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Wasser in China
Massive Verschmutzung, vor allem im Grundwasser

In Chinas Seen gibt es alles, nur kein Wasser mehr, könnte man überspitzt sagen. Ob Sperrmüll, Insektenvernichtungsmittel oder auch Industrieabfälle - die Verschmutzung des Grundwassers wird auf 60 bis 80 Prozent geschätzt. Jeder dritte Fluss und See ist nicht mehr als Trinkwasser geeignet. Umweltschützer schlagen Alarm.

Von Axel Dorloff | 19.05.2016
    CHONGQING, CHINA - DECEMBER 06: (CHINA OUT) Wastes float on a reservoir on December 6, 2015 in Chongqing, China. Serious pollution hit a reservoir in Chongqing. Some citizens did illegal fishing at the polluted reservoir. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY CFP464003857 Chongqing China December 06 China out Float ON a Reservoir ON December 6 2015 in Chongqing China Serious Pollution Hit a Reservoir in Chongqing Some Citizens did illegal Fishing AT The polluted Reservoir PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY CFP464003857
    Ein stark verschmutzter See in der Chongqing-Region in China. (imago/China Foto Press)
    Trocken und verdreckt: Der Fluss Junma im Südwesten von Peking ist kein reißender Wasserstrom mehr. Soweit das Auge reicht, ist nur ein ausgetrocknetes Flussbett mit Spuren von Sperrmüll zu sehen: eine kaputte Waschmaschine, alte Holzpaletten, Berge von Plastikflaschen.
    Umweltschützer Zhang Junfeng ist Mitgründer von "Happy Water Journey", einer Nichtregierungsorganisation im Bereich Wasser- und Gewässerschutz. Er beschreibt die Lage:
    "Hier kann man sehen, dass das Wasser nur noch unterirdisch fließt. An der Oberfläche gibt es keinen Wasser mehr. Man findet es erst, wenn man ein Loch gräbt." Es gibt auch Brunnen, dass hat den Zweck, Wasser für die industrielle Nutzung abzuzweigen. Und die industrielle Nutzung macht es den Dörfern in der Umgebung schwer, Wasser für ihre Felder zu bekommen. Die ursprüngliche Nutzung des Flusses hat sich komplett verändert."
    60 bis 80 Prozent des Grundwassers ist verschmutzt
    Naturschützer wie Zhang Junfeng schlagen schon länger Alarm: Chinas Wasser ist massiv verschmutzt. Auch offizielle Stellen leugnen das nicht. Je nachdem, auf welche Zahlen man sich beruft, 60 bis 80 Prozent des Grundwassers in China gilt als schwer verschmutzt und nicht trinkbar. Erst kürzlich hat eine Studie von chinesischen Wissenschaftlern und der Naturschutzorganisation "The Nature Conservancy" bestätigt.
    Ada Kong ist Wasserexpertin von Greenpeace Ostasien in Peking:
    "Die Orte mit der schlechtesten Grundwasser-Qualität sind die, die das Grundwasser am dringendsten brauchen. Gerade in den nördlichen Regionen Chinas, wo es nicht so viele Flüsse gibt, sind die Menschen vom Grundwasser abhängig. Aber dort ist das Grundwasser auch am meisten verschmutzt."
    Verantwortlich dafür ist nicht nur die Industrie, sondern auch die Landwirtschaft. Dünger, Insektenvernichtungsmittel und andere Abfälle geraten in Seen, in Flüsse und ins Grundwasser. Besonders ländliche Regionen in China sind betroffen, weil die Bauern dort das Wasser aus weniger tiefen Brunnen nutzen.
    Ada Kong:
    "Das erste, was getan werden muss: Die Verschmutzung des Oberflächenwassers und des Grundwassers stoppen. Es gibt Industriebetriebe und Fabriken, die ihre giftigen Abfälle einfach heimlich durch selbst gebaute Brunnen ableiten, direkt ins Grundwasser."
    Chinas Politik hat das Problem zwar erkannt, aber bislang keine klare Strategie. Gleich zwei Ministerien sind zuständig: das Ministerium für Umweltschutz und das Wasserbau-Ministerium. Sie machen eigene Erhebungen, hantieren mit unterschiedlichen Zahlen, kooperieren wenig.
    Aktivisten wie Ada Kong von Greenpeace Ostasien fordern deshalb einen gemeinsamen Lösungsansatz und das möglichst schnell.