mitarbeiter bundesweit, die die Arbeit niederlegten oder gar nicht erst erschienen sind. Zunächst sollten vor allem Zusteller in den Ausstand treten. Später könnten auch andere Bereiche betroffen sein, sagte ein Verdi-Sprecher. Die Post will den Betrieb, so gut es geht, mit Serviceunternehmen aufrechterhalten.

    "Wir tun zurzeit alles, was möglich ist, um die betrieblichen Auswirkungen auf die Kunden in Grenzen zu halten. Wir haben auch eine Hotline für unsere Kunden geschaltet, wo man sich erkundigen kann, ob in der Region in der man wohnt oder der Adressat wohnt, eventuell Sendungen betroffen sind. Zurzeit ist es so, dass vor allem Briefsendungen liegen bleiben und wahrscheinlich erst morgen zugestellt werden. Der Paketbereich ist eher weniger betroffen."

    Nach Gewerkschaftsangaben waren heute Zusteller in insgesamt 17 Städten aufgerufen, die Postsäcke stehen zu lassen.