Gerrymandering
Warum es in den USA landesweite Proteste gegen geplante Wahlkreis-Neuzuschnitte in Texas gibt

In den USA haben Zehntausende gegen das Vorhaben der Republikaner in Texas demonstriert, Wahlkreise neu zuzuschneiden, um ihrer Partei bei Wahlen zum Kongress mehr Mandate im Repräsentantenhaus zu sichern. Es gab mehr als 300 Veranstaltungen in 44 Bundesstaaten sowie der Hauptstadt Washington.

    Demonstranten versammeln sich im texanischen Austin zum Protest gegen die Wahlkreisreform-Pläne der Republikaner.
    Protest gegen Änderung der Wahlbezirke in Texas (Mario Cantu/CSM via ZUMA Press Wire/dpa )
    Hintergrund ist das Kräfteverhältnis im US-Kongress, der aus zwei Kammern besteht: Repräsentantenhaus und Senat. Derzeit haben die Republikaner unter Trump in beiden Kammern eine knappe Mehrheit. Noch vor den Kongresswahlen im November 2026 wollen die Republikaner mehrere Wahlkreise in Texas zu ihren Gunsten verändern - mit möglichen Auswirkungen auf das Kräfteverhältnis im Repräsentantenhaus.

    Trump hatte neuen Zuschnitt der Wahlkreise gefordert

    US-Präsident Trump hatte den neuen Zuschnitt der Wahlkreise gefordert. Der Konflikt hat sich inzwischen zu einer landesweiten politischen Auseinandersetzung entwickelt. Der demokratische Gouverneur von Kalifornien, Newsom, stellte vor einen eigenen Plan für einen neuen Wahlkreiszuschnitt in seinem Bundesstaat vor. Dieser soll den Demokraten dort fünf zusätzliche Kongresssitze sichern und damit mögliche Gewinne der Republikaner in Texas ausgleichen.
    In Texas war die Lage eskaliert, als mehr als 50 demokratische Abgeordnete den Bundesstaat verlassen hatten, um die Beschlussfähigkeit des Parlaments in Austin und damit eine Entscheidung über die Wahlkreise zu verhindern. Sie halten sich größtenteils im Bundesstaat Illinois auf und damit außerhalb der Reichweite von zivilrechtlichen Haftbefehlen, die in Texas gegen sie vollstreckt werden könnten. Damit hatte der republikanische Gouverneur Abbott gedroht. Auch der demokratisch regierte Bundesstaat Illinois könnte nach dem Vorstoß von Texas Wahlkreise neu zuschneiden. Allerdings gelten dort, genau wie in Kalifornien, dafür strengere Regeln als in Texas.

    "Gerrymandering": Umstrittene Wahlkreis-Neuzuschnitte in den USA

    In der Regel werden in den USA die Wahlkreise alle zehn Jahre auf Grundlage von Zensusdaten über die Bevölkerungsstruktur neu festgelegt. Das sollte parteipolitisch neutral erfolgen, was aber häufig nicht der Fall ist. Das gezielte Ziehen von Wahlkreisgrenzen wird in den USA "Gerrymandering" genannt. Das Wort setzt sich zusammen aus dem Namen von Elbridge Gerry, einem Gouverneur von Massachusetts aus dem 18. Jahrhundert, und dem Wort Salamander. Gerry hatte einen Wahlbezirk in seinem Bundesstaat derart zu seinem Vorteil geändert, dass dieser die Form eines Salamanders annahm. Demokraten und Republikaner nutzen diese Taktik auch heute noch, um sich bei Wahlen systematisch Vorteile zu verschaffen.
    Diese Nachricht wurde am 17.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.