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Weltweites Forschungsnetzwerk

Beim Stipendiatentreffen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) trafen sich in Aachen 448 ausländische Studierende aus über achtzig Ländern, um Kontakte zu knüpfen und den Studien- und Forschungsstandort Deutschland besser kennenzulernen.

Von Claudia Zimmermann | 26.05.2008
    Die jüngsten Stipendiaten sind neunzehn, die ältesten fast vierzig Jahre alt. Sie kommen zum Beispiel aus Japan, den USA, oder Nigeria. Anastasia Laptur und Julia Ksaniava aus der Ukraine und Moskau studieren in Düsseldorf internationales Recht. Sie freuen sich über das Treffen:

    "Wir können alle kennenlernen, wir können auch sehen: Es gibt so viele Leute aus verschiedenen Ländern, die nach Deutschland kommen um zu studieren. Ich finde das interessant."

    "Der DAAD bietet eine tolle Möglichkeit, um Bildung zu bekommen, was ganz wichtig ist: In der Ukraine zum Beispiel gibt es nicht viele Möglichkeiten, deutsches Recht und auch europäisches Recht zu lernen, weil die Verbindungen zwischen den Universitäten noch nicht da ist."

    Es ist eine heterogene Gruppe, die hier in der Aula im Hauptgebäude der RWTH beisammen ist. Aber alle haben das gleiche Ziel: Studieren, Karriere machen und Deutschland kennenlernen. Die meisten haben sich in ihrer Heimat auf das Stipendium vorbereitet. Der 19-jährige Görkan Özgan aus Istanbul studiert jetzt Wirtschaftsingenieurwesen an der RWTH in Aachen:

    "Im Gymnasium habe ich die ganze Zeit Deutsch gelernt und viel über Deutschland erfahren. Ich war auch schon in Deutschland und Österreich in Sommerferien, um mehr Kontakte zu haben und Leute kennenzulernen. Ich habe auch einen Austauschschüler in Wuppertal."

    Hervorragende Abi-Noten, Kenntnisse der deutschen oder englischen Sprache und die Motivation - das sind die Auswahlkriterien für das Gremium von ausländischen und deutschen Professoren, die über ein Stipendium entscheiden. Der 25-jährige Fisnik Kastratie aus dem Kosovo studiert Softwaren Systems Engineering in Aachen:

    "Es war eine hohe Konkurrenz. Aber ich war glücklich - und ich bin hier. Man muss Referenzen von den Professoren haben."

    Wer dann über den DAAD nach Deutschland kommt, wird intensiv begleitet. Die Stipendiatentreffen sind da wichtig, erklärt Dr. Dorothea Rüland, stellvertretende Generalsekretärin des DAAD:

    "Sie haben hier die Gelegenheit, sich zu vernetzen. Sie treffen natürlich Landsleute, die von anderen Universitäten kommen. Es treffen sich ja immer mehrere Bundesländer. Aber sie treffen eben auch sehr viele Fachkollegen, können hier fachliche Netzwerke herstellen. Sie haben auch die Chance, mit den DAAD-Kollegen Kontakt aufzunehmen, wenn es dann doch einmal ein Problem gibt oder irgend etwas, was wir wissen sollten - ein wichtiges Forum, auch um selbst zu lernen."

    Die 19-jährige Chimena Jalla kommt aus Mexiko. Sie studiert seit einem Jahr Maschinenbau in Aachen - die Umstellung war schwer.

    "Im Oktober hatten wir einen Treffen in Bonn für die neuen Stipendiaten. Und da haben sie uns auch über die Kultur erzählt. Es gibt viel Hilfe für uns. Hier in Aachen gibt es auch ein Sekretariat für die DAAD. Man hilft uns für das Visum, die Ankunft. Wenn Du in ein neues Land kommst und niemand kennst - das ist schwer. Damit kann man neue Leute kennenlernen. Man fühlt sich nicht mehr einsam. Da sind so viele Leute, so wie ich, aus dem Ausland alleine. Und dann fühlt man sich nicht mehr so allein."

    36 Studenten kommen aus der Volksrepublik China - das ist die größte Gruppe. Die meisten sind Doktoranden, so wie der 33-jährige Jan Zun Ling. Er promoviert an der Ruhr-Uni in Bochum in Betriebswirtschaft:

    "Ich komme aus der Tungiu Universität in Shanghai. Da gibt ein großes Projekt, vom DAAD unterstützt, das heißt: chinesisch-deutsches Hochschulkolleg. Ich arbeite da als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Und da habe ich auch eine Gelegenheit, das DAAD-Stipendium zu bekommen, in Deutschland zu studieren und anschließend nach China als Dozent."

    Das Ziel ist ein weltweites Netzwerk aller Fachbereiche, von dem Deutschland profitiert, erklärt Dr. Dorothea Rüland:

    "Wir hoffen natürlich, dass wir damit auf sehr vielfältige Weise junge Menschen im Ausland erreichen, ihnen einmal Deutschland allgemein nahe bringen - aber Deutschland insbesondere auch als Studien- und Forschungsstandort. Und Deutschland, dann eben auch in die Zukunft gerichtet, als einen interessanten, spannenden Partner in der Politik oder in der Wissenschaft."

    Die 22-jährige Bamberger Studentin Magda Stöffler hilft bei der Organisation der Aachener Großveranstaltung - und das macht ihr Spaß:

    "Das letzte Mal habe ich mich auch mit einem netten Brasilianer unterhalten, der Jura studiert. Und auch mit einem Afrikaner, zu dem ich jetzt auch immer noch Kontakt habe. Man hat auf jeden Fall die Möglichkeit, echt nette Leute kennenzulernen."

    Und dabei werden auch kulturelle Unterschiede ausgetauscht, erzählt Chimena Jalla:

    "In Mexiko, da ist es so: Wenn Du sagst, wir treffen uns um vier, dann ist es vier, halb fünf. Aber hier ist vier: Punkt vier. Man muss sich auch angewöhnen, solche Sachen zu kapieren."

    Die 20-jährige Elma Mänakai aus Rumänien ist trotzdem begeistert. Sie hat ein Jahresstipendium - in zwei Monaten ist es um:

    "Ich habe hier in Deutschland die schönste Zeit meines Lebens erlebt. Ich werde mein Bestes machen, um wieder hierher zu kommen - und noch ein anderes Stipendium zu bekommen."