
Die Linie seines Hauses empfehle er auch jenen Institutionen, die mit öffentlichen Mitteln arbeiteten – von Museen über Stiftungen bis hin zu Rundfunkanstalten. Wer im öffentlichen Auftrag spreche, sollte eine Sprache wählen, die für alle nachvollziehbar ist und breite Akzeptanz finde, meinte Weimer. Er hatte zuletzt in seiner eigenen Behörde die Verwendung gendergerechter Sprache mit Sonderzeichen in offiziellen Schreiben untersagt.
Journalisten-Verband: "Gravierende Kompetenzüberschreitung"
Beim Vorsitzenden des Kulturausschusses, dem Grünen-Politiker Lehmann, trifft Weimers Vorstoß auf Kritik. Er fragte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: "Ist Herr Weimer eigentlich Kulturstaatsminister oder missionarischer Kulturkämpfer?". Es sei schlimm genug, dass er in seiner Behörde Sprachverbote verhänge, meinte Lehmann. Dass er aber sogar freie Kulturinstitutionen einschränken wolle, gehe eindeutig zu weit.
Der Deutsche Journalisten-Verband kritisierte den Vorstoß Weimers als "gravierende Kompetenzüberschreitung". Der Verbandsvorsitzende Beuster sagte, die Redaktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks müssten weiterhin selbst entscheiden dürfen, ob sie gendergerechte Sprache verwendeten. Dies gehe einen Kulturstaatsminister schlicht und ergreifend nichts an, so Beuster.
Geschlechtssensible Sprache ohne Sternchen möglich
Die Leiterin der Duden-Redaktion, Neuhaus, riet kurz nach Weimers Entscheidung im eigenen Haus darauf hin, das Gendern nicht auf Sonderzeichen wie Gendersternchen zu reduzieren. Es gebe auch andere Möglichkeiten, sich geschlechtsübergreifend und geschlechtssensibel ausdrücken, sagte die promovierte Sprachwissenschaftlerin dem MDR. Als Beispiel nannte sie Wörter wie "Mitglied", "Person" oder "Leitung", ganz häufig funktioniert auch einfach "Mensch". Neuhaus betonte: "Da gibt es ganz viele Optionen, die oft gar nicht unter Gendern gefasst werden, die aber die gleichen Möglichkeiten herstellen."
Gendergerechte Sprache mit Sonderzeichen und Pausen beim Sprechen ist seit Jahren Streitthema. Sie soll dazu beitragen, Geschlechter-Diskriminierung zu vermeiden. In Universitäts- und Kulturkreisen wird sie bisweilen verwendet. In der breiten Öffentlichkeit hingegen ist sie weniger verbreitet: Bei einer repräsentativen Umfrage des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (infas) im Auftrag der Wochenzeitung "Zeit" Ende 2024 gaben 77 Prozent der befragten Männer und 82 Prozent der befragten Frauen an, in Alltagsgesprächen selten oder nie zu gendern.
Viele Konservative lehnen das Gendern vehement ab und betrachten häufig bereits die Nennung der weiblichen und männlichen Form als solches. Sie halten stattdessen ausschließlich das generische Maskulinum für richtig, also Formulierungen in der männlichen Form.
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Diese Nachricht wurde am 09.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.