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Weiß-blaue Erfolgsbilanz

Der Autohersteller BMW ist auf dem besten Weg zu einem Jahresrekord. Trotz Branchenkrise fuhr der DAX-Konzern von Juli bis September Bestmarken bei Umsatz, Ergebnis und Absatz ein. Auf der Quartalspressekonferenz der bayrischen Motorenwerke München wurde die Bilanz des dritten Quartals vorgestellt.

Von Michael Watzke | 06.11.2012
    Wer bayerisches Selbstbewusstsein in Reinform erleben will, sollte eine Quartalspressekonferenz der bayerischen Motorenwerke München verfolgen. Mit BMW-Chef Norbert Reithofer:

    "Wir sind der führende Premium-Hersteller der Welt. Wir sind profitabel und finanzstark. Wir sind mit BMWi Vorreiter auf dem Weg zur nachhaltigen individuellen Mobilität. Für all das steht unsere Strategie bis zum Jahr 2020."

    Krise? Nicht bei BMW. Audi mag im benachbarten Neckarsulm bereits mehrfach die Produktion des A8 gestoppt haben. Mercedes mag in den USA in die Rabattschlacht gezogen zu sein. MAN spricht gar über Kurzarbeit. BMW dagegen nimmt nicht mal das Wort "Sparprogramm" in den Mund. "Wir liegen auf Kurs und wachsen weiter", sagt Reithofer:

    "Wir halten, was wir versprechen: neue Bestwerte bei Absatz, Umsatz, Ergebnis vor Steuern und beim Konzern-Überschuss."

    Noch nie in seiner Geschichte hat BMW so viele Fahrzeuge ausgeliefert wie in den ersten neun Monaten 2012: fast 1,4 Millionen Einheiten. Der Konzernumsatz ist im dritten Quartal um 13,7 Prozent auf 18,8 Milliarden Euro gestiegen. Und das Ergebnis vor Steuern schnellte um 17,6 Prozent auf zwei Milliarden Euro nach oben. Ein Allzeitquartalsrekord – weil BMW seinen Kunden bisher kaum Rabatte gewähren muss, sagt Reithofer mit einem Seitenhieb auf die Konkurrenz in Stuttgart.

    "Die Profite sind mir wichtiger, als Erster zu sein beim Volumen-Rennen. Das ist eine ganz klare Botschaft von mir."

    Natürlich erwähnt Reithofer die Konkurrenz wie immer mit keinem Wort. Aber wenn man dem BMW-Chef aufmerksam zuhört, bemerkt man, dass sich die Münchner längst nicht mehr mit Stuttgart, sondern mit Wolfsburg vergleichen. Etwa wenn Reithofer herausstreicht:

    "Die BMW-Group ist heute – das möchte ich betonen – ein Mehrmarken-Konzern. Mit drei Premium-Automobil-Marken, mit den beiden Submarken BMW-M und BMWi und den Motorrädern BMW und Husquarna. Wir stellen uns breit auf und investieren gezielt in Zukunftsfelder. Dabei gehen wir höchst diszipliniert und sparsam mit unseren finanziellen Mitteln um."

    Das ist auch notwendig. Denn mit dem Elekto-Karbon-Wagnis BMWi, also den aus Kohlenstoff gefertigten E-Mobilen i3 und i8, riskiert BMW viel. Die Markteinführung der Hightech-Zukunftsautos im nächsten Jahr könnte genau in eine weltwirtschaftliche Krisenzeit fallen. Wer will sich dann einen teuren i3 leisten? Für Reithofer aber ist BMWi aufgrund der ehrgeizigen Klimaziele der EU unverzichtbar. Der BMW-Chef erinnert an die scharfe Euro-Abgas-Norm, die 2020 droht.

    "Wenn wir das Ziel im Jahr 2020 nur mit konventionellen Antrieben schaffen wollen, dann verkaufen wir nur noch BMW 1er und Mini in Europa. Ich möchte das mal so drastisch sagen. Wir verkaufen dann keine 5er mehr mit 6-Zylinder-Antrieben, geschweige denn BMW 7er oder X5. Das ist die Situation."

    Die will Reithofer abwenden – und fordert deshalb von der Politik ein klareres Bekenntnis zur E-Mobilität. Denn Reithofer weiß – 2013 wird ein hartes Jahr.

    "Das Umfeld, in dem wir agieren, wird immer rauer. Der Wettbewerb wird noch intensiver. Die Risiken nehmen weiter zu."

    Und BMW ist im Vergleich zu Volkswagen oder Toyota – bei all seiner Stärke – ein kleiner Konzern.