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Washingtoner Erklärung
Als Israel und Jordanien Frieden schlossen

Am 25. Juli 1994 besiegelte die "Washington Declaration" den 46 Jahre andauernden Kriegszustand zwischen Israel und Jordanien. Ermöglicht wurde dies erst durch die Vermittlung der USA, mit dem damals amtierenden US-Präsidenten Bill Clinton. Allerdings ließ der Beschluss beide Seiten enttäuscht zurück.

Von Matthias Bertsch | 25.07.2014
    US-Präsident Bill Clinton (Mitte) mit Jordaniens König Hussein (links) und Israels Premier Yitzhak Rabin laufen einen Weg entlang, darüber hängen die Fahnen der drei Länder.
    US-Präsident Bill Clinton (Mitte) mit Jordaniens König Hussein (links) und Israels Premier Yitzhak Rabin am 25. Juli 1994 während der Zeremonie zur Unterzeichnung der "Washington Declaration". (AFP)
    König Hussein erklärt:
    "Wir kommen zusammen um mit Gottes Hilfe sicherzustellen, dass es keinen Tod und kein Elend mehr geben soll, keine Verdächtigungen, keine Angst und keine Unsicherheit, was der nächste Tag bringen wird, wie es in der Vergangenheit der Fall war."
    Als Israel und Jordanien am 26. Oktober 1994 den gemeinsamen Friedensvertrag unterzeichneten, fand der jordanische König Hussein pathetische Worte, ebenso wie sein Gegenüber, der israelische Ministerpräsident Jitzak Rabin. Der dritte Redner während der feierlichen Zeremonie in der Wüste zwischen Israel und Jordanien war US-Präsident Bill Clinton, der die Annäherung, der beiden verfeindeten Staaten erst möglich gemacht hatte.
    "Ich sage zu den Menschen in Israel und Jordanien: Ihr müsst diesen Frieden mit Leben füllen! Entfernt den Stacheldraht und die tödlichen Minen! Helft, dass die Wunden der Kriege verheilen, öffnet eure Grenzen, eure Herzen. Frieden ist mehr als ein Abkommen auf dem Papier!"
    Mit dem Friedensvertrag wurde jene Erklärung besiegelt, die drei Monate zuvor, am 25. Juli 1994, unterzeichnet worden war: die "Washington Declaration". In ihr hatten Rabin und Hussein das Ende des seit 46 Jahren andauernden Kriegszustandes beschlossen.
    Krieg gegen Israel
    Wie alle arabischen Nachbarstaaten hatte sich auch Jordanien 1948 am Krieg gegen den neu ausgerufenen jüdischen Staat beteiligt. Israel ging zwar als Sieger aus dem Krieg hervor, doch große Teile Palästinas - Ostjerusalem und das Westjordanland - waren von Jordanien besetzt und wurden wenig später annektiert. Nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 änderte sich die Situation: Israel wurde zum neuen Herrscher Palästinas, der Einfluss Jordaniens dagegen immer geringer, zumal mit der PLO Mitte der 60er Jahre eine Organisation entstanden war, die für sich beanspruchte, alle Palästinenser zu vertreten. Nach der Niederlage im Sechs-Tage-Krieg, so der Nahost-Experte Udo Steinbach, war die Politik des haschemitischen Königshauses zunehmend darauf ausgerichtet, sich mit der Existenz Israels zu arrangieren.
    "Das war in einem militanten arabischen Umfeld zunächst sehr schwierig, und dann stiegen die Ägypter aus und machten ihren Friedensvertrag, und ab 1990/91 fand eben ein umfassender Friedensprozess statt, ausgehend von den Vereinigten Staaten, der die Palästinenser und am Ende auch Jordanien mit einbezog, also insofern war es gar nicht mehr schwer für den König von Jordanien, in der "Washington Declaration" und wenige Monate später in dem Friedensvertrag zu einer umfassenden Friedensverständigung, zu einem Gewaltverzicht, zu einer wechselseitigen Anerkennung der Staaten zu kommen."
    Mit der "Washington Declaration" war klar, dass Jordanien alle Ansprüche auf Palästina an die PLO abgetreten hatte, die im September 1993 bereits einen eigenen Friedensvertrag mit Israel, den Oslo-Vertrag, abgeschlossen hatte. Nur in einem Punkt blieb ein kleiner Bereich Rest-Verantwortung.
    "Man wollte sich nicht ganz zurückziehen, politisch hatte man keinen Hebel mehr in der Hand, aber über die heiligen Stätten, die islamischen heiligen Stätten in der Altstadt von Jerusalem, da steht noch einiges drin in der "Declaration", da erkennt Israel eine gewisse Zuständigkeit Jordaniens und des jordanischen Königs, der jordanischen Religionsverwaltung für Ostjerusalem an."
    Enttäuschung nach Beschluss
    Während die "Washington Declaration" und später der Friedensvertrag von großen Teilen der israelischen Bevölkerung mit Erleichterung und Freude wahrgenommen wurde – endlich konnten sie als Touristen in das Nachbarland reisen und dort die berühmte Felsenstadt Petra besuchen – reagierten die Jordanier in ihrer Mehrheit reservierter. Der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung blieb aus, und bald geriet auch der Friedensprozess zwischen Israel und den Palästinensern ins Stocken.
    "Jordanien blieb irgendwo isoliert, man hatte den Friedensvertrag, man sah mit einer gewissen Befürchtung, dass die Hoffnung, dass die Palästinenser auf der anderen Seite ebenfalls zu einem Friedensvertrag kommen würden, dass diese Hoffnungen getrogen haben. Insofern war es eben am Ende ein Friedensschluss ohne wirkliche Konsequenzen. Die Erwartungen auf beiden Seiten, auf der israelischen Seite, jetzt bricht der große Frieden aus, und auf der jordanischen Seite, jetzt bricht hier eine ökonomische Zukunft aus, die Erwartungen auf beiden Seiten sind einfach nicht erfüllt worden."
    Doch trotz dieser Enttäuschungen wird der Friedensvertrag bis heute von keiner wichtigen Kraft in Jordanien und Israel infrage gestellt. Insofern war und ist die "Washington Declaration" ein Element der politischen Stabilität im Nahen Osten.