Freitag, 19. April 2024

Berlin
Weltkriegsgedenken im Zeichen des Ukraine-Kriegs

An vielen Orten in Deutschland wird heute an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa 1945 erinnert. Der ukrainische Botschafter Makeiev legte an der zentralen Gedenkstätte Neue Wache in Berlin Blumen nieder. Bundeskanzler Scholz rief zur Verteidigung des Rechtsstaats auf.

08.05.2023
    Der Regierende Bürgermeister von Berlin Kai Wegner, der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev und der Staatsminister im Auswärtigen AmtTobias Lindner legen in Erinnerung an das Ende des 2.Weltkriegs Blumen in der Neuen Wache in Berlin nieder.
    Der Regierende Bürgermeister von Berlin Kai Wegner, der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev und der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Tobias Lindner, legen in Erinnerung an das Ende des 2. Weltkriegs Blumen in der Neuen Wache in Berlin nieder. (Kay Nietfeld / dpa / Kay Nietfeld)
    Vor 78 Jahren seien Deutschland und die Welt von der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus befreit worden, schrieb Scholz auf Twitter. Dafür sei man immer dankbar. Der Jahrestag mahne, dass der demokratische Rechtsstaat keine Selbstverständlichkeit sei. Man müsse ihn schützen und verteidigen - jeden Tag. Kulturstaatsministerin Roth würdigte den 8. Mai als international wichtiges Zeichen. Die Grünen-Politikerin sagte, der 8. Mai stehe für ein tägliches Eintreten für Frieden, Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung in einem geeinten Europa.
    Das Internationale Auschwitz-Komitee rief mit Blick auf den aktuellen Krieg dazu auf, die richtigen Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Überlebende der deutschen Konzentrationslager hätten gehofft, nicht noch einmal einen schäbigen und lügnerischen Angriffskrieg in Europa erleben zu müssen, sagte der Vizepräsident des Komitees, Heubner.
    Zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa vor 78 Jahren legte der ukrainische Botschafter Makeiev Blumen an der zentralen Gedenkstätte Neue Wache in Berlin nieder. An der Zeremonie nahmen auch Berlins Regierender Bürgermeister Wegner sowie der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Lindner, teil. Am Abend wollen sich Makeiev und ukrainische Diplomaten einem Gedenkmarsch zur Erinnerung an die ukrainischen Opfer des Zweiten Weltkrieges anschließen.

    Berliner Polizei: "Störungsfreies Gedenken"

    Mit mehr als 1.500 Einsatzkräften sicherte die Berliner Polizei die Gedenkveranstaltungen und -versammlungen in der Hauptstadt ab. Schwerpunkt waren die drei sowjetischen Ehrenmäler im Treptower Park, im Tiergarten und in der Schönholzer Heide. Dort treffen sich traditionell am 8. und 9. Mai Tausende Besucher, darunter viele aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Das Treptower Ehrenmal ist die größte Gedenkstätte sowjetischer Soldaten, hier sind 7.000 Rotarmisten bestattet.
    Bis zum frühen Nachmittag sprach die Polizei von einem störungsfreien Gedenken. Die meisten Besucher seien am Ehrenmal im Treptower Park im unteren dreistelligen Bereich gezählt worden, hieß es. Für morgen rechnet die Behörde mit deutlich mehr Besuchern, weil in den sowjetischen Nachfolgestaaten der 9. Mai als "Tag des Sieges" begangen wird.

    Oberverwaltungsgericht: Russische Flaggen bleiben verboten

    Zu dem morgigen Anlass bleibt das Zeigen von russischen Flaggen und Symbolen verboten. Das entschied das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. Solche Symbole könnten als Sympathiebekundung für die Kriegsführung Russlands gegen die Ukraine verstanden werden, hieß es vom Gericht. Das Gedenken an das Kriegsende 1945 könne nicht von der aktuellen Lage getrennt betrachtet werden.
    Das OVG bestätigte mit seiner Entscheidung eine Allgemeinverfügung der Berliner Polizei. Sie hatte das Zeigen russischer und ukrainischer Fahnen für heute und morgen verboten. Das Verwaltungsgericht hob am Freitag zuerst das Verbot für ukrainische und am Tag darauf für russische Flaggen auf. Gegen das Zeigen der russischen Symbole legte die Polizei Beschwerde beim OVG ein - mit Erfolg.

    Tag der Kapitulation - Tag des Sieges

    Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht gegenüber den Alliierten - Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich. Weil die nächtliche Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde nach Moskauer Zeit auf den 9. Mai fiel, wird der "Tag des Sieges" in Russland traditionell an diesem Tag begangen.

    Weiterführende Informationen

    In unserem Newsblog zum Krieg in der Ukraine und seinen Auswirkungen finden Sie einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen.
    Diese Nachricht wurde am 08.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.