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Web-Projekt "Reporterfabrik"
Per Video zum Journalismus-Versteher

Tutorials gibt es im Netz zu den verschiedensten Themen. Zum Thema Journalismus gibt es aber noch nicht genug Lern-Videos, findet das Redaktionsbüro "Correctiv". Deshalb startet demnächst ein entsprechendes Projekt namens "Reporterfabrik".

Von Kai Rüsberg | 18.12.2018
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    Die "Reporterfabrik" will ab Januar tausende Videos anbieten. (Screenshot: Reporterfabrik)
    Jazzig klingt der Trailer der "Reporterfabrik". Dieses Video ist bislang alles, was Interessierte öffentlich im Netz finden können.
    "Hallo. Ich bin Maja Weber. Ich bin eine der Dozentinnen in der "Reporterfabrik" und Journalistin beim ZDF. Warum mache ich das hier? Was mache ich hier? Ich möchte möglichst vielen von Ihnen Medienwissen an die Hand geben, damit Sie sich verlässlich informieren können. Und ich möchte zeigen, wie Journalistinnen und Journalisten arbeiten."
    Projekt mit viel Prominenz
    Mehr als 100 Dozenten haben ihr Wissen, ihr Gesicht und ihre Stimme dem Projekt "Reporterfabrik" zur Verfügung gestellt. Darunter viele bekannte Namen von Giovanni di Lorenzo bis Sascha Lobo. Und auch der Koordinator ist in der Szene gut bekannt: Cordt Schnibben schrieb für die Zeit und zuletzt für den Spiegel. Er nennt sich jetzt Fabrikdirektor und managt das Bildungsangebot.
    "Wir haben Leute wie Jauch oder Kleber vor eine Kamera gesetzt und sie behandeln jeweils Teilaspekte. Claus Kleber zum Beispiel zu der Frage: Wie objektiv sind eigentlich Nachrichten? Also jeder greift sich da so einen Teilaspekt heraus."
    Kurse für Journalisten und Medien-Anfänger
    Mehr als 1.000 solcher Video-Episoden die in wenigen Minuten ein umgrenztes Thema behandeln, sind bereits produziert worden. Zum Beispiel vom Zuchtmeister der deutschen Sprache, Wolf Schneider. Das hört sich dann so an:
    "Ich nehme mal an, Sie haben etwas geschrieben und ins Netz gestellt: Sie möchten nun etwas Schönes, Schwieriges und statistisch sehr Seltenes erreichen: dass Sie auch noch gelesen werden. Gelesen wurde immer schon viel weniger als geschrieben oder gedruckt. Bedenken Sie die Bibel: Das sind tausende gedruckte Seiten. Doch wer hat die schon gelesen?"
    Doch die Kurse sollen nicht nur Journalisten fortbilden. Die "Reporterfabrik" richtet sich auch an Schüler und Amateure, so Schnibben. "Wir haben drei Zielgruppen. Die ersten sind die Profijournalisten, denen wir Möglichkeiten zur Weiterbildung geben. Die zweite Gruppe sind die, die wir jetzt mal Bürger-Journalisten nennen wollen und die dritte Gruppe sind Schüler. Die Lehrer sind in der Regel überfordert, dieses Medienwissen an Schüler weiterzugeben und da bieten wir uns an, als Partner für Schulen und Lehrer."
    Ein Angebot auch für besorgte Bürger
    Das Redaktionsbüro "Correctiv" hat das Projekt ins Leben gerufen. Geschäftsführer David Schraven will sowohl Blogger als auch besorgte Bürger erreichen, die mit ihren Texten im Internet Dampf ablassen:
    "Wir haben wir im Moment so viele Leute, die halt sich in Debatten engagieren. Die überhaupt keine Ahnung haben, was sie tun und deswegen einfach nur die Debatten zerstören. Was man in den sozialen Medien erlebt, aber auch in vielen Blogs sieht. Wir glauben, dass es sehr sinnvoll ist, wenn sich die Leute schon an diesen Debatten beteiligen, dass sie das in einer gebildeten Form tun sollten."
    Wer bei der "Reporterfabrik" etwas lernen will, muss Durchhaltewillen haben. Alle Kurse bestehen aus Videos oder Audios, und nach den fünf bis zehn Minuten langen Episoden müssen Aufgaben erledigt werden. Schraven verspricht aber, dass die Lerneinheiten Spaß machen.
    "Nicht so wie früher Schulfernsehen, sondern das muss unterhaltsam sein. Dazu haben wir spielerische Elemente drin, die den Menschen ermöglichen, Spaß zu entwickeln. Und als drittes: Wir bieten die Möglichkeit an, Zertifikate zu erwerben."
    Finanziell noch Luft nach oben
    16 Mitarbeiter und zusätzlich freie Cutter waren mit der Produktion beschäftigt. Zwei Stiftungen und die Stadt Hamburg haben finanzielle Anschubhilfe gegeben. Dazu kommt Geld von der Telekom, sagt Schraven, die dafür exklusiv Werbung schalten kann und so den Etat absichert.
    Ich würde tippen, das ist im Moment so bei knapp 500.000 Euro. Aber wenn man das langfristig stabil aufstellen will, gehe ich davon aus, dass man so um die 750.000 Euro braucht. Wenn man sich vorstellt, dass man mit so einem Bildungsinstrument zehntausende Leute erreichen kann, die daran teilnehmen daran mitmachen, dann halte ich das für eine absolut erreichbare Summe.
    Die Einstiegskurse sind zumeist kostenlos. Wer weiter lernen will, muss Kursgebühren bezahlen. In der Betaphase für eingeladene Teilnehmer ist bislang nur eine kleinere Auswahl der Themen abrufbar. Jeden Monat werden zwei neue veröffentlicht. Für andere wird das Angebot am 22. Januar freigeschaltet.