Hier spielen zwölf Kinder zwischen zwei und drei Jahren. Seit neun Uhr morgens sind sie in der Kindertagesstätte, die meisten werden erst nachmittags um vier abgeholt. Im Raum sind zwei Erzieherinnen und eine Praktikantin. Auf dem Wickeltisch bekommt ein Kind gerade eine frische Windel, am Tisch betupfen zwei andere Ostereier, der Großteil der Kinder spielt auf dem Boden, mit der Murmelbahn, mit kleinen Holzautos. Idyllisch. Doch wenn sich Professor Wolfgang Tietze von der Freien Universität Berlin eine Kita ansieht, interessiert er sich weniger für den äußeren Schein, er will die Qualität der Betreuung wissenschaftlich vermessen. Dafür gibt es einen international akzeptierten Katalog von Kriterien, nach dem sich auch die deutsche Kinderbetreuung beurteilen lässt.
" Ich denke, sie steht im Mittelfeld. Wir haben vergleichende Untersuchungen gemacht, Vergleich mit USA, Vergleich mit Österreich, mit Spanien mit Portugal, wir haben auch Daten aus Schweden. "
Mittelfeld, damit sollte man sich nicht zufrieden geben. Es gibt nämlich einen wichtigen Unterschied zu den Vergleichsländern.
" Die Qualität ist äußerst heterogen. Wir haben also die gesamte Spannbreite von Einrichtungen, wo man spontan sagen würde, die gehört eigentlich geschlossen, wenn hier nichts wirklich Nachhaltiges passiert, bis zu wirklich guter und sehr guter Qualität. "
Diese große Streuung zeigt, hierzulande ist die Qualität in der Betreuung weder für die Politik noch für die Verwaltung ein vordringliches Ziel. Die einzelnen Einrichtungen werden weitgehend sich selbst überlassen. Das will Wolfgang Tietze ändern. Mit seinen Mitarbeitern hat er ein Gütesiegel für Krippen und Kindergärten entwickelt. Dabei werden vier Bereiche geprüft: das pädagogische Konzept, die strukturellen Bedingungen, also die Zahl der Kinder pro Erzieherin, Räumlichkeiten und so weiter, die Zusammenarbeit mit den Eltern und vor allem der Umgang mit den Kindern.
" Entscheidend ist, dass das Kind sich wohl fühlt, dass es eine sensible und feinfühlige Erzieherin hat, die auf seine Bedürfnisse eingeht, auch eine Gemütslage zur Kenntnis nimmt, und dass aus diesem Zusammenhang heraus auch die Erzieherin dem Kind bewusst Anregung zur Verfügung stellt. Es reicht also nicht zu sagen, wir sind nett und lieb miteinander, sondern es muss auch gezielte Anregungen durch die Erzieherin geben. "
Emotionale Bindung und umfassende Förderung, das sind die wichtigsten Messlatten für die Qualität der Kinderbetreuung. Für die Bindung ist eine behutsamen Eingewöhnungsphase entscheidend, bei der Förderung kommt es vor allem darauf an, Alltagssituationen zu nutzen, zum Beispiel beim Malen.
" Die Erzieherin kann jetzt im Hinblick auf Sprachförderung sagen, schön hast du gut gemacht, mach weiter, setzt dich, oder sie kann neugierig werden, "Ein Hund, seit wann habt ihr denn einen schwarzen Hund?", "Nein das ist nicht unser Hund, der ist aus der Nachbarschaft", also sie kommt in ein Gespräch, nimmt die Situation auf und erweitert auch die sprachlichen oder sonst auch kognitiven Möglichkeiten des Kindes. "
Diese Art von erzieherischer Qualität zahlt sich aus, Kinder aus guten Einrichtungen entwickeln sich deutlich schneller, hat Wolfgang Tietze herausgefunden.
" Ein und dasselbe Kind, statistisch gesehen, aus derselben Familie kommend, hat in unserer pädagogisch schwächsten Einrichtung den Entwicklungsstand eines Vierjährigen, in der pädagogischen Topeinrichtung den eines Fünfjährigen. "
Diese Effekte lassen sich selbst noch in der zweiten Klasse nachweisen.
Aber Qualität in der Betreuung, wie sie in diesem Kinderladen geboten wird, kostet Geld. Geld für großzügige Räume, Geld für Erzieherinnen, Geld für deren Ausbildung. Hier sieht Wolfgang Tietze die Pläne der Bundesregierung mit gemischten Gefühlen.
" Kindergärten jetzt für die Zweijährigen zu öffnen und dann vielleicht auch noch für jüngere Gruppen, ohne die Grundbedingungen zu verändern und zum Beispiel Gruppen nachhaltig zu verkleinern, ohne das pädagogische Personal darauf vorzubereiten, das halte ich für eine unverantwortliche Tendenz, und hier, glaube ich, müssen alle Leute, die in dem Bereich engagiert sind, eine mahnende Stimme erheben. "
" Ich denke, sie steht im Mittelfeld. Wir haben vergleichende Untersuchungen gemacht, Vergleich mit USA, Vergleich mit Österreich, mit Spanien mit Portugal, wir haben auch Daten aus Schweden. "
Mittelfeld, damit sollte man sich nicht zufrieden geben. Es gibt nämlich einen wichtigen Unterschied zu den Vergleichsländern.
" Die Qualität ist äußerst heterogen. Wir haben also die gesamte Spannbreite von Einrichtungen, wo man spontan sagen würde, die gehört eigentlich geschlossen, wenn hier nichts wirklich Nachhaltiges passiert, bis zu wirklich guter und sehr guter Qualität. "
Diese große Streuung zeigt, hierzulande ist die Qualität in der Betreuung weder für die Politik noch für die Verwaltung ein vordringliches Ziel. Die einzelnen Einrichtungen werden weitgehend sich selbst überlassen. Das will Wolfgang Tietze ändern. Mit seinen Mitarbeitern hat er ein Gütesiegel für Krippen und Kindergärten entwickelt. Dabei werden vier Bereiche geprüft: das pädagogische Konzept, die strukturellen Bedingungen, also die Zahl der Kinder pro Erzieherin, Räumlichkeiten und so weiter, die Zusammenarbeit mit den Eltern und vor allem der Umgang mit den Kindern.
" Entscheidend ist, dass das Kind sich wohl fühlt, dass es eine sensible und feinfühlige Erzieherin hat, die auf seine Bedürfnisse eingeht, auch eine Gemütslage zur Kenntnis nimmt, und dass aus diesem Zusammenhang heraus auch die Erzieherin dem Kind bewusst Anregung zur Verfügung stellt. Es reicht also nicht zu sagen, wir sind nett und lieb miteinander, sondern es muss auch gezielte Anregungen durch die Erzieherin geben. "
Emotionale Bindung und umfassende Förderung, das sind die wichtigsten Messlatten für die Qualität der Kinderbetreuung. Für die Bindung ist eine behutsamen Eingewöhnungsphase entscheidend, bei der Förderung kommt es vor allem darauf an, Alltagssituationen zu nutzen, zum Beispiel beim Malen.
" Die Erzieherin kann jetzt im Hinblick auf Sprachförderung sagen, schön hast du gut gemacht, mach weiter, setzt dich, oder sie kann neugierig werden, "Ein Hund, seit wann habt ihr denn einen schwarzen Hund?", "Nein das ist nicht unser Hund, der ist aus der Nachbarschaft", also sie kommt in ein Gespräch, nimmt die Situation auf und erweitert auch die sprachlichen oder sonst auch kognitiven Möglichkeiten des Kindes. "
Diese Art von erzieherischer Qualität zahlt sich aus, Kinder aus guten Einrichtungen entwickeln sich deutlich schneller, hat Wolfgang Tietze herausgefunden.
" Ein und dasselbe Kind, statistisch gesehen, aus derselben Familie kommend, hat in unserer pädagogisch schwächsten Einrichtung den Entwicklungsstand eines Vierjährigen, in der pädagogischen Topeinrichtung den eines Fünfjährigen. "
Diese Effekte lassen sich selbst noch in der zweiten Klasse nachweisen.
Aber Qualität in der Betreuung, wie sie in diesem Kinderladen geboten wird, kostet Geld. Geld für großzügige Räume, Geld für Erzieherinnen, Geld für deren Ausbildung. Hier sieht Wolfgang Tietze die Pläne der Bundesregierung mit gemischten Gefühlen.
" Kindergärten jetzt für die Zweijährigen zu öffnen und dann vielleicht auch noch für jüngere Gruppen, ohne die Grundbedingungen zu verändern und zum Beispiel Gruppen nachhaltig zu verkleinern, ohne das pädagogische Personal darauf vorzubereiten, das halte ich für eine unverantwortliche Tendenz, und hier, glaube ich, müssen alle Leute, die in dem Bereich engagiert sind, eine mahnende Stimme erheben. "