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Wasserschäden schneller beseitigen

Egal ob Überschwemmung oder Rohrbruch - bei einem Wasserschaden dauert es meist lange, bis ein Gebäude wieder trocken ist. Gerade für Unternehmen geht eine lange technische Trocknung ins Geld. Infrarottechnik kann hier helfen.

Von Jens Falkowski |
    Sven Erik Hitzer war einer der ersten Hotelbesitzer, der nach dem Hochwasser der Elbe sein Hotel an der deutsch-tschechischen Grenze wieder eröffnen konnte. Bereits am 1. Juli begrüßte er neue Gäste. Dabei stand das Wasser zehn Tage lang bei ihm im Haus. Neben einer guten Koordination der Aufräumarbeiten machte dies auch neue Trockner für die nassen Wände möglich. Darauf ist Hitzer besonders stolz:

    "Wir hatten natürlich eine innovative Trocknungstechnologie mit Infrarottrocknern der neuesten Bauart aus Freiberg. Mit diesem Verfahren war es grundsätzlich erst einmal möglich die Nässen herauszubekommen aus diesen kontaminierten Bauwerkswänden. Das war eigentlich der Schlüssel dazu, dass man das vom Wasser her relativ schnell trocken bekommen hat."

    Hergestellt werden diese besonders schnellen Infrarottrockner im rund 70 Kilometern entfernten Freiberg bei der Firma IBT. Hier werden die Geräte, die aussehen wie flache Heizkörper, in einer kleinen Montagehalle produziert. Ulrich Putzschke führt verschiedene Versionen seiner Trockner vor:

    "Einfach und schnell, Steckdose genügt, einschalten, Füße ausklappen. Der optimale Abstand zur Wand entsteht. Die Wand wird erwärmt und kann mit einem Temperaturregler im Bereich zwischen 30 und 80 Grad eingestellt werden."

    Durch die Wärme verdampft das Wasser und wird aus der Wand gezogen. Diese Methode spart besonders viel Zeit bei der Trockenlegung, erklärt Ulrich Putzschke.

    "Der Zeitvorteil gegenüber anderen Trocknungstechnologien kann bis zum Faktor 5 nachgewiesen werden, weil die Energiedichte, die Infrarottrockner aus kurzer Entfernung auf die Wandoberfläche bereitstellen, um ein Vielfaches größer ist als zum Beispiel ein Kondenstrockner, der im Raum aufgestellt ist und nur die Luftfeuchte reduziert."

    Infrarottechnik hat Grenzen
    Wie schnell die Wand wieder trocken gelegt werden kann, hängt von den jeweiligen Baustoffen ab. An der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig forscht sich Björn Höhlig an neuen Trocknungsmethoden. Für ihn ist hat die Infrarottechnik auch seine Grenzen:

    "Allgemein lassen sich Ziegelwände besser trocknen als andere Baustoffe, allein schon aufgrund der Kapillarporosität der Ziegel. Und hat eine Erwärmungsmethode wie die Infrarottechnik dann einen Vorteil gegenüber Methoden ohne Erwärmung. Die Grenze der Infrarottechnik ist, dass man die Temperatur nicht steuern kann. Man erwärmt die Oberfläche, ohne dass man weiß, welche Temperaturen dort vorherrschen. Und da kann es natürlich sein, dass bei bestimmten Baustoffen wie Gipsoberflächen bestimmte Grenztemperaturen überfahren werden."

    Die Idee, mit den Infrarotstrahlern auch Hauswände vom Wasser zu befreien, kommt aus der Prozesstechnik. Denn eigentlich beschäftigt sich Ulrich Putzschke von Firma IBT mit dem Trocknen von Lebensmitteln oder Autolacken:

    "Die Technologie kam zeitlich nach dem Einsatz dieser Strahler im Bereich der Trocknung von Obst und von Salaten in Salatwaschanlagen. Die dort nachgewiesene extrem gute Trocknung von Wasser war Ausgangspunkt diese Technologie auch zur Bauwerkstrocknung einzusetzen."

    Die Firma entwickelte die Geräte nach dem Hochwasser im Jahr 2003 als Elbe und Mulde schon einmal die Orte unter Wasser setzten. Mittlerweile gibt es aber auch bei den Infrarottrocknern Modelle der Konkurrenz. Diese sind für Ulrich Putzschke nicht vergleichbar, denn ihre Leistung ist viel geringer.


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